Vater hält Tochter im Arm

Es braucht keine „starken“, sondern gesunde Männer

Der Internationale Männertag wurde am 19. November ins Leben gerufen und wird heute in rund 80 Ländern unterstützt. Ziel des Aktionstages ist es, die Aufmerksamkeit auf die körperliche und mentale Gesundheit von Jungen und Männern zu lenken, auf die Gleichstellung aufmerksam zu machen und soziale Themen anzusprechen, die Männer betreffen.

Vom Privileg zum Risiko?

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer mit 78,5 Jahren rund 5 Jahre unter der der Frauen (83,4 Jahre). Zudem werden in Deutschland rund 75 % der Suizide von Männern begangen. An dieser Stelle ließen sich unzählige weitere Beispiele anführen, bei denen Männer ein erhöhtes Gesundheitsrisiko aufweisen, wie z. B. Lungenkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ-2, alkoholbedingte Erkrankungen, oder Suchterkrankungen. 

Doch woran liegt das erhöhte Gesundheitsrisiko? An der Versorgung selbst wohl kaum, denn historisch gesehen wurde das männliche Geschlecht in der medizinischen Forschung und Versorgung bevorzugt (Gender-Data-Gap). Dennoch bleibt es ein gewisses Paradoxon, dass trotz dieser günstigen Ausgangslage Männer in vielen medizinischen Bereichen gesundheitlich schlechter abschneiden. 

Männer und Gesundheit - Was sich ändern muss

Dabei geht es hier nicht darum, die Geschlechter gegenüberzustellen, sondern darum, Männer dazu einzuladen, sich einen Moment mit ihrer eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen.

Denn die Antwort auf diese Frage “Woran liegt das erhöhte Gesundheitsrisiko?”  hat viele Facetten. Ein zentraler Punkt ist allerdings, dass Männer oft dazu neigen, gesundheitliche Probleme zu ignorieren oder herunterzuspielen – sei es aus Scham, Unwissenheit oder dem Glauben, immer „stark“ sein zu müssen. Diese patriarchalisch geprägte Erwartungshaltung führt nun Mal auch dazu, dass Männer seltener Vorsorgeuntersuchungen oder Präventivangebote wahrnehmen, sich weniger mit Gesundheitsthemen auseinandersetzen, weniger über psychische Belastungen sprechen und ihre Gefühle und Bedürfnisse unterdrücken.

Das Beispiel Suizide zeigt es recht anschaulich. In Deutschland sind rund 75 % der Suizide männlich. Das liegt nicht daran, dass Männer „anfälliger“ für psychische Krankheiten wären, sondern daran, dass sie häufig keinen Zugang zu geeigneten Bewältigungsstrategien finden oder sich Unterstützung holen. Depressionen sind dabei oftmals der Ausgangspunkt und äußern sich bei Männern weniger anhand klassischer Depressionssymptome, sondern über erhöhte Feindseligkeit, innere Anspannung, Alkohol- und Substanzkonsum. Ähnlich verhält es sich mit körperlichen Beschwerden – der Gang in die Ärztepraxen wird oft so lange hinausgezögert, bis ernsthafte Probleme entstehen. Dabei ist es kein Zeichen von Schwäche, sich mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen. Im Gegenteil: Es zeugt von Reife und Selbstverantwortung, sich um den eigenen Körper und Geist zu kümmern. 

Muster durchbrechen und Unterstützung annehmen

Es erfordert Mut und Eigeninitiative, alte Muster zu hinterfragen und anzuerkennen, dass man manchmal Unterstützung braucht - und die braucht JEDER einmal – sei es für kleine Herausforderungen des Alltags oder größere Lebenskrisen. Angebote wahrzunehmen, die dabei helfen, mit Belastungen besser umzugehen, ist ein wichtiger Schritt. Das Deutsche Rote Kreuz bietet zahlreiche Möglichkeiten, genau hier anzusetzen (siehe Ende des Beitrags) – von praktischen Hilfen bis hin zu Beratungsangeboten. Denn niemand muss den Weg allein gehen und Überforderung muss nicht zwangsläufig krank machen.

Erkennen. Annehmen. Handeln.

Manchmal ist es nicht leicht, die eigenen Schwächen zu erkennen, anzunehmen und aktiv an ihnen zu arbeiten. Das ist ganz normal und geht vielen so und ist auch OK. Um jedoch das eigene gesundheitsförderliche Verhalten besser einzuordnen, können ein paar gezielte Fragen hilfreich sein:

Zu Gesundheit und Prävention

  • Kenne ich meine Gesundheitswerte (z.B. Blutdruck, Cholesterin, Gewicht)?
  • Fällt es mir schwer, über meine körperlichen oder psychischen Beschwerden zu sprechen? Wenn, warum fällt es mir schwer?
  • Gehe ich regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen? Wenn nicht, was hält mich davon ab?


Zu mentaler Gesundheit und Wohlbefinden

  • Ist es für mich schwierig, über Gefühle, Ängste oder Belastungen zu sprechen? Wenn ja, warum ist das für mich schwierig?
  • Wem würde ich mich anvertrauen, wenn ich mich überfordert fühle?
  • Wann fühle ich mich unter Druck, stark und unverwundbar wirken zu müssen?
  • Wie gehe ich mit Stress, Scheitern oder Verlusten um?


Zu gesellschaftlichen Erwartungen und Rollenbildern

  • Welche „typisch männlichen“ Erwartungen setze ich mir selbst – und warum?
  • Welche Rolle spielen gesellschaftliche Ideale von Männlichkeit in meinem Leben?


Zu Verantwortung und Gleichstellung

  • Was kann ich zu einem gleichgestellten und respektvollen Umgang miteinander beitragen?
  • Wie kann ich ein Vorbild für andere Männer oder die nächste Generation sein?


Allgemeine Fragen zum Nachdenken

  • Was bedeutet „Männlichkeit“ für mich – und ist dieses Bild gesund für mich und mein Umfeld?
  • Wie kann ich andere Männer ermutigen, offener mit ihren Herausforderungen umzugehen?
  • Warum ist es so schwer, über Themen wie Männergesundheit und mentale Belastungen offen zu sprechen?

Eine Auswahl an DRK Unterstützungsangebote zu diversen herausfordernden Themen des Lebens

Allgemein

Diversität im DRK weiterführende Informationen zu u.a. Diversität Inklusion, Rollenbilder, binäre und nicht-binäre Geschlechtsidentität 

mbeon Kostenfreie Online-Migrationsberatung in 40 Sprachen. Unterstützung bei der Bewältigung individueller Probleme.

Pflegeberatung Kostenfreie Beratung rund um das Thema Pflege und Betreuung

Schuldnerberatung Kostenfreie ganzheitliche Beratung und Unterstützung von Schuldnern in allen Situationen von Überschuldungen

Suchtberatung & Drogenberatung  Kostenfreie professionelle Unterstützung um einen Weg aus der Abhängigkeit zu finden und möglichen seelischen und gesundheitlichen Folgen vorzubeugen

Bewegung 

Aktivierender Hausbesuch  Bewegungs- und Entlastungsangebot für pflegende Angehörige 

DRK Gesundheitsprogramme Sport und Bewegungskurse für Personen in der zweiten Lebensphase zur Gesunderhaltung

Familie und Jugend

RealTalk Kostenfreie Peer-to-Peer Beratung für Jugendliche zwischen 16- 20 Jahren bei Stress in der Schule, Mobbing, Liebeskummer, Depressionen und anderen Problemlagen

DRK Elterncampus - Virtuelle Live Kurse für Dich & Dein Kind Austausch- und Unterstützungsplattform für Eltern bei familiären Herausforderungen rund um Geburt und Familienleben

Mutter / Vater Kind Kur: Beratung, Angebot und Hilfe  Kostenfreie professionelle Beratung. Kindererziehung, Mehrfachbelastungen können herausfordernd sein und die Gesundheit gefährden. Hier erhalten Sie Beratung zur Bewältigung von Mehrfachbelastungen.

Gewalt

Leitfaden Gewaltschutzkonzept DRK-Leitfaden zur Gewaltprävention in Einrichtungen der DRK-Kinder- und Jugendhilfe  

Gewaltschutz in der Pflege  Impulspapier zur Gewaltprävention Pflege