Im Rahmen der Bilanztagung des Projektes „Demokratie leben – von Anfang an! Demokratieförderung in DRK-Kindertageseinrichtungen“ erklärt Rüdiger Hansen in seinem Vortrag verschiedene Aspekte und praxiserprobte Vorgänge der Demokratieentwicklung in der Kindertagesbetreuung.
Eine wichtige Erkenntnis:
Der Machtmissbrauch von Erwachsenen gegenüber Kindern beginnt lange, bevor es zu Gewalt kommt. Fast alle Fachkräfte haben Demütigungen in der Kindheit selbst erlebt und alle Menschen reproduzieren ungerechtes und demütigendes Verhalten in stressigen Situationen. Wir kommen da nicht allein über Reflektion raus.
Jedoch helfen feste und verbindliche Strukturen, wie eine Kita-Verfassung, die mit allen Beteiligten schrittweise und systematisch zu vereinbaren ist, um die Selbst- und Mitbestimmungsrechte der Kinder in einer Kita zu wahren. Und natürlich ist es so: Demokratie verlängert Entscheidungsprozesse. Die Prozesse müssen so strukturiert sein, dass sie für Kinder nachvollziehbar sind. Wenn die Schritte für Kinder sinnlich erfahrbar sind, können sie gut für sich selbst entscheiden. Rüdiger Hansen führt als Beispiel die Konstruktion eines Spielgerätes auf dem Kita-Gelände an. Hierbei werden die einzelnen Schritte von der Entscheidung, welche Bestandteile enthalten sein sollen, über die Planung bis hin zur Umsetzung des Bauwerkes, die Kinder einbezogen. Für die Planung führen die begleitenden Erwachsenen die Kindergruppe(n) von einem Spielplatz zum nächsten und nehmen dabei auf, mit welchen Materialien (Bodenbelag, Geräte, Konstruktionen, etc.) die Kinder am liebsten in Kontakt kommen. Erst solche sinnlichen Erfahrungen machen Kinder entscheidungsfähig und trainieren die Entwicklung von Selbstverantwortung. So können sich die Kinder in die Planung und Entscheidungsfindung einbringen, selbst wenn aus finanzieller oder organisatorischer Sicht auch Grenzen gesetzt werden. Kinder sind empathisch und in der Lage, diese Grenzen der Erwachsenen anzunehmen, wenn sie transparent und verständlich erklärt werden.
Rüdiger Hansen macht mit seinem sehr praxisorientierten Vortrag Mut zur geduldigen und schrittweisen Umsetzung von Veränderungsprozessen in der Kita, die schließlich ganz besonders den Kindern und ihrer Entwicklung zugutekommen.
Auch den Spagat zwischen Fürsorge und Selbstverantwortung der Kinder thematisiert Hansen in seinem Vortrag als stets gegenwärtiges pädagogisches Dilemma, welches sich nicht ganz auflösen lässt. Es hilft sich aber bewusst zu machen, dass das Kindeswohl und der Kinderschutz unsere erste Aufgabe sind. Der zweite Schritt ist die aktive und verlässliche Aushandlung von Regeln und Rechten mit den Kindern.
Mein Fazit des Vortrags:
Der Weg zur demokratischen Kita ist facettenreich und lang. Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.