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17. Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag 2021 - Wenn kleine Demokratinnen und Demokraten in die Schule kommen

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Was wäre, wenn Kinder und Jugendliche heute über das Morgen mitreden? Das Leitpapier des 17. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages (DJHT) fordert auf, Kinder und Jugendliche aktiv in die gesellschaftlichen Gestaltungsprozesse miteinzubeziehen.
Denn Demokratie gelingt dort, wo Menschen ihre Mitbestimmungsrechte nutzen und das Gemeinwesen mitgestalten – anders ausgedrückt: wo Menschen Verantwortung übernehmen. Das wird Kindern bereits in der Kindertagesbetreuung ermöglicht, vorgelebt und von ihnen eingeübt.

Wie aber ist das, wenn kleine Demokratinnen und Demokraten in die Schule kommen?

Schon die Gestaltung des Übergangs ist eine Brücke, die, wenn sie gut gebaut wird, das Ankommen in der Institution Schule erleichtert. Übergänge sind Entwicklungsaufgaben, und zwar unser gesamtes Leben lang. Gut begleitet stärken sie die seelische Widerstandskraft und fördern Resilienz. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder und ihre Familie die Übergänge selbstaktiv gestalten können. Eltern bzw. Personensorgeberechtigte wollen in der Regel das Beste für ihre Kinder. Sie projizieren aber auch eigene Erfahrungen auf die Situation.

Eine gute Begleitung bedeutet daher:

  • Die Erfahrungen und Erwartungen der Eltern oder älteren Geschwister ernst zu nehmen.
  • Den Ideen und auch Sorgen der Kinder gut zuzuhören.
  • Viel ausprobieren, im wahrsten Sinne be-greifen und Begegnungsmöglichkeiten schaffen.

Kind - Kita – Familie – Schule - Hort. Wie gelingt ein guter Übergang für alle?

Gegenseitige Wertschätzung ist eine Grundvoraussetzung. Wertschätzung der Kinder als Individuum im Prozess. Wir wollen sie NICHT in ein System pressen, wir wollen Kinder befähigen, sich im System Schule zurecht zu finden und es mitzugestalten. Dafür wollen wir jedes Kind mit seinen ganz individuellen Stärken und Ressourcen wahrnehmen. Es braucht Wertschätzung für die Eltern als Experten für ihre Kinder. Das ist eine Haltungsfrage für Fachkräfte. Zudem Wertschätzung für die verschiedenen Bildungsverständnisse der Systeme Jugendhilfe und Schule. Beide haben ein gemeinsames Ziel: die gute Entwicklung des Kindes. Denn beide Systeme bringen dafür wichtige Ansätze mit. Nur wenn alle Stimmen gehört werden können, wird Demokratie auch gelebt. Kinder sind unabhängig von ihrem Sprachvermögen und ihren körperlichen und psychischen Besonderheiten gleichermaßen zu beteiligen. Partizipation ist also eine Frage des „Wie“ und nicht des „Ob“. Ihre Umsetzung erfordert die Aushandlung und Gestaltung gemeinsamer Wege.

Wie können wir das so gestalten, dass alle beteiligt sind?

Dafür braucht es unserer Erfahrung nach vor allem eins: Netzwerke, verschiedene Akteure im Sozialraum. Die beteiligten Fachkräfte hören zunächst gut zu: was wollen Kinder, was ist den Eltern wichtig? Dann überlegen sie gemeinsam im Netzwerk, wie das mit den aktuellen Rahmenbedingungen gut gelingen kann. Sie finden Wege.

Um die praktische Umsetzung ging es im Workshop - “Eltern(mit)wirkung – den Übergang Kita-Schule gemeinsam gestalten". In dem 90-minütigen Workshop, stellte das Projekt „Demokratie leben - Elternpartizipation beim Übergang Kita-Schule“ zusammen mit dem DRK Kreisverband Emsland die Grundidee des Projekts vor und lud die fast 80 Teilnehmenden dazu ein, gemeinsam zu praktischen Ansätzen und Erfahrungen der Elternarbeit am Bildungsübergang Kita-Schule mitzudiskutieren. Im Zentrum stand die Frage, wie genau Eltern diversitäts- und ungleichheitssensibel in ihrer Rolle unterstützt und begleitet werden und welche Partizipationsräume für Familien gestaltet werden können. Als ein konkretes Praxisbeispiel stellte der Kreisverband das erfolgreiche Programm, FamilienErgo vor. Darin werden Kinder in Alltagstätigkeiten mit einbezogen, um erforderliche Fähigkeitenfür den Schuleintritt zu lernen. Außerdem führten sie als ein Beispiel eines partizipativen Instruments in der Corona Pandemie, die Einrichtung einer Smartphone - App für Eltern in Kindertagesstätten vor. Mit ihr können Eltern nicht nur mit den Fachkräften über persönliche Bedarfe kommunizieren, sondern auch partizipative Anfragen, wie Feedbackbefragungen zu neuen Formaten in der Kindertageseinrichtung erhalten. Der Kreisverband verdeutlichte anhand einer eigens durchgeführten Bestandsaufnahme, die Wichtigkeit, als Träger, konkrete Rahmenbedingungen vorzugeben, damit sich Eltern als Expertinnen und Experten für ihre Kinder erfolgreich beteiligen können. Unter diesem Aspekt nahmen die Teilnehmenden auch die Rollen der involvierten Kooperationsakteure, wie Schulen und Hort kritisch in den Blick. Sie diskutierten, wie nicht nur die Übergangsgestaltung aus der Perspektive von Kindern aussehen könnte, sondern auch über die Voraussetzungen der kommunalen Strukturen, sie dazu aktiv mit einzubinden. In diesem lebendigen Workshop wurde deutlich, wie elementar es ist, Kindern sowie den Familien eine klare Stimme zu geben, um gelungene Übergänge von der Kita in die Grundschule zu ermöglichen (Demokratie leben – Elternpartizipation beim Übergang Kita-Schule | