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Beschäftigungspolitik im DRK

Die Arbeit in sozialen und gesundheitlichen Berufen (SAGE-Berufe) hat integrativen Charakter und nimmt einen wichtigen Stellenwert im sozialen Fürsorgesystem ein. So ist es nur wenig überraschend, dass diese Berufe eine zunehmend steigende Fach- und Arbeitskräftenachfrage verzeichnen. Mit Blick auf ihre gesellschaftliche Reichweite und Funktion brauchen soziale und gesundheitliche Berufe aus Sicht der DRK-Wohlfahrt eine stärkere Verankerung in der öffentlichen Debatte und ein damit verbundenes vorausschauendes Zukunftskonzept für die Aufrechterhaltung ihrer Strukturen und Leistungsfähigkeit.

Status Quo: Beschäftigungssituation im Sozialen Sektor

Soziale und gesundheitliche Berufe stellen neben den MINT-Berufen eine der Wachstumsbranchen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland dar. Mit einem Zuwachs von knapp 120.000 Beschäftigten in den vergangenen vier Jahren kommen die Sozial- und Erziehungsberufe auf rund 1,5 Mio. Beschäftigte (2018).

Es besteht in einigen Feldern ein enormer Fachkräftebedarf - insbesondere im Bereich Pflege - hier wird bereits von einem Notstand gesprochen. Auch im Bereich der Kinder und Jugendhilfe, vor allem in der Kindertagesbetreuung steigt der Bedarf an Fachkräften – dieser wird durch den Rechtssnspruch auf Ganztagsbetreuung weiter beschleunigt. Etwas diffus sieht das Feld der sozialen Beratung aus, da hier nur selten klassische Ausbildungswege existieren, sondern Absolventen der Sozialen Arbeit und Quereinsteigende das Berufsfeld prägen. Dennoch ist auch hier in der Praxis ein Trend erkennbar, wonach es zunehmend schwieriger wird, ausreichend fachlich geeignetes Personal für die vielfältigen und anspruchsvollen Tätigkeiten zu gewinnen. Demgegenüber profitiert etwas das Arbeitsfeld der Behindertenbetreuung von sowohl einem guten Image als auch einer finanziell ausreichenden Ausstattung und einer als angenehm beschriebenen Arbeitsatmosphäre, die eine langfristige Zufriedenheit und Bindung des Personals fördern. Erste Tendenzen zeigen aber auch hier einen zunehmenden, wenn jedoch regional unterschiedlich stark steigenden, Personalbedarf.

Darüber hinaus sind die SAGE-Berufe in der DRK-Wohlfahrt durch die zunehmend belastend wahrgenommenen Arbeitsbedingungen auch von hohen Personalfluktuationen betroffen.

Die Zukunft der sozialen und gesundheitlichen Berufe im Blick

Einzelne Arbeitsfelder haben bereits die nötige öffentliche und politische Aufmerksamkeit, so zum Beispiel die Pflege. Der Soziale Sektor im Allgemeinen hat jedoch insgesamt wachsende Probleme, die Arbeitskräftebedarfe zu decken. Eine ganzheitliche Betrachtung und ein systemischer Ansatz erscheint sinnvoll, auch um Abwanderungseffekte zwischen den einzelnen Arbeitsfeldern zu vermeiden.

Damit verbunden sein müssen neben verbesserten Rahmenbedingungen und einer allgemeinen Aufwertung von sozialen und gesundheitlichen Berufen zwingend auch neue, innovative Konzepte zur Personalansprache. Diese müssen die Wohlfahrtspflege in die Lage versetzen, die Vielfalt der Beschäftigung in der Freien Wohlfahrtspflege abzubilden, neue Beschäftigungszugänge umzusetzen und den Nachwuchs von morgen qualifikationsübergreifend zu binden. 

Neue Lösungsansätze in der DRK-Wohlfahrt

Um diesen Prozess aufzusetzen und perspektivisch in der innverbandlichen Diskussion zu begleiten, hat sich im DRK-Generalsekretariat die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Beschäftigungspolitik im Bereich Jugend und Wohlfahrt zusammengefunden, bestehend aus:

  • Altenhilfe und Pflege
  • Behindertenhilfe
  • Flüchtlingshilfe
  • Kinder- und Jugendhilfe
  • Soziale Beratung

Soziale...? Eine Begriffsbestimmung.

  • Der Soziale Sektor umfasst sämtliche Angebote, Dienste und Einrichtungen aus den Arbeitsfeldern der Alten- und Pflegehilfe, der Behindertenhilfe, der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, Gesundheit, Teilhabe, soziale Beratung und Versorgung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen sowie Migration und Flucht. Die Arbeit innerhalb des Sozialen Sektors wird vorwiegend von Professionen der SAGE-Berufe ausgeführt.
  • Soziale und gesundheitliche Berufe (SAGE-Berufe) konzentrieren sich auf die Bereiche Bildung, Erziehung, Pflege und Betreuung sowie unterschiedliche Formen der individuellen Beratung und Unterstützung. Ziel ist es, Menschen entsprechend ihren Bedarfen durch notwendige Unterstützung bei der Bewältigung individueller Lebenslagen zu helfen und zur größtmöglichen gesellschaftlichen Teilhabe beizutragen. SAGE-Berufe umfassen alle Arbeitsfelder des Sozialen Sektors und reichen in ihrer Vielfalt von der/dem staatlichen Erzieher/in über Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bis hin zu Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspflegern und zur/zum Pflegefachfrau/-mann.

Für die Verfolgung eines umfassenden, ganzheitlichen Lösungsansatzes wurde in der Arbeitsgruppe der Begriff “Beschäftigungspolitik” bewusst weit ausgelegt. Dieser soll all jene Maßnahmen und Ansätze umfassen, die zur Aufrechterhaltung und den Ausbau des Beschäftigtenniveaus in den sozialen und gesundheitlichen Berufen notwendig sind. Mögliche Maßnahmen sollen in diesem Zuge einerseits sowohl auf politischer Ebene eingefordert werden als auch, dort wo möglich, eigens von DRK Einrichtungen und Diensten entwickelt und deren Umsetzung und Weiterentwicklung angeregt werden.

Für das Ziel einer langfristig erfolgreichen Fach- und Arbeitskräftesicherung muss jedoch perspektivisch dafür Sorge getragen werden, dass sich politische und betriebliche Maßnahmen ergänzen und im Zusammenspiel neue, fruchtbare Perspektiven eröffnen.

Maßnahmen im DRK

  • Orientierungskurse für den Quereinstieg in soziale und gesundheitliche Berufe

    Zusammen mit contec GmbH konzipiert das DRK ein Rahmenkonzept für Orientierungskurse für interessierte Quereinsteigende, um diesen einen authentischen Einblick in soziale Berufe zu gewähren.

    Dabei soll der Orientierungskurs potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern/ interessierten Personen die relevanten Praxisinformationen und damit die nötige Sicherheit und Orientierung beiten, um eine fundierte Entscheidung für einen beruflichen Quereinstieg in den Sozialen Sektor zu treffen.

    Neben den Möglichkeiten, junge Menschen mit klassischen Berufsorientierungskursen für unterschiedliche Berufe zu begeistern, ermöglichen berufliche Quereinstiegsmöglichkeiten viel (noch unausgeschöpftes) Potential für die Arbeits-/Fachkräftegewinnung für Gesundheits- und Sozialberufe.

Politische Forderungen

  • Finanzierung sozialer und gesundheitlicher Versorgung sicherstellen

    Die gemeinnützigen freien Träger der Wohlfahrtspflege sind strategisch relevante Partner von Bund, Ländern und Kommunen, die ohne eigenes Gewinnstreben, verlässlich Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge übernehmen. Sie tragen dadurch zum Funktionieren des gesellschaftlichen Zusammenlebens bei. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für diesen Beitrag Schritt für Schritt abhandengekommen; soziale Sicherung wird zunehmend marktförmig betrachtet. Für die Gestaltung des sozialen Wandels ist eine starke und handlungsfähige, gemeinnützige Freie Wohlfahrtspflege jedoch unverzichtbar. 

    Die Stärkung des sozialen Sektors ist unmittelbar mit der politischen Anerkennung der Freien Wohlfahrtspflege verbunden. Die Verankerung der Förderung der Wohlfahrtspflege und Sicherung der sozialen Infrastruktur muss daher Ziel der Bundesregierung werden. Soziale Dienste müssen durch eine angemessene und dauerhaft abgesicherte Finanzierung in die Lage versetzt werden, attraktive Beschäftigungsbedingungen zu gewährleisten. Für die langfristige Planungssicherheit beim Personalschlüssel für soziale Dienste und Einrichtungen sind kontinuierliche Pauschalfinanzierungen nötig. Die strukturelle und nachhaltige Verbesserung von Arbeitsbedingungen für Beschäftigte – u.a. durch ein modernes Arbeitsumfeld sowie eine faire Bezahlung, die den Sektor insgesamt stärkt – ist für die Gewinnung neuer Arbeitskräfte und langfristige Personalbindung in den Einrichtungen essenziell.

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Umsetzung bzw. Weiterentwicklung einer Pflegeversicherungsreform 
    • Sicherstellung der ausreichenden (Re-)Finanzierung der sozialen Dienstleistungen durch Anpassung der Leistungsentgelte 
    • Abkehr von der Projektfinanzierung und Wiedereinführung einer Regelfinanzierung 
    • Schaffung und Umsetzung von Investitionsprogrammen für die flächendeckende Digitalisierung und Modernisierung der Arbeitsfelder des sozialen Sektors
  • Beschäftigungspolitische Offensive des Bundes umsetzen

    Während dem Arbeitskräftemangel in einzelnen Arbeitsfeldern und Berufsgruppen bereits die notwendige Aufmerksamkeit zuteilwird, bleibt die Problembetrachtung für den sozialen Sektor aus. Gerade dieser steht jedoch vor der Herausforderung, die großen Arbeitskräftebedarfe zu decken. Eine ganzheitliche Betrachtung und ein systemischer Ansatz sind notwendig, um auch Abwanderungseffekte zwischen den Arbeitsfeldern zu vermeiden und eine langfristige Stärkung des sozialen Sektors zu erreichen.

    Durch eine beschäftigungspolitische Offensive für SAGE-Berufe muss der Handlungsdruck zur Aufwertung und Stärkung des sozialen Sektors deutlich steigen. Zur Erreichung möglichst tragfähiger und langfristiger Lösungen ist die kontinuierliche Einbindung relevanter Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft und Praxis dringend notwendig. Auch die Einsetzung einer Enquete-Kommission würde der Relevanz des Themas Rechnung zusätzlich tragen.

     

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Einberufung eines Runden Tisches/einer konzertierten Aktion zur Zukunft von SAGE- Berufen sowie der infrastrukturellen Versorgung des sozialen Sektors 
    • Umsetzung einer breit angelegten Kommunikationsoffensive zur Sichtbarmachung von SAGE-Berufen und ihrer beruflichen Vielfalt 
    • Initiierung eines bundesweiten Bündnisses „Allianz für Aus- und Weiterbildung in SAGE-Berufen“ mit Vertretenden der Berufszweige, Wissenschaft, der Freien Wohlfahrtspflege und dem sozialen Sektor 
    • Entwicklung einer Nationalen Aus-, Weiterbildungs- und Qualifizierungsstrategie für SAGE-Berufe mit Vertretenden der Berufszweige, Bildungswerke, Wissenschaft, Gewerkschaften, der Freien Wohlfahrtspflege und dem sozialen Sektor 
  • Arbeitsbedingungen in SAGE-Berufen verbessern

    Um den sozialen Sektor für Interessierte und neues Personal attraktiv zu gestalten und auch Bestandspersonal auf lange Sicht in seinen Berufen zu halten, müssen die Arbeitsbedingungen in den sozialen und gesundheitsbezogenen Berufen verbessert und strukturell angepasst werden.

    Soziale Einrichtungen müssen in die Lage versetzt werden, Beschäftigten langfristige Weiterentwicklungsperspektiven aufzeigen zu können. Daran geknüpft ist die Eindämmung atypischer Beschäftigungsverhältnisse sowie eine Reduzierung kurzfristiger Projektfinanzierungen, die langfristige Karriereplanungen verhindern. Im Mittelpunkt muss eine realistische Personalplanung stehen, die einer Personalunterdeckung entgegenwirkt und die insgesamte Arbeitsbelastung verringert. Darüber hinaus sollte auch die betriebliche Personalentwicklung gestärkt und individuelle Karrieremöglichkeiten gefördert werden, um die langfristige Bindung von Arbeitskräften zu unterstützen. Mit Blick auf die Verbesserung von Arbeitsbedingungen muss auch eine Bezahlung angestrebt werden, die die den sozialen Sektor in der Gesamtheit seiner Arbeitsfelder aufwertet und langfristig stärkt. Im Sinn der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollten Beschäftigte des sozialen Sektors, solange ihre Bezahlung nicht ausreicht, zusätzlich mit der Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum und Kita- sowie Betreuungsplätzen in Großstädten und Ballungszentren unterstützt werden. 

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Einführung einer bedarfsgerechten Personalbemessung
    • Festlegung eines Einrichtungsschlüssels pro Landkreis/Einwohnerzahl 
    • Einschränkung befristeter Beschäftigungsverhältnisse 
    • Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Beschäftigte 
  • Nachwuchs für soziale und gesundheitliche Berufe begeistern

    Es müssen dringend die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, um die sozialen und gesundheitlichen Berufe für junge Leute attraktiv zu machen. Ein Baustein ist ein neuer Ansatz in den Freiwilligendienste, mit dem junge Menschen früh für soziale und gesundheitsbezogene Arbeitsfelder begeistert werden können aber auch lebenserfahrene Menschen, die neue Wege gehen wollen, angesprochen werden.

    1. Vermittlung beruflicher Einblicke in soziale und gesundheitliche Berufe für Kinder und Jugendliche
    2. Informationen zu sozialen und gesundheitlichen Berufen für junge Menschen

     

  • Bessere Einstiegsmöglichkeiten in soziale und gesundheitliche Berufe

    Unser Ziel ist es, neue Mitarbeitende und Quereinsteiger/-innen für die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Sozialen Arbeit und der Pflege des DRK zu gewinnen. Dazu braucht es neue Ansätze für den Einstieg in die Berufe, die wir gerade im DRK erproben. Eine Umsetzung wirkungsvoller Ansätze zu Umschulungen und Nachqualifizierungen sollte entsprechend vom BMAS sowie den weiteren betroffenen Ressorts und der Bundesagentur für Arbeit flächendeckend eingeführt werden.

    1. Angebote für Quereinsteigende
    2. Berufseinstiegsmöglichkeiten für Arbeitskräfte aus dem Ausland
    3. Berufseinstiegsmöglichkeiten für Geflüchtete
    4. Berufseinstiegsmöglichkeiten für Langzeitarbeitslose
  • Aus- und Weiterbildung fördern, weitere Qualifizierungsangebote etablieren

    Um die Zahl der Beschäftigten in SAGE-Berufen zu erhöhen und perspektivisch auf hohem Niveau zu halten, müssen Angebote der Aus- und Weiterbildung ausgebaut werden und neue Zugangswege geschaffen werden. 

    Zur Deckung der kontinuierlich wachsenden Personalbedarfe innerhalb des sozialen Sektors bedarf es einer verbindlichen Ausbildungsquote für SAGE-Berufe, deren Erreichung gesetzgeberisch festgeschrieben sein muss. Eine Karriere in einem SAGE-Berufe sollte grundsätzlich für alle möglich und nicht an finanzielle Zugangsvoraussetzungen gebunden sein. Der Einstieg in einen SAGE-Berufe muss deshalb möglichst niedrigschwellig gehalten werden. Zugleich benötigen interessierte Nachwuchskräfte bei ihrem Berufseinstieg und ihrer Karriereplanung eine bessere fachliche Orientierung sowie eine professionelle Begleitung im „Dickicht“ föderaler Bestimmungen.

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Ausbau der Ausbildungskapazitäten und Studienplätze für SAGE-Berufe 
    • Investitionen in Ausbildung und Gewinnung von Lehrpersonal für SAGE-Berufe 
    • Staatliche Übernahme von Ausbildungskosten für SAGE-Berufe 
    • Entbürokratisierung und Schaffung von bundesweit vergleichbaren Ausbildungs- und Qualifizierungswegen in sozialen und gesundheitsbezogenen Arbeitsfeldern 

    Etablierung einer zentralen Online-Plattform zur systematischen Bereitstellung von Informationen zu Qualifizierungswegen und Quereinstiegsmöglichkeiten für SAGE-Berufe sowie verfügbaren (Weiter-)Bildungsangeboten 

  • Begeisterung für SAGE-Berufe bei Nachwuchskräften entfachen

    Soziale und gesundheitsbezogene Berufe müssen für junge Menschen attraktiv und ihr gesellschaftlicher Mehrwert frühzeitig vermittelt werden. Ein wichtiger Baustein ist das Kennenlernen der Vielfalt der SAGE-Berufe – auch mit Blick auf ihre Karrieremöglichkeiten.

