Links Petra Risau und rechts Stefan Kühne

Pioniere der Peer-Beratung

Petra Risau und Stefan Kühne begleiten RealTalk, unsere bundesweite Chat-Beratung von Jugendlichen für Jugendliche, seit Beginn an. Im neuen Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf ihre Motivation, ihre Arbeit und die Bedeutung von Peer-Beratung in der Zukunft.

RealTalk lebt von den Menschen, die sich hierfür engagieren.

Delia JakubekReferentin Innovative Jugendhilfe
Links Stefan Kühne der einen Workshop gibt und vor einer Pinnwand steht

Mit Petra Risau und Stefan Kühne engagieren sich seit Beginn an zwei Pionier:innen der Peer-Beratung bei RealTalk. Beide begleiten und gestalten von Anfang an die Entwicklung aktiv mit. Insbesondere bei der Konzipierung und Durchführung der Peer-Ausbildung haben beide einen wesentlichen Beitrag geleistet. 

Petra arbeitet seit 2002 in der Online-Beratung, sowohl praktisch als auch wissenschaftlich. Als Diplom-Pädagogin und systemische Beraterin begleitet sie Menschen und gestaltet die Entwicklung der Online-Beratung mit. Besonders schätzt sie, dass sie Menschen helfen kann, die aus Angst oder Scham keine persönliche Beratung suchen würden. Die Digitalisierung und KI bieten für sie dabei spannende neue Möglichkeiten, die Qualität der Beratung weiter zu verbessern.

Stefan kam zum ersten Mal bereits im Jahr 2001 mit dem Thema in Berührung. Sein damaliger Arbeitgeber hatte - für diese Zeit innovativ - ein Beratungsforum für Jugendliche ins Leben gerufen. Der Bereich der Online-Beratung ist für ihn nach wie vor sehr wichtig, denn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind in digitalen Medien unterwegs. Diese Medien sind fester Bestandteil ihres Alltags und daher erachtet er es als sinnvoll, dort auch Beratungs- und Unterstützungsangebote anzubieten.

Im folgenden Beitrag möchten wir ihre Motivation zur Mitarbeit bei RealTalk noch etwas näher vorstellen.

Liebe Petra, lieber Stefan, warum ist Euch die Arbeit wichtig? 

„Die schriftbasierte Online-Beratung bietet enorme Chancen, besonders für Menschen, die aufgrund von Angst oder Scham nie persönlich zu einer Beratungsstelle gehen würden“, erklärt Petra. Besonders die Anonymität ermöglicht es Ratsuchenden, sich zu öffnen und ihre Probleme zu reflektieren, ohne sich exponieren zu müssen.

Petra ist überzeugt, dass die Zukunft der Beratung zunehmend durch digitale Kanäle geprägt sein wird. Sie sieht in RealTalk eine Möglichkeit, Jugendlichen niedrigschwellige Hilfe anzubieten, die genau an den digitalen Gewohnheiten der Jugendlichen anknüpft. 

Die Kommunikation über WhatsApp ist für viele Jugendliche der Alltag – dort sind sie, dort können wir sie erreichen.

Die Herausforderung sieht sie darin, neue Technologien wie Künstliche Intelligenz sinnvoll und verantwortungsvoll in die Beratung zu integrieren, ohne dabei die Menschlichkeit und Empathie zu verlieren, die in der Beratung so wichtig sind.

„Die Peer-Beratenden bei RealTalk leisten großartige Arbeit. Es ist beeindruckend, wie gut Jugendliche ihre eigenen Erfahrungen einbringen und empathisch unterstützen“, erklärt Stefan. Für ihn ist es entscheidend, dass die Peer-Beratenden in ihrer Ausbildung lernen, die eigenen Grenzen zu erkennen und zu wissen, dass sie bei akuten Krisen an professionelle Stellen weitervermitteln müssen. „RealTalk schafft es, die Bedürfnisse der Jugendlichen zu berücksichtigen, indem die Peer-Beratung niedrigschwellig und sicher angeboten wird“, so Stefan weiter.

Was macht RealTalk für euch besonders im Vergleich zu anderen Online-Beratungsangeboten?   

“Bei RealTalk gibt es gleich mehrere Aspekte, die das Angebot besonders machen: Die interessierten Jugendlichen, die eine Ausbildung zur Peer-Begleitung absolvieren und die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement voll bei der Sache sind. Und dann natürlich die Verknüpfung des Angebotes mit der Schulsozialarbeit vor Ort. Damit gelingt eine tolle Mischung zur Unterstützung von Jugendlichen, die Hilfe brauchen.” antwortet Stefan 

“Für mich steht RealTalk unter dem zentralen Leitsatz: „Wenn keiner für dich da ist, sind wir es!“. Ich finde es wichtig, dass die Peers ihre Rolle, ihre Grenzen und ihre Möglichkeiten genau kennen. Sie sind keine Therapeut:innen oder Berater:innen, sondern Gleichaltrige, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und einen sicheren Raum für Austausch und Unterstützung schaffen.” ergänzt Petra. 

Welche Aspekte der Peer-Ausbildung machen RealTalk einzigartig? 

Petra und Stefan betonen beide die Bedeutung der Peer-Ausbildung. Bei RealTalk werden die Jugendlichen nicht nur theoretisch geschult, sondern auch aktiv in den Ausbildungsprozess einbezogen. „Es geht nicht nur um das Lernen von Methoden, sondern auch um den Austausch untereinander. So entstehen Freundschaften und die Jugendlichen erleben sich als wertvoller Teil des Projekts“, erklärt Stefan. In der Ausbildung lernen die Peers, wie sie empathisch auf die Anliegen der Ratsuchenden eingehen, ohne selbst in die Rolle von Therapeut:innen oder Beratenden zu schlüpfen. Stattdessen geht es darum, zuzuhören, Unterstützung anzubieten und im Bedarfsfall auf professionelle Hilfe weiterzuleiten.

Was RealTalk so besonders macht, ist die enge Kooperation mit Schulen und Schulsozialarbeitenden. Dadurch können wir die Peer-Beratung direkt in den Alltag der Jugendlichen integrieren und gleichzeitig eine hohe Beratungsqualität sicherstellen

fügt Petra hinzu.

Wo seht ihr die Bedeutung von Peer-to-Peer-Online-Beratungsformaten auch in der Zukunft?

 „Die Kompetenz, die Jugendliche in digitalen Medien besitzen, kann gezielt für die Beratung genutzt werden. Wenn diese Peer-Beratung dann auch noch in einem sicheren und respektvollen Rahmen erfolgt, profitieren alle Beteiligten“, erklärt Stefan.

Petra sieht zudem das Potenzial, Künstliche Intelligenz (KI) als unterstützendes Werkzeug in die Beratung zu integrieren. Sie warnt jedoch davor, den menschlichen Aspekt der Beratung zu verlieren. Die Herausforderung der Zukunft wird darin bestehen, KI in einer Weise zu nutzen, die die Qualität und Menschlichkeit der Beratung gewährleistet. 

Beide sind sich einig: Die Bedeutung von Peer-to-Peer-Beratung wird auch in Zukunft weiter wachsen. Die Digitalisierung ist ein fester Bestandteil des Lebens von Jugendlichen, und die Beratungsangebote müssen sich dieser Entwicklung anpassen.

Petra Risau und Stefan Kühne sind zwei leidenschaftliche Vordenker:innin im Bereich der digitalen Beratung. Ihr Engagement bei RealTalk zeigt, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse von Jugendlichen in einer zunehmend digitalen Welt zu berücksichtigen und ihnen durch Peer-to-Peer-Beratung niedrigschwellige, aber gleichzeitig qualitativ hochwertige Unterstützung zu bieten. 

Vielen Dank an Petra und Stefan für Eure Motivation und Leidenschaft, bei RealTalk mitzuwirken und für dieses Interview.