Ganz aktuell wird es wieder sichtbar: Ohne die 630 Migrationsberatenden des DRK, ohne die Menschen, die haupt- und ehrenamtlich in den 105 DRK-Unterkunftseinrichtungen für Geflüchtete da sind und ohne meine Kolleginnen und Kollegen im DRK-Generalsekretariat, die fachlich für Flucht und Migration zuständig sind, wären so Viele, die um ihre Angehörigen und Freunde in Afghanistan bangen, ins Leere gelaufen. Die Mitarbeitenden des DRK waren und sind für Menschen in Not da, haben Informationen weitergegeben, Wege aufgezeigt, haben beruhigt und manchmal auch einfach nur zugehört. Und sie haben damit einmal mehr den Staat unterstützt, dessen eigene Strukturen kaum in der Lage gewesen wären, diese Aufgabe zu übernehmen.
In der aktuellen Hochwasserkatastrophe bringt das DRK seinen großen Vorteil, Wohlfahrtsverband und Hilfsorganisation unter einem Dach zu haben zur Geltung. Soziale Betreuung oder die professionelle Ansprache an Familien geht hier mit dem Aufbau von Notunterkünften Hand in Hand.
In Krisen wird sichtbar, was im Alltag immer als selbstverständlich gesehen wird. Das DRK und die anderen Wohlfahrtsverbände sind Garanten für ein umfassendes Gesamtleistungspaket und bürgerschaftliches Engagement. In der Corona-Krise hat die Bundesregierung viel getan, um die Angebote zu sichern und den Status Quo der sozialen Infrastruktur zu erhalten. Und doch gelingt es nicht, eine Unterstützung der frei-gemeinnützigen Wohlfahrtspflege nachhaltig zu verankern. Ihre Rahmenbedingungen werden durch Politik und Verwaltung verschärft, die Aufmerksamkeit und die Wertschätzung, die Ehrenamtliche und Mitarbeitenden verdienen, sind so kaum erkennbar.
Es ist schon paradox: Die politisch Verantwortlichen verlassen sich auf ein System, dessen schleichende Aushöhlung sie nicht sehen wollen oder sehenden Auges in Kauf nehmen. In einem aktuellen Brennpunkt machen wir deutlich, dass politische Handlungen dringend einzuleiten sind. Wir fordern einen Vorrang für Gemeinnützigkeit im sozialen Sektor und damit ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum Prinzip der selbstlosen Leistungserbringung und zu einem verlässlichen Sozialstaat: Brennpunkt Gemeinnützigkeit. Letztlich geht es darum, ein System, das sich eben nicht nur in Krisen bewährt, dauerhaft zu erhalten.
Die Resonanz aus dem politischen Raum bisher: Null! Im Wahlkampf und auch in den Wahlprogrammen verliert keine Partei ein Wort zur Wohlfahrtspflege. Das war schon in den vergangenen Bundestagswahlkämpfen so – und zeigt: Die Probleme liegen tiefer.
Wir haben auf unserem verbandsinternen Tagungsformat #ZukunftWohlfahrt sowie in unserer Reihe „Care-Kompass" mit dem Progressiven Zentrum festgestellt, dass es ein weit verbreitetes und tiefsitzendes Misstrauen gegenüber jeglichen sozialen Hilfen gibt. Das spüren wir auch im Bund in der politischen Kommunikation. Forderungen nach besserer Ausstattung sozialer Angebote sind kaum unterzubringen, das gilt parteiübergreifend.
Natürlich müssen wir auch uns selbst immer wieder hinterfragen und bereit sein, neue Wege zu gehen. Mit dem Blog „Wer sind wir, wer wollen wir sein“ habe ich im Januar 2020 Gedanken formuliert, die heute noch genauso gültig sind. Es muss uns gelingen, die eigene besondere Stellung besser herauszuarbeiten und das eigene Profil weiter zu schärfen. Dass aus diesem Blogbeitrag eine Debatte spitzenverbandsübergreifende Debatte entstanden ist, hat mich sehr gefreut. Auf dem Wohlfahrtskongress 2019 haben wir DRK-intern diskutiert, wie wir uns weiterentwickeln wollen und können. Und mit unserer ersten innerverbandlichen Tagung unter dem Titel #ZukunftWohlfahrt konnten wir einen Meilenstein setzen: Mit einem Sieben-Punkte-Plan unter der Überschrift „Wir im DRK machen Wohlfahrt und können auch Krise. Für eine zielgerichtete politische Kommunikation“ haben wir konkrete Ziele vereinbart.
In diesem Sinne präsentieren wir Ihnen unsere Infografiken DRK-Wohlfahrt 2021 mit denen wir die vielfältigen Angebote der Wohlfahrtspflege im DRK sowie Aspekte unserer Arbeit anschaulich näherbringen. Es ist mittlerweile die zweite Auflage und wir freuen uns sehr darüber. Es ist unsere Visitenkarte, ein kleiner Baustein unserer Kommunikation und hoffentlich auch ein Beitrag dazu, den Stellenwert der Freien Wohlfahrtspflege näherzubringen.