Im Input von Dr.in Christiane Meiner-Teubner von der TU Dortmund zur quantitativen und qualitativen Entwicklung der Kindertagesbetreuung in den letzten zehn Jahren wurde deutlich, dass insbesondere auf der Grundlage der Bevölkerungsprognosen für Ost- und Westdeutschland sehr unterschiedliche Herausforderungen für das Arbeitsfeld in Ost und West zu erwarten sind.
Prof.in Dr.in Gundula Zoch von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg legte in ihrem Vortrag zu dieser Frage den Schwerpunkt auf die Erwerbstätigkeit von Frauen und Müttern. Dies ist ein wirtschaftlich relevanter Faktor, und es gibt weitere wichtige Gründe, in das System frühkindliche Bildung zu investieren:
Trotz des massiven Fachkräftemangels und der daraus resultierenden schwierigen Rahmenbedingungen ist es unabdingbar, kontinuierlich in die Qualität zu investieren. Andernfalls besteht die Gefahr einer Abwärtsspirale, bei der sich die Arbeitsbedingungen verschlechtern und die pädagogische Qualität in den Einrichtungen abnimmt, was wiederum den weiteren Verlust von Personal zur Folge hat. Nur hohe Qualität und gute Rahmenbedingungen machen den anspruchsvollen Bereich der frühkindlichen Bildung attraktiv. Eine radikale Herangehensweise wäre, die Sicherung und Weiterentwicklung Qualität in den Einrichtungen vor die Gewinnung von Fachkräften zu stellen. Pragmatischer ist es, sowohl in Qualität als auch in Fachkräfte gleichzeitig zu investieren, selbst in Zeiten hohen Fachkräftebedarfs. Dies beides erfordert in jedem Fall dauerhaft ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen.
Obwohl die anwesenden Abgeordneten von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, CDU und Die Linke sich einig waren, dass weitere Investitionen in die frühkindliche Bildung dringend notwendig sind, bleibt das grundlegende Problem bestehen: die Finanzierung. Dieses Dilemma wird verschärft durch einen endlosen "Zuständigkeits-Poker" zwischen Bund, Ländern und Kommunen.Zudem scheint die frühkindliche Bildung in der politischen Agenda häufig eine zu geringe Priorität einzunehmen, was sich auch an den aktuellen Einsparungen in diesem Bereich zeigt.
Die Abgeordneten betonten, dass die Gesellschaft einen größeren Druck ausüben sollte, um die Bedeutung der frühkindlichen Bildung auf die politische Agenda zu setzen. Gleichzeitig wurde kritisiert, dass die Medien diesem Thema oft zu wenig Aufmerksamkeit widmen, Stichwort “Familie und Gedöns”. Dies führte zur Forderung, dass die verschiedenen Akteure, darunter Verbände, Träger, Bildungseinrichtungen und Familien, einen stärkeren gesellschaftlichen Druck aufbauen sollten.
Wie können Kinder, Familien oder pädagogische Fachkräfte diesen Druck tatsächlich ausüben? Welche konkreten Schritte und Instrumente stehen ihnen zur Verfügung, um die öffentliche Aufmerksamkeit und politische Unterstützung für die frühkindliche Bildung zu gewinnen?
Alle im System Kindertagesbetreuung brauchen Unterstützung bei der Wahrnehmung ihrer Interessen. Es braucht daher mehr Engagement von politischen Entscheidungsträgern, um frühkindliche Bildung zur Chefsache zu machen. Initiativen wie die Sprachkita-Initiative von Erik von Malottki, der aus seiner Position heraus politische Aktionen für und mit den Stakeholdern zum Erhalt des Bundesprogramms Sprachkitas koordinierte, zeigen, dass dies sehr wohl möglich ist.
Und die Wirtschaft sollte sich stärker für die Interessen von Kindern und Familien einsetzen, denn frühkindliche Bildung ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) engagiert sich regelmäßig, um die Bedeutung und tatsächlichen Auswirkungen der Bundespolitik in der Praxis zu verdeutlichen, insbesondere im Hinblick auf die dringend notwendigen Investitionen in die frühkindliche Bildung.
Es ist an der Zeit, dass frühkindliche Bildung Chefsache wird, und die erforderlichen Ressourcen und Aufmerksamkeit erhält, um unsere Kinder, Familien, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Der politische Wille ist da, doch es bedarf einer konkreten Finanzierungsstrategie, um diesen wichtigen Bereich angemessen zu unterstützen.