Vier Personen sitzen in einem Stuhlkreis, in der Mitte spricht eine Person

Immer wieder Barcamps

Lorenz vom AWO Bundesverband und Jenny aus dem DRK-Generalsekretariat unterstützen in ihren Verbänden jeweils verschiedene Netzwerke, in denen Digitalisierung und soziale Innovation auf den Tisch gebracht werden. Nun veranstalteten beide vor Kurzem ein Barcamp – was sie dazu veranlasst, sich zum Format, aber auch zu den diskutierten Inhalten auszutauschen. Es folgt ein gegenseitiges Interview:

Hi Lorenz, euer AWO-Barcamp hat mir richtig viel Freude bereitet! Es waren so viele motivierte Leute da, die interessante Sessions angeboten haben, die Atmosphäre war super und ihr habt an viele liebevolle Details gedacht. Was waren deine Highlights?

Vielen Dank. Schön, dass es dir gefallen hat und dass du mit einer Session zu eurer Community dabei warst! Mein Highlight war, wie gut das Barcamp angenommen wurde. Es waren ‚alte Hasen‘ aus unserer Community, dem Digitalisierungs- und Innovationsnetzwerk der AWO (DNA), dabei, aber auch ganz viele neue Gesichter, die direkt aktiv eingestiegen sind. Es war unser Ziel, eine inhaltlich gute Veranstaltung zu machen. Vor allem aber wollten wir sie so gestalten, dass Kolleg*innen, die eher durchgeplante und eng moderierte Formate gewohnt sind, Erfahrungen aus erster Hand mit offenen und selbstorganisierten Formaten machen können. So konnten wir das Motto „Wenn du nicht mehr weiterweißt, gründe (k)einen Arbeitskreis“ in die Tat umsetzen. Denn liebevolle Details und inhaltliche Vielfalt lassen sich nur organisieren, wenn viele Leute ihre Kreativität und Themen einbringen können.

Aber wie ging es dir, Jenny? Was war dein Highlight und warum setzt ihr auch mit der DRK-Social Innovation Community [sic] auf Barcamps?

Ich bin einfach immer wieder begeistert davon, wie viel Lust die Community-Mitglieder haben, eigene Themen ins Barcamp einzubringen und sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Wir haben nun unser 6. Barcamp (diesmal in Göttingen) veranstaltet und bekommen jedes Mal aufs Neue das Feedback, wie wertvoll es ist, dass andere im Verband an ähnlichen Baustellen arbeiten und wir unsere Kräfte bündeln können. Ich mag auch sehr, wie spontan das Barcamp abläuft, dass die Teilnehmenden nicht mit einer 1A-Präsentation anreisen müssen, sondern einfach einen Impuls reingeben, der dann in der größeren Runde aufgegriffen wird. Ich beobachte da ganz viel Mut und Unvoreingenommenheit. Ein Barcamp ist ja außerdem ein sehr demokratisches Format: Jede Person kann ein Thema setzen und dann wird mit den Füßen entschieden – die Sessions mit viel Interesse werden viel besucht, manche finden dann auch mal gar nicht statt. Das ist eine super Gelegenheit zu sehen, was die Community-Mitglieder gerade so umtreibt. Und dann treten eben auch ganz unerwartete neue Dinge auf: Bei einem unserer ersten Barcamps sind wir zum Beispiel auf die Idee unserer DRK-Wertereflexion gekommen, die mittlerweile ein weit verbreiteter Prototyp ist und die wir auf dem diesmaligen Barcamp in Göttingen wieder mit einer neuen Nutzendengruppe getestet haben.

Gruppenfoto vom [sic]-Barcamp 2023 in Göttingen

Anna-Lena Kose/DRK

Gab es noch etwas anderes, was dich berührt hat bei eurem AWO-Barcamp, Lorenz?

Ja! Mit einem Kollegen der AWO Potsdam hatten ich und meine Kolleg*innen von AWO digital eine kleine Fishbowl vorbereitet. Wir hatten die Idee, mit ein paar Leuten darüber nachzudenken, ob und wie unser Digitalisierungs- und Innovationsnetzwerk, die DNA, im Verband noch mehr Wirkung entfalten kann und wie wir uns besser mit der klassischen Gremienstruktur verkoppeln. Die Frage war eigentlich, wollen wir uns nur Vernetzen und Austauschen oder auch Gestalten. Dass ist ein Thema, dass wir auch in unserer Broschüre und unserem Kartenset zum Community-Management angerissen haben. Das Thema hat dann deutlich mehr Leute interessiert als erwartet. Fast 20 Personen haben dann sehr angeregt und produktiv diskutiert und uns mit unfassbar vielen Ideen zurückgelassen, mit denen wir zu diesem Thema jetzt weiterarbeiten können. Da hat man einfach gesehen, wie groß das Engagement und die Expertise ist, unseren Verband in der Transformation zu unterstützen und dabei auch Verantwortung zu übernehmen.

Wie ist das bei der [sic]? Wozu tauscht ihr euch aus und was ist euer Antrieb?

Die Anbindung an bestehende Gremien ist auch häufig Thema bei uns. Uns treibt natürlich die Frage um, inwiefern die Erkenntnisse, die wir über die Jahre als Community gewinnen, Einzug in die Entscheidungsebenen des Verbands halten können – schließlich wollen wir uns nicht ständig im Kreis drehen und lediglich „Laber-Veranstaltungen“ ausrichten. Wir stehen für Veränderung. Für viele ist der Wunsch deshalb sehr groß, dass Führungskräfte von den vielen guten Ideen erfahren und diese dann auch in die Umsetzung bringen. Ich glaube, über einzelne Ideen und Tools hinaus spüren wir alle, dass es bei neuen Formen der (Zusammen-) Arbeit auch immer um Machtumverteilung geht. Da wirksame Veränderung anzustoßen, ist natürlich eine große Herausforderung in einem traditionellen, hierarchischen Wohlfahrtsverband. Umso spannender finde ich, welche Anregungen in eurer Fishbowl dazu aufgekommen sind!

Sowieso sind unsere beiden Netzwerke ja ähnlich verortet und unsere Mitglieder befassen sich mit ähnlichen Themen – wie Selbstorganisation, Künstlicher Intelligenz oder neuen Formen des Engagements. Wäre es da nicht sinnvoll, mal ein gemeinsames Barcamp auf die Beine zu stellen?

Ja! Wir sollten auf jeden Fall schauen, wie wir unsere Netzwerke miteinander in den Austausch bringen. Uns verbindet ja nicht nur der gemeinsame Antrieb unsere Verbände zu entwickeln. Ich stelle immer wieder auch fest, dass wir bei den inhaltlichen Themen an den gleichen Fragen arbeiten, wenn es um die digitale Transformation geht. Zum Beispiel bei der Digitalisierung der Pflege oder der Beratung und natürlich auch die Frage, wie die Zukunftssicherung der Wohlfahrtspflege gut finanziert werden kann. Da uns mit dem neuen Haushaltsentwurf die Fördermittel gestrichen werden, müssen wir uns hier nach neuen Möglichkeiten umsehen. Ein Barcamp wäre dafür ein super Ort! Wir können uns aber auch vorher schon einmal in einem kleineren Format treffen. Zum Beispiel in einer unserer Espresso-Runden, die wir alle zwei Wochen abhalten.

Was hältst du davon? Habt ihr Lust?

Auf jeden Fall! Ich nehme eure Espresso-Runden (wir treffen uns ebenfalls regelmäßig zum [sic]-Kaffee) gerne mit in die Social Innovation Community – und zum gemeinsamen Barcamp ist es dann ja auch nur noch ein Katzensprung!

Jenny und Lorenz beim AWO-Barcamp 2023

Martin Scharke/Videoproduktion Freiburg

Jennifer Geiser (DRK-Generalsekretatiat) und Lorenz Grünewald-Schukalla (AWO-Bundesverband)