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DRK e. V.

Kindern zuhören. Kindern eine Stimme geben. Anwaltschaftliche Vertretung in DRK-Kindertageseinrichtungen

Wie gehe ich als Mitarbeitende einer DRK-Kita mit dem Wunsch von Eltern um, dass ihr Kind eine Jacke anzieht, obwohl es dies selbst nicht möchte? Wie gelingt es, den verschiedenen Interessen von Kindern, Eltern und Fachkräften gerecht zu werden? Wie kann man das Thema Anwaltschaftliche Vertretung Kindern, Familien und Fachkräften nahebringen? Wie können Elternabende zu diesem Thema aussehen? Wie kann Partizipation der Kinder über alltäglichen Entscheidungen hinaus strukturell verankert werden? Und wie haben Kinder die Möglichkeit, ihre Beschwerden mitzuteilen?
Zu diesen und anderen Fragen zur Anwaltschaftlichen Vertretung haben sich die Teilnehmenden am fünften Online-Austausch zum gemeinsamen Profil der DRK-Kindertageseinrichtungen ausgetauscht und viele Ideen für die eigene Arbeit mitgenommen. 

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Was meinen wir mit Anwaltschaftlicher Vertretung? 

Eine der ersten Fragen im Online-Austausch zur Anwaltschaftlichen Vertretung am 23. Juni 2022 lautete: Was genau verstehen wir eigentlich unter Anwaltschaftlicher Vertretung? 

Dazu gibt die Handreichung Anwaltschaftliche Vertretung in DRK-Kindertageseinrichtungen eine klare Antwort. Anwaltschaftliche Vertretung ist ein Auftrag an alle Mitarbeitende und kein nice to have: “Anwaltschaftliche Vertretung in der DRK-Kindertagesbetreuung bedeutet, die Grundsätze des Roten Kreuzes in der täglichen Arbeit zu leben … und das berufliche Handeln an ihnen auszurichten.“ (S. 17) 

In der DRK-Bundessatzung § 2, Abs. 1 ist definiert, was Anwaltschaftliche Vertretung im DRK meint: „Es [das DRK] nimmt die Interessen derjenigen wahr, die der Hilfe und Unterstützung bedürfen, um soziale Benachteiligung, Not und menschen-unwürdige Situationen zu beseitigen sowie auf die Verbesserung der individuellen, familiären und sozialen Lebensbedingungen hinzuwirken.” 

Wie können wir uns für die Interessen von Kindern und Familien einsetzen? 

Um Kindern und ihren Familien Unterstützung je nach Bedarf und Lebenssituation zu bieten, werden in der Handreichung drei Handlungsebenen beschrieben: 

  1. Einzelfallvertretung gelingt dann gut, wenn die DRK-Kindertageseinrichtung gut im Sozialraum vernetzt ist und die Mitarbeitenden Eltern zu Unterstützungsangeboten informieren können. Familienzentren, die an DRK-Kitas angeschlossen sind, bieten leichten Zugang zu Informationen und Unterstützung. In einigen Regionen nehmen sich Kita-Sozialarbeiterinnen der Anliegen von Eltern an.  
  2. Zu Partizipation und Empowerment wird in DRK-Kindertageseinrichtung bereits viel gearbeitet und umgesetzt: Es gibt Kitaverfassungen, Kita-Räte, Kinder- bzw. Beschwerde-Sprechstunden, Elternbeiräte... Externe Ombudsstellen sollen bereits seit 2012 eingerichtet werden.  Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie Kinder über die alltägliche Beteiligung mit Blick auf Essen, Schlaf, Raumnutzung etc. bei der konzeptionellen Weiterentwicklung eingebunden werden können. Im Online-Austausch wurde auf das Material der Bertelsmannstiftung mit vielen Methoden verwiesen: www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/achtung-kinderperspektiven-mit-kindern-kita-qualitaet-entwickeln-methodenschatz-i-und-ii. Für Gespräche mit Kindern in Kinderkonferenzen oder im Morgenkreis können Piktogramme und Bilder in eine große Hilfe sein. In Hamburg wird zum Beispiel mit dem Metacom Symbolsystem gearbeitet: www.metacom-symbole.de
  3. Die dritte Ebene sozialpolitische Vertretung meint die Vertretung der Interessen in Gremien, aus der Kita heraus, vom Einzelfall losgelöst. In welchen Gremien sollten wir vor Ort vertreten sein? Muss ich als Kita-Leitung das allein übernehmen? Eine Kitaleiterin stellte am Ende des Online-Austausches erleichtert fest: “Das muss ich nicht alleine schaffen!”. Der Träger ist in besonderer Verantwortung, die Arbeit in kommunalen Gremien zu ermöglichen bzw. zu unterstützen. Und auch Eltern können aktiv werden, z.B. in Landeselternvertretungen.  

Um wessen Interessen geht es eigentlich? 

Zentral ist dabei stets die Frage: Wessen Interessen vertreten wir: die der Kinder, der Eltern, der Fachkräfte, …? Für uns stehen die Interessen der Kinder ganz klar im Fokus. Und um zu wissen, was Kinder brauchen und sich wünschen, ist es wichtig, Kindern zuzuhören, um ihnen dann eine Stimme zu geben – überall da, wo sie selbst nicht gehört werden. 

Wenn wir unsere anwaltschaftliche Vertretung konsequent an den Interessen und Bedürfnissen der Kinder ausrichten, dann bleiben Interessenskonflikte im pädagogischen Alltag nicht aus. Da sind dann die Eltern, die etwas anderes für ihre Kinder von den Erziehenden erwarten (Jacke, Mittagsschlaf etc.). Es hilft, Eltern von Anfang an über das pädagogische Konzept der DRK-Kindertageseinrichtungen zu informieren und bei Meinungsverschiedenheiten im Alltag immer wieder darauf Bezug zu nehmen. 

Auch auf Bundesverbandebene gilt es die verschiedenen Interessen immer wieder auszubalancieren. Damit das zwischen den Verbandsebenen gut gelingt, wurden Wege zu gemeinsamen Positionierungen in einem Strategiepapier Interessensvertretung erarbeitet.  

Alltägliche Anwaltschaft in DRK-Kindertageseinrichtungen  

Anwaltschaftliche Vertretung ist zentral, wenn wir Kindern bestmögliches Aufwachsen ermöglichen wollen. Es ist keine Aufgabe on Top, sondern Teil des Alltags in DRK-Kindertageseinrichtungen.

Zur “Alltäglichen Anwaltschaft in DRK-Kindertageseinrichtungen" und zu “Kindern eine Stimme geben” wird es im Herbst zwei spannende Folgen in unserem Podcast “Mit Profil!-Die DRK-Kitas" geben. Diese werden auf unserer Website und auf allen gängigen Podcatchern veröffentlicht. 

Der nächste und vorerst letzte Online-Austausch zum gemeinsamen Qualitäts- und Rotkreuz-Profil der DRK-Kindertageseinrichtungen findet am 24.11.2022 zum Thema Inklusion statt. Infos und Anmeldung unter www.drk-wohlfahrt.de/die-drk-wohlfahrt/veranstaltungen.