Seit 17 Jahren bin ich nun schon im DRK-Bundesverband tätig. Egal, welche Aufgabe ich in dieser Zeit übernommen habe, eines blieb konstant: die Bedeutung der Rotkreuz- und Rothalbmond-Grundsätze als grundlegendes Leitbild. Im Hauptaufgabenfeld Kindertagesbetreuung sind sie von besonderer Relevanz, da sie in eigenen Formulierungen für die pädagogische Praxis vorliegen. Doch warum sollten Grundsätze, die ursprünglich für den bewaffneten Konflikt auf dem Schlachtfeld entwickelt wurden, auch für Kinder in DRK-Kindertageseinrichtungen von Bedeutung sein?
Wieso humanitäre Grundsätze in der Kinderbetreuung?
Zum einen sind die sieben Rotkreuz-Grundsätze Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität für alle im Roten Kreuz Tätigen weltweit verpflichtend. Das heißt, alle Mitarbeitenden sollen ihre Arbeit nach diesen Prinzipien ausrichten.
Zum anderen, und was für den Bereich Kindertagesbetreuung viel wichtiger scheint: Die sieben Rotkreuz-Grundsätze sind tief mit den Bedürfnissen und Rechten der Kinder verbunden. Sie legen den Grundstein für eine inklusive und wertschätzende Erziehung und helfen uns, eine Kultur des Friedens, der Toleranz und des Respekts zu schaffen, in der Mitgefühl und Solidarität im Mittelpunkt stehen. D.h. in den DRK-Kindertageseinrichtungen vermitteln wir den Kindern nicht nur Wissen und Fähigkeiten, sondern bringen ihnen auch grundlegende menschliche Werte nahe. Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Grundsätze bieten uns die Möglichkeit, dies auf eine ganzheitliche und praxisnahe Weise zu tun. Indem wir die Kinder ermutigen, diese Grundsätze im Alltag zu erleben und zu praktizieren, fördern wir ihre soziale Kompetenz, Empathie und Verantwortungsbewusstsein.
Wie können Kinder und Familien die Grundsätze im Kita-Alltag konkret erfahren?
Im pädagogischen Alltag können wir die Grundsätze auf vielfältige Weise erfahrbar machen.
- Wertebasierte pädagogische Angebote: Die Erzieherinnen und Erzieher in DRK-Kitas gestalten pädagogische Angebote, die auf die Vermittlung der Rotkreuz-Grundsätze abzielen. Dies kann beispielsweise durch Geschichten oder Spiele geschehen, in denen die Kinder die Werte des Roten Kreuzes kennenlernen und erleben. Als Materialien eigenen sich Henry und Mischi, Lisa und das Rote Kreuz und die Postkarten zu den Rotkreuz-Grundsätzen für die pädagogische Praxis. Wir schaffen Räume, in denen sie lernen, Konflikte gewaltfrei zu lösen und Vorurteile abzubauen.
- Vorbild sein: Die Erzieherinnen und Erzieher in DRK-Kitas leben die Rotkreuz-Grundsätze vor und dienen den Kindern als Vorbilder. Sie zeigen den Kindern, wie man anderen Menschen hilft, respektvoll miteinander umgeht und sich für eine gerechte und solidarische Gesellschaft einsetzt.
- Vielfalt und Toleranz aktiv fördern: Indem wir die Werte des Respekts und der Toleranz fördern, lehren wir den Kindern, die Individualität und Vielfalt in unserer Gesellschaft anzuerkennen und zu schätzen. Wir können den Kindern beibringen, was es bedeutet, für andere da zu sein, indem wir sie ermutigen, sich gegenseitig zu helfen und Konflikte friedlich zu lösen.
- Werte in Projekten und Aktionen erfahrbar machen: DRK-Kitas organisieren regelmäßig Projekte und Aktionen, bei denen die Kinder die Rotkreuz-Grundsätze erfahren können. Dies können beispielsweise Spendenaktionen für bedürftige Menschen sein oder Besuche von DRK-Einrichtungen, um den Kindern einen Einblick in die Arbeit des Roten Kreuzes zu geben. Auch in Erste-Hilfe-Kursen für Kinder können sie spielerisch lernen, wie man anderen Menschen in Not helfen kann und wie wichtig es ist, anderen zu helfen.
- Elternpartizipation ermöglichen: Außerdem können Eltern in die Aktivitäten einbezogen werden, indem sie beispielsweise zu einem Elternabend eingeladen werden, bei dem die Grundsätze thematisiert werden.
Welche konkreten Erfahrungen gibt es im Verband mit den Grundsätzen im Kita-Alltag?
Wie die Umsetzung der Rotkreuz- und Rothalbmond-Grundsätze gelingen kann, davon erzählen zwei pädagogische Fachkräfte in unserem Podcast „Mit Profil! – Die DRK-Kitas“.