Jugendliche Corona Belastung
Pixabay

Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona: Abschlussbericht der IMA

73 % der jungen Menschen sind bis heute durch die Einschränkungen während der Pandemie enorm gestresst. Hinzu kommen aktuelle Belastungen durch Krieg, Inflation und Klimakrise. 

 

Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Land  

„Es braucht ein ganzes Land, um allen Kindern und Jugendlichen ein gesundes Aufwachsen und eine gute Zukunft auch in krisenhaften Zeiten zu ermöglichen. Eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Ländern und Kommunen im Schulterschluss mit dem Gesundheitswesen und der Wissenschaft ist nötig.“  

So das Fazit des am Mittwoch vergangener Woche von der Bundesregierung verabschiedeten Abschlussberichts: „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“ einer - aus Vertreter/-innen der Länder sowie Expert-/innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zusammengesetzten - Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA).  
 

Der Abschlussbericht der IMA - ein Eilauftrag für Bund, Länder, Kommunen & Co.   


Der auf zahlreichen wissenschaftlichen Daten und Studien basierende Abschlussbericht appelliert an Bund, Länder, Kommunen, Gesundheitswesen und Wissenschaft, ein umfassendes Konzept zur Abmilderung der psychischen und körperlichen Sekundärfolgen der Pandemie für Kinder, Jugendliche und Familien zu entwickeln. Es ist ein Eilauftrag angesichts der Tatsache, dass anhaltend bis heute 73 % der Kinder und Jugendlichen hiervon betroffen und zeitgleich im Gesundheitswesen in hohem Maß nur unzureichend Therapieplätze oder psycho-soziale Präventionsangebote zur Verfügung stehen.  

Damit sind insbesondere sozial benachteiligte und individuell beeinträchtigte Kinder und Jugendliche dem erhöhten Risiko ausgesetzt, dass sich psychische Langzeitfolgen manifestieren und zukunftsrelevante Bildungs- und Teilhabechancen dramatisch schmälern können.  


Die gesundheitlichen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Fokus   


Deshalb stehen die - lange viel zu wenig beachteten - Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Fokus des Berichts der IMA und ihrer Handlungsempfehlungen.

Diese beziehen sich auf die Handlungsfelder:  

  • Frühe Hilfen
  • Kindertagesbetreuung
  • Schulen
  • Gesundheitswesen
  • und Jugend- und Familienhilfe 

Auch wenn der Bund in Bezug auf diese schon einige gesundheitsfördernde, gesetzgeberische Lösungsansätze, Modellprojekte und Initiativen für Kinder, Jugendliche und Familien auf den Weg gebracht hat, ergänzt die IMA diese Auflistung durchaus auch durch eigene - z.T. jedoch eher recht allgemein formulierte – Vorschläge, die z.B. eine bessere Vernetzung relevanter Akteure oder den Ausbau digitaler Zugänge zu gesundheitsfördernden Angeboten avisieren.  

Ein wichtiger Aspekt betrifft hierbei auch das Thema Fachkräftemangel, dem durch die Bindung von Fachkräften durch gesundheitsrelevante (Zusatz-) Qualifikationen sowie die Nutzung des Potenzials von Quereinsteigenden aus Gesundheitsberufen begegnet werden kann.     


Handlungsfeld Schule 


Bei den Vorschlägen ist noch Luft nach oben: Insbesondere in Bezug auf das Handlungsfeld Schule, in dem auch die IMA ein immenses Potential zur „Breitenförderung“ von Resilienz, mentaler Gesundheit, Sport und Bewegung sieht. Gerade auch im Hinblick auf die aktuell anstehende Umsetzung der Bundesinvestitionsprogramme zum Ausbau des Ganztagsbetriebs an Schulen. Investitionen in Sport- und Spielgeräte, die Schaffung von Bewegungsräumen, in die bewegungsfördernde Umgestaltung von Außenflächen oder die Ausstattung von Schulküchen können hier jetzt schon zielgerichtet und konkret ansetzen und einem gesundheitsorientierten Ganztag den Weg ebnen.  

Mentale Gesundheit stärken

Ebenso sieht die IMA in dem neuen, mit zehn Millionen Euro ausgestatteten BMFSFJ-Modellprogramm Mental Health Coaches an Schulen, als Teil des im Koalitionsvertrag vereinbarten Zukunftsprogramms für Bewegung, Kultur und Gesundheit, durchaus Chancen, die mentale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern durch präventive Gruppenangebote und Mental First Aid durch geschulte pädagogische Fachkräfte zu stärken. Zudem plädiert sie für den Ausbau schulpsychologischer Dienste.  

Mehr Schulsozialarbeitende braucht das Land

Allerdings – und hier setzt abschließend unsere Kritik an: Ein zentraler implizit gesundheitsfördernder Akteur im Handlungsfeld Schule bleibt seitens der IMA komplett unerwähnt - die Schulsozialarbeit. Dabei stellt gerade sie eine zentrale Ressource für professionelle, vertrauensvolle und resilienzfördernde Beziehungsarbeit an Schulen dar.  

Dieses - längst nicht ausreichend bestehende- sozialpädagogische Angebot an Schulen kontinuierlich zu finanzieren sowie flächendeckend und durch Zusatzqualifikationen im Themenbereich mentale Gesundheit/Gesundheitskompetenz profilschärfend auszubauen, wäre u.E. die effektivste und nachhaltigste Methode, um eine für alle Schülerinnen und Schüler niedrigschwellig zugängliche Gesundheitsförderung in diesem Land zu etablieren.  

 

Quellen: