Frau am Laptop auf dem Videokonferenz mit 3 Personen läuft.
Hineinwachsen in das Team

Hineinwachsen in das Team

Im 4. Beitrag in der Interviewreihe zum Recruiting und Onboarding in der digitalen Arbeitswelt dreht sich um das Ankommen im neuen Team in den ersten Wochen. Fragen dazu werden von unseren Kolleginnen Nadja Saborowski, Gisela Wedler und Annette Schneider sowie von Carola von Peinen (Talents4Good) beantwortet. Zuletzt blickt Dr. Joß Steinke auf die zukünftigen Veränderungen bei der Rekrutierung und Zusammenarbeit im Bereich Jugend und Wohlfahrtspflege im DRK-Generalsekretariat.

Häufig werden neue Mitarbeitende in den ersten Wochen eng von direkten Teammitgliedern begleitet und eingeführt. Wie kann dies auch digital gelingen?  

Nadja Saborowski: 

Das läuft bei uns im Team ähnlich wie zuvor. Man verabredet sich zu Kennenlernen-, Austausch- oder Cafétreffen. Wichtig ist dabei, dass das Team hier mitmacht und auch Angebote schafft, so dass die Neuen nicht das Gefühl haben, den ersten Schritt machen zu müssen.   

Wie kann man ein Teamgefühl für neue Mitarbeitende herstellen bzw. wie kann man eine Vereinsamung und die nachfolgende Unzufriedenheit in einer neuen Stelle vermeiden?   

Carola von Peinen: 

Teams können für eine guten zwischenmenschlichen Austausch sorgen durch verschiedene Elemente: regelmäßige Jour fixes, gemeinsam Erfolge feiern, digitale Chaträume für Flurfunk und lustige YouTube-Videos, gemeinsame Lunchdates, virtuelle Teamabende. Führungskräfte können vorleben, dass sie sich Zeit nehmen für den kleinen Schnack und immer wieder dazu ermutigen. Und immer wieder nachfragen, wie es der Person geht.

Annette Schneider: 

Das scheint mir die größte Herausforderung beim digitalen Onboarding zu sein. Hier sind die Führungskräfte und Ansprechpersonen der neuen Kolleginnen und Kollegen ganz besonders gefordert. Was sich sonst spontan ergibt, durch Begegnungen in Teeküche, Kantine, beim Betreten und Verlassen des Hauses, muss hier vorgeplant nach dem Terminkalender erfolgen durch informelle Meetings auch unter Einbeziehung von Kolleginnen und Kollegen, mit denen über die Teamgrenzen hinweg regelmäßig zusammengearbeitet wird. Mit der Ansprechperson und der Führungskraft gelegentlich auch persönlich zusammenzutreffen, ist dabei wichtig. Auf ein reines digitales Onboarding sollte man meines Erachtens nicht setzen. 

Ein positives Teamgefühl definiert sich ebenfalls aus den zwischenmenschlichen Momenten und Geschichten. Können diese auch digital eingebracht werden und wenn ja, wie?   

Gisela Wedler:  

Es ist keine Frage, dass sich die meisten Mitarbeitenden auf die Möglichkeit freuen, sich auch wieder persönlich zu begegnen. Ein digitales Begegnen ermöglichen wir in der Zwischenzeit zum Beispiel durch die schon ober erwähnten regelmäßigen "Team-Matches." Darüber hinaus organisieren wir einmal im Monat ein digitales "After-Work-Drinks" Treffen. Mit einem Glas Wein oder einem Tee wird sich ausgetauscht oder ein Spiel gespielt.  

Wie verändern die neue Lage und die neue Rekrutierung die Arbeit und die Teams gerade generell?  

Dr. Joß Steinke: 

Ich habe den Eindruck, dass sich die Teams und die Führungskraft noch mehr als früher um Teamfindung und ein gutes Miteinander bemühen und viele Prozesse noch bewusster ablaufen als früher. Vielleicht sind die Teams dadurch sogar noch zusammengerückt. Gerade, weil die üblichen Besprechungen und Muster fehlen. Man konnte ja immer darauf setzen, dass die Kolleginnen und Kollegen einander spätestens in der Kantine begegnet sind. Man konnte auf den berühmten Austausch in der Kaffeeküche bauen. Das fehlt alles; dafür sind ganz gezielt neue Räume und Besprechungsformen geschaffen worden – ein richtiges Zusammenrücken war da zu beobachten. Und zwar sogar über die einzelnen Teams hinaus. Der ganze Bereich mit rund 100 Mitarbeitenden kommt nun regelmäßig für eine halbe Stunde zusammen; so was war vor der Pandemie kaum denkbar. Das ist auch für neue Mitarbeitende eine schöne Möglichkeit, sich über das eigene Team hinaus zu orientieren. 

Gut, dass unser Haus schon vor der Pandemie eine neue IT-Infrastruktur auf den Weg gebracht hat. Die Möglichkeiten, die uns Webanwendungen, Dokumentenmanagement, Chat- und Videofunktionen etc. bieten, haben wir sicher rascher verinnerlicht als dies ohne die Pandemie der Fall gewesen wäre. Es wird spannend zu sehen, wie wir arbeiten, wenn die Pandemie abflaut. Auf Kantine und Begegnungen freuen wir uns. Aber meine Erwartung ist, dass wir weiter überwiegend digital zusammenarbeiten. Und das unterstütze ich auch ausdrücklich. 

Ich hoffe, dass ich es richtig sehe: Ich glaube, dass sich unser Miteinander insgesamt in den vielen kleinen und großen Krisen, die diese Pandemie bisher mit sich brachte, sehr bewährt hat. Es ist viel Vertrauen gewachsen, weil wir pragmatisch immer gute individuelle Lösungen gefunden haben. Ich bin sicher, das bleibt. 

Dies war der letzte Beitrag in unserer Interviewreihe über das Recruiting und Onboarding in einer digitalen Arbeitswelt. In den vergangen 3 Wochen sind die Führungskräfte der DRK-Wohlfahrt und von Talents4Good bereits auf folgende Themen eingegangen:

  1. Wie gewinnt man Bewerberinnen und Bewerber digital? Wie schreibt man aus?

  2. Wie führt man digitale Vorstellungsgespräche?

  3. Digitales Onboarding: Wie kommt man im Haus an, wenn niemand da ist?

Nächste Woche schließen wir an das Thema mit der Perspektive einer Mitarbeitenden an. Unsere Kollegin, Anna-Lena Kose, berichtet von ihrem Ankommen und digitalen Einarbeitung in die Kompetenzzentren Digitalisierung des DRK.

Teilgenommen am Interview haben:

Nadja Saborowski ist seit 2016 im DRK und leitet seit 2019 das Team Soziale Arbeit und Bürgerschaftliches Engagement. Themenbezogen werden im Team sozialpolitische Vorhaben aus Politik und Verbänden mitgestaltet, Positionen des DRK vorbereitet und sowohl innerverbandlich als auch nach außen vertreten. Es werden Rahmenvorgaben für den Gesamtverband entwickelt und die Mitgliedsverbände werden bei deren Umsetzung fachlich unterstützt. In ihrer Arbeit ist es ihr wichtig, die Verbandsperspektiven und die konkreten Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen der Einrichtungen und Diensten einzubringen und sich für die Verbesserung der Rahmenbedingungen der Arbeit einzusetzen sowie passgenaue Angebote zu etablieren. (Kontaktinformationen)

Carola von Peinen (Talents4Good GmbH) ist studierte Betriebswirtin. Sie war 9 Jahre in verschiedenen Positionen für das Personaldienstleistungsunternehmen Randstad tätig. 2012 gründete sie mit weiteren Mitstreiter*innen das Sozialunternehmen Talents4Good, das sich auf die Personalberatung und Rekrutierung von Fach- und Führungskräften für soziale, ökologische und nachhaltige Organisationen spezialisiert hat. Dort ist sie bis heute als Geschäftsführerin tätig. Digitales Arbeiten und moderne Arbeitswelten, die die Bedürfnisse von Mitarbeiter*innen und Arbeitgeber in einen sinnvollen Einklang bringen, sind ein wichtiger Teil der DNA von Talents4Good. 

Annette Schneider ist seit dem Jahr 2000 für den DRK e.V. tätig und u.a. mit arbeitsrechtlichen und personalrechtlichen Aufgabenstellungen befasst. Sie leitet im DRK-Generalsekretariat das im Bereich Zentrale Dienste verortete Team Personal. Dieses ist zuständig für die Betreuung von derzeit ca. 350 Arbeitsverhältnissen im Inland sowie durchschnittlich 90 Arbeitsverhältnissen mit Auslandsdelegierten, die in Not- und Krisengebieten dieser Welt eingesetzt sind. (E-Mail-Adresse)

Gisela Wedler ist seit 2020 im DRK und leitet das Team Gesellschaftliche Trends und Innovationen im Bereich Jugend und Wohlfahrtspflege. Die Aufgaben ihres Teams beinhalten die Querschnittsthemen Digitalisierung und soziale Innovation, Diversity Management, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sowie Europapolitik, die eng mit den anderen Teams und Fachbereichen verknüpft sind. (Kontaktdaten)

Dr. Joß Steinke ist seit 2016 Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege im DRK-Generalsekretariat. Im Bereich arbeiten rund 100 Mitarbeitende. Er hat die Verantwortung für ein Budget von rund 50 Mio. Euro, ca. 65 Programme und Projekte sowie für die strategische und thematische Ausrichtung der Wohlfahrtsarbeit (siehe Link).