    Im Rahmen von Berufsorientierungskursen sollten potenzielle Arbeitgeber der SAGE-Berufe aus der Region die Möglichkeit erhalten, sich in Absolventenklassen vorzustellen. Wertvolle Netzwerke konnten so bereits vor Ort hergestellt werden. Darüber hinaus benötigt es möglichst frühe Berührungspunkte mit den Aufgaben der Sozialen Arbeit, um bereits im Schulalter Perspektiven im Berufsfeld aufzuzeigen. Hierfür sind sowohl politische Maßnahmen auf Bundes- als auch auf Landesebene notwendig, um im Zuge der schulischen Berufsorientierung die Vielfalt der SAGE-Berufe besser abzubilden. Vorbild für entsprechende Maßnahmen sollten die flächendeckend angelegten Bildungs- und Informationsangebote im MINT-Bereich sein. Auch braucht es einen neuen Ansatz in den Freiwilligendiensten, der konsequent die Bedarfe junger Menschen adressiert, wie der Erwerb von Qualifikationen für spätere Ausbildungswege, die Ermöglichung von kürzeren und flexibleren Einsätzen oder die bessere Übersichtlichkeit der bundesweiten Angebote. 

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Förderung des Ausbaus sozial- und gesundheitswissenschaftlicher Gymnasien 
    • Ausbau von Schulsozialpraktika und Einführung eines „Social Day“ 
    • Etablierung von Berufsorientierungskursen zu SAGE-Berufen im Schulkontext 
    • Ausweitung des Programms JOBSTARTER plus auf SAGE-Berufe 
    • Stärkung von Freiwilligendiensten im sozialen Sektor 

    Förderung von sozialen Kooperationsprojekten

  • Bessere Einstiegsmöglichkeiten in SAGE-Berufe schaffen

    Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels werden neue Einstiegsmöglichkeiten in SAGE-Berufe eine immer zentralere Rolle bei der langfristigen Aufrechterhaltung des Beschäftigtenniveaus spielen.

    Wege des Berufseinstiegs müssen nicht neu erfunden, jedoch möglichst einheitlich geregelt und für Interessierte niedrigschwellig zugänglich gemacht werden. Die Anerkennung von relevanten Vorqualifikationen muss vereinheitlicht werden und daraus resultierende Schul- bzw. Berufsabschlüsse – auch über föderale Landesgrenzen hinweg – anerkannt werden. Zur Gewinnung neuer Mitarbeitender sollten auch neue Wege beschritten werden, die nicht dem klassischen Karrierewege entsprechen. Um diese Quereinstiege zu fördern, braucht es ein öffentliches und politisches Bekenntnis. Ein verlassener erster Bildungsweg und eine anschließende, fachliche Umorientierung können einen Mehrwert für Arbeitnehmende und Arbeitgeber bieten. M Die hierfür notwendigen Nachqualifizierungen müssen politisch gesichert werden, um den zweiten Karriereweg zu einem gleichberechtigten und anerkannten Berufszugang zu gestalten. Mit Blick auf das im Quereinstieg liegende Potenzial sollten möglichst unterschiedliche Personengruppen angesprochen werden.

    Politischer Handlungsauftrag: 

    ...für Quereinsteigende 

    • Umsetzung eines bundesweiten beschäftigungspolitischen Konzeptes für die Stärkung des beruflichen Quereinstiegs in SAGE-Berufe in Verbindung mit geeigneten berufsbegleitenden Qualifizierungsangeboten 
    • Schaffung von (finanziellen) Anreizen für Quereinsteigende zur Förderung von Umschulungs- und Qualifizierungsangeboten für SAGE-Berufe 
    • Förderung von „sozialen Sabbaticals“ zur Erprobung von SAGE-Berufen 
    • Ausbau der bestehenden Förderungsmöglichkeiten (u.a. Aufstiegs-BAföG)
    • Förderung von regionalen Berufsorientierungskursen für SAGE-Berufe

     

    …für Arbeitskräfte aus dem Ausland 

    • Einführung kostenfreier Umschulungsmöglichkeiten bei Arbeitslosigkeit in SAGE-Berufe
    • Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen 
    • Ausbau von Vorintegrationsmaßnahmen für Interessierte aus dem Ausland 
    • Ausbau der Integrations- und Sprachkursangebote 
    • Einführung von Berufsorientierungsprogrammen für Geflüchtete in SAGE-Berufe
  • Wiedereinstiege fördern

    Die Arbeit im sozialen Sektor wird zu einem signifikanten Anteil von Frauen erledigt – der Anteil männlicher Beschäftigter bleibt nach wie vor deutlich hinter anderen Arbeitsfeldern zurück. Um soziale und gesundheitsbezogene Berufe zu stärken und die Akzeptanz des sozialen Sektors zu erhöhen, ist eine realitätsnahe Abbildung der Gesellschaft unerlässlich. 

    Durch politische Initiativen und die Fortführung sowie Weiterentwicklung bestehender Bundesprogramme muss Geschlechtergerechtigkeit im sozialen Sektor verankert werden. Erklärtes Ziel sollte es sein, beschäftigungspolitische Lösungsansätze mittelfristig nicht mehr nur entlang bestehender Rollenklischees zu suchen. Zusätzlich sollten Beschäftigte nach Erziehungs- und Pflegezeiten bei der Rückkehr in ihren SAGE-Beruf sowie bei einem angestrebten Wechsel oder einer Weiterbildung durch politische Programme unterstützt werden.

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Erweiterung und Entfristung des Aktionsprogramms Perspektive Wiedereinstieg mit Fokus auf SAGE-Berufe 
    • Einführung von geförderten Weiterbildungsmaßnahmen für SAGE-Berufe für berufsrückkehrende Frauen und Männer nach der Elternzeit 
    • Umsetzung von Programmen zur Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs mit stärkerem Fokus auf SAGE-Berufen
  • Digitalisierung und Innovationsförderung umsetzen

    Ohne zusätzliche Ressourcen kann die notwendige Digitalisierung von Angeboten und Dienstleistungen im sozialen Sektor nicht erfolgreich fortgeführt werden. Für Träger der Freien Wohlfahrtspflege gibt es seitens der Zuwendungsgeber nur wenig Spielraum, neue Ideen und präventive Maßnahmen zu erproben. Angebote und Leistungen sind über Leistungsentgelte und Verträge restriktiv reglementiert bzw. häufig überreglementiert. 

    Die Covid-19-Pandemie hat gezeigt, wie notwendig digitale Angebote und Dienstleistungen für Rat- und Hilfesuchende sind. Punktuell wurden einzelne Leistungen und Prozesse bereits digitalisiert, darunter Beratungsangebote oder der Datenaustausch innerhalb des Pflege- und Gesundheitssystems. Es bedarf jedoch eigener Förderprogramme, die die digitale Infrastruktur gemeinnütziger Organisationen stärken. Perspektivisch sind die Kosten für digitale Angebote in die Regelsysteme (Sozialgesetzbücher) zu verankern, sodass digitale Leistungserbringungen möglich sind. Um neue Ansätze im sozialen und gesundheitsbezogenen Bereich zu testen, bedarf es einer Refinanzierung außerhalb bestehender Leistungssysteme. Neue Wege der Innovationsförderung auf Bundesebene könnten beispielsweise „Social Impact Bonds“ darstellen, die ausschließlich innovative Projekte finanzieren und für die keine Regelfinanzierung in Frage kommt. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Wohlfahrtspflege in alle Vorhaben der sozialen Innovationsförderung miteinbezogen wird. 

    Politischer Handlungsauftrag: 

    • Umsetzung eigener Digitalisierungsförderprogramme für den sozialen Sektor 
    • Einführung einer Innovationsförderung auf Bundesebene 
    • Einbeziehung des sozialen Sektors in Vorhaben der sozialen Innovationsförderung

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Ansprechpersonen zum Thema Beschäftigungspolitik

Jan-Niklas Mehler

Referent Sozialpolitik

J.Mehler(at)drk.de
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