Der Nationale Aktionsplan "Kinderchancen in Deutschland" beschreibt die Maßnahmen und Pläne Deutschlands zur Umsetzung der EU-Kindergarantie. In dieser haben sich alle EU-Staaten gemeinsam verpflichtet, dass sie insbesondere bedürtigen Kindern den Zugang zur sozialen Infrastruktur und zu wichtigen Diensten gesellschaftlicher Teilhabe garantieren. Dazu gehören frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung, gesunde Ernährung und angemessener Wohnraum. Ein weiteres Ziel ist es, einen politischen Rahmen zu schaffen, der den generationsübergreifenden Zyklus von Armut und Benachteiligung durchbricht.
Die Bedeutung des Nationalen Aktionsplans
Der Nationale Aktionsplan für Deutschland zielt darauf ab, die Lebensbedingungen und Zugangschancen benachteiligter Kinder zu verbessern und ihnen gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) haben wir in einer Stellungnahme darauf hingewiesen, dass umfassende Investitionen in Bildung, Gesundheit und Wohnen für die erfolgreiche Umsetzung der EU-Kindergarantie unerlässlich sind.
Eine Kindergrundsicherung als Kernmaßnahme
Ein Fokus des Aktionsplans ist die Umsetzung einer Kindergrundsicherung für alle Kinder in Deutschland. Wir begrüßen das Vorhaben, Kinderarmut mit einer Kindergrundsicherung nachhaltig zu bekämpfen und die Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen zu erhöhen. Eine Bündelung von Leistungen und das Vereinfachen von Zugängen in einer Leistung unterstützen wir, damit das Geld, das Kinder benötigen, auch bei ihnen ankommt.
Individuelle finanzielle Leistungen machen aber nur einen Teil einer grundlegenden Unterstützung für Kinder und ihre Familie/ihr Lebensumfeld aus. Um Kinder auf ihrem Weg aus Armutsstrukturen nachhaltig zu begleiten und ihre Chancen langfristig zu erhöhen, ist es wichtig, die Bildungsinfrastruktur weiter auszubauen: Einrichtungen wie Kita, Schule, außerschulische Angebote etc. brauchen Personal, Immobilien und Qualität. Es gilt, Kinder und ihre Familien aus Armut herauszuholen, nachhaltig vor Armut zu bewahren und auch ein Weitervererben von Armut zu verhindern. Um dies zu erreichen, ist neben Geld und Bildungsinfrastruktur eine flächendeckende und auf den jeweiligen Sozialraum abgestimmte soziale Infrastruktur und fokussierte Soziale Arbeit für Familien unabdingbar.
Bildungs- und Betreuungsangebote für alle Kinder
Ein weiterer Fokus des Aktionsplans ist der Zugang zu frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung. Obwohl die Inanspruchnahme-Quote im europäischen Vergleich Bereich insgesamt hoch ist, gibt es immer noch viele Kinder, die nur einen eingeschränkten Zugang zu diesen Angeboten haben. Dazu gehören Kinder mit körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen, Kinder aus benachteiligten Gebieten mit schlechter sozialer Infrastruktur und Kinder mit Migrationsgeschichte. Wir halten die bisherigen gesetzlichen Maßnahmen zur qualitativen Weiterentwicklung der Kindertagesbetreuung für wichtig. Gleichzeitig braucht es eine dauerhafte finanzielle Beteiligung durch den Bund mit dem im Nationalen Bericht und Koalitionsvertrag benannten Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz, damit es langfristig zu einer Verbesserung der Qualität in der Kindertagesbetreuung kommt.
Wir beteiligen uns dazu an dem Expertendialog der AG "Frühe Bildung" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, in dem Empfehlungen bundesweit gültige Qualitätsstandards für die Kindertagesbetreuung erarbeitet werden. Ein gesundes Mittagessen, Rahmenbedingungen für gelingende sprachliche Bildung, bedarfsgerechte Betreuungszeiten sowie Steuerungsinstrumente wie Fachberatung werden hier gemeinsam diskutiert. Mit den Empfehlungen der AG "Frühe Bildung" für eine gesetzliche Neuregelung ist zum Ende des Jahres zu rechnen. Parallel hierzu wird an einer Gesamtstrategie für Fachkräfte in den Erziehungsberufen gearbeitet. Diese wird Empfehlungen für Maßnahmen zur kurz- und langfristigen Gewinnung und Bindung von Fachpersonal für die Kindertagesbetreuung erarbeiten. Denn ohne Personal werden die Angebote in dem Umfang zukünftig nicht zu halten sein und der Zugang für die zu erreichenden Zielgruppen nicht leichter.
Fazit: Eine Chance für alle Kinder
Der Nationale Aktionsplan "Neue Chancen für Kinder in Deutschland" zielt auf eine Reduzierung der Kinderarmut und auf Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Eine Kindergrundsicherung und der Ausbau der Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur sind wirksame Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen. Wichtig ist, dass der Aktionsplan nicht nur auf finanzielle Leistungen setzt, sondern auch den Aufbau einer stärkeren sozialen Infrastruktur und zielgerichtete soziale Arbeit für Familien initiiert. Nur durch eine ganzheitliche Unterstützung können Kinder und Familien nachhaltig aus Armut herausgeführt werden und bessere Zukunftschancen erhalten. Der Nationalen Aktionsplan beschreibt Maßnahmen, die die Lebenssituation bedürftiger Kinder in Deutschland grundlegend verbessern und einen positiven Wandel herbeizuführen. Nur sind diese Maßnahmen auch in die Realität umzusetzen, damit wie Wirkung zeigen. Das DRK wird sich daher weiterhin aktiv in die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans "Kinderchancen in Deutschland" einbringen.