Thomas Kalwitzki (Uni Bremen) im Vortrag zum PeBeM.

Wohlfahrtskongress-Panel Pflegeteams 2.0: Sicherungsupdate steht aus! Auf dem Weg zu einer optimalen Personaleinsatzplanung

Das neue Personalbemessungsinstrument nach § 113c SGB XI für die stationäre Langzeitpflege wird zu einem Personalmehrbedarf an Fach- aber insbesondere auch Assistenzkräften (mit dem Qualitätsniveau 3, kurz QN3) führen. Das DRK setzt sich dementsprechend schon länger für mehr Personal in Pflegeeinrichtungen mit „Augenmaß“ ein.

Ein höherer Personalbedarf erfordert angesichts der Personalnot von den Einrichtungen voraussichtlich jedoch eine sehr viel detailliertere Pflegepersonalplanung als bisher. Denn damit ist im Rahmen der Organisationsentwicklung auch eine entsprechende Personal- und Kompetenzentwicklung verbunden, um die jeweils benötigten Qualifikationsniveau-Stufen des nach Skills (Kompetenzen) und Grades (Qualifikationen) geteilten Personalmixes gemäß dem Personalbemessungsverfahren sicherstellen zu können.

In dem vom DRK- Team für Gesundheit, Seniorenarbeit und Pflege organisierten Panel wurde, unter der Moderation von Karolina Molter, gemeinsam der Frage nachgegangen, wie angesichts massiver Herausforderungen in der stationären Langzeitpflege eine Mehrpersonalisierung und eine fachliche Weiterentwicklung möglich werden kann. Christian Hener aus dem DRK-Generalsekretariat betonte in seinem Input die Vorzüge eines Personaleinsatzes, der die Skills und Grades, also die Kompetenzen und Qualifikationen der beruflich Pflegenden, mit Blick auf die Pflege und Betreuung der Menschen mit Pflegebedarf stärker berücksichtigt. Mit Hilfe eines solchen Skill- und Grade-geteilten Personaleinsatzes könnten die Bedarfe und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen zukünftig zielgerichtet adressiert werden, es würde Pflegequalität erzeugt, Pflegeteams könnten optimal zusammengesetzt werden und der Einsatz des Pflegepersonals würde wirtschaftlich erfolgen [zum Vortrag von Herrn Hener].

Dieser Aspekt wurde auch von Thomas Kalwitzki vom SOCIUM Forschungszentrum der Universität Bremen bestätigt, an der das neue Personalbemessungsinstrument unter der Leitung von Prof. Rothgang entwickelt wurde. Er verwies darauf, dass mit dem neuen Personalbemessungsverfahren der Fachkrafteinsatz zwar um 3,5 Prozentpunkte steigen würde; die Fachkraftzeit für Fachkrafttätigkeiten würde sich jedoch verdoppeln! Generell bedeute jedoch mehr Personal auch mehr Organisation. Daher sei eine wesentliche Herausforderung infolge der Einführung des Personalbemessungsverfahrens die Veränderung von bestehenden Arbeitsorganisationen. Denn zusätzliches Personal sollte sinnvoll und qualitätssteigernd sowie ihren Qualifikationen und Kompetenzen entsprechend eingesetzt werden [zum Vortrag von Herrn Kalwitzki]

Mehr Personal den Aufgaben entsprechend einsetzen – aber wie?

Demnach wird die Pflegepersonaleinsatzplanung mit dem neuen Personalbemessungsinstrument anspruchsvoller, wenn beruflich Pflegende ihren Kompetenzen und Qualifikationen entsprechend eingesetzt werden sollen. Die Frage ist jedoch, wie kann eine solche anspruchsvolle und detaillierte Personalplanung ohne großen Aufwand umgesetzt werden? Hier könnte eine mögliche Lösung eine EDV-gestützte Steuerung eines kompetenzorientierten Personaleinsatzes sein, wie sie von Herrn Krausz von cairful.com vorgestellt wurde. Mit dem von Cairful entwickelten digitalen Instrument Cairful-PeBeM [Die neue Personalobergrenze: Ausweg aus dem Pflegekraft-Dilemma? (cairful.com)] für eine kompetenzorientierte Arbeitsorganisation wird eine Analyse sowie eine Steuerung des Personaleinsatzes per App möglich [zum Vortrag von Herrn Krausz].

Ein weiteres innovatives Projekt für einen kompetenzorientierten Personaleinsatz in der Pflege wurde von Herrn Haupt mit dem „MFP-Konzept“ vorgestellt  [zum Vortrag von Herrn Haupt]. MFP steht für medizinische Fachpflegekräfte und das Konzept wurde von der AOK-Baden-Württemberg, der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg und dem DRK Heilbronn entwickelt.  Dem Konzept entsprechend werden Pflegefachkräfte, die bereits über eine Zusatzausbildungen wie Wundmanagement verfügen und die in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege tätig sind, weiter fortgebildet zu „medizinischen Fachpflegekräften“. Sie sind dann in der Lage, ärztliche Tätigkeiten nach dem Delegationsprinzip auszuführen und so ggfs. Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Darüber hinaus wird die „Medizinische Fachpflegekraft“ koordinierend tätig. Durch diese spezialisierte Kompetenzweiterentwicklung kann somit die Pflege nicht nur gesichert und optimiert, sondern auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gestärkt werden. Mit dem Konzept werden daher auch neue Karriere- und Aufstiegschancen aufgezeigt, was wiederum die Attraktivität des Pflegeberufs steigert.

Verfasst von Dr. Heidi Oschmiansky und Alexander Preiß