Nach knapp 8 Jahren in der Wirtschaftspsychologie in der freien Wirtschaft, wollte ich wieder näher mit Menschen und vor allem Jugendlichen arbeiten. Diese reagieren sehr spontan und emotional und es macht wahnsinnig viel Spaß die jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und ihre Potentiale gemeinsam zu entwickeln.
Es gibt nach Corona einen deutlichen Zuwachs an psychischen Auffälligkeiten. Viele Jugendliche haben in der haltlosen Zeit auch Dinge ausprobiert, die sie sonst eventuell eher nicht so maßlos konsumiert hätten. Ebenso das Eintauchen in den virtuellen Welten, die ja der einzige Weg zur "Freiheit" waren in dieser Zeit. Dies hat viele Kinder und Jugendliche stark geprägt und zu Defiziten in der Sozialisation, in der Emotionsempfindung und Entwicklung, sowie in der Findung des Selbstwertes durch Freunde beigetragen. Die psychischen Auffälligkeiten und Probleme sind stark gestiegen und damit haben wir am Standort Schule immer noch sehr zu kämpfen.
Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ein geregelter Tagesablauf, ausreichend Erholung und Schlaf unterstützen die psychische Gesundheit. Ebenso Regeln und Normen, die am Standort Schule zum Teil mehr vermittelt werden, als im häuslichen Umfeld. Ebenso tragen regelmäßige soziale Kontakte mit Gleichaltrigen, Freunden, Sportvereinen und den Familien dazu bei. Psychische Beeinträchtigung oder Störungen werden häufig nicht gesehen, weil die Kinder trotzdem "funktionieren". Hier ist es wichtig sensibel zu reagieren und die Kinder und Jugendlichen in ihrem schulischen Umfeld zu beobachten und zu sehen, wo kann man ansetzen, um eventuell Hilfestellung zu geben.
Wir sind deutlich flexibler geworden. Auch wir sind mittlerweile online aktiv, sei es mit Podcasts oder TikTok, Instagram und ähnlichem. Ebenso haben wir unsere Sprechstunden und Formate angepasst. Zum Beispiel mit "Walk and Talk", wenn Kinder oder Jugendliche es nicht schaffen durch die Schultüren zu gehen, treffen wir uns draußen und schauen, wie wir in einem Gespräch in der Natur, die Sorgen und Nöte so ernst nehmen und bestenfalls mit den Kindern und Jugendlichen Vereinbarungen zum z.B. Schulbesuch treffen können.
Jugendliche sind heutzutage einem enormen Druck ausgesetzt, sei erfolgreich, sei fleißig, sei schlank, sei schön, sei beliebt.
Es ist essenziell wichtig den Kindern und Jugendlichen ein normales Bild von sich selber zu vermitteln. Hier setzen wir in der sozialen Arbeit an Schule an...
... durch viele Projekte, Gespräche, Präventionen und auch Selbstfindungen mit den Kindern und Jugendlichen, Stärken fördern, Ressourcen erkunden und sich selber wieder fühlen und sehen können, fernab von der schlanken, schönen, medialen Welt, die nicht immer real ist.
Auch das müssen die Kinder und Jugendlichen lernen. Kinder stärken ist der Hauptanteil. Stärken durch Zuhören, liebevolles Anschubsen in die richtige Richtung, durch Druckminderung was Leistung, Noten, Schule, Aussehen angeht. Nicht perfekt sein akzeptieren, viel loben und - insbesondere an die Eltern gerichtet - zeigen, wie stolz man auf seine Kinder ist und wie sehr man sie liebt.
Wir benötigen dringend mehr Sozialarbeitende um alle Problemlagen und Nöten der Kinder aufzufangen. Ebenso muss die Elternarbeit gestärkt werden, denn auch Eltern sind unsicher und wissen oft nicht, wie sie mit ihren Kindern umgehen sollen oder wie sie sie vor Gefahren der neuen Medien oder Drogen oder ähnlichem schützen sollen.
Wir danken Ihnen, Frau Antonczik, für das Gespräch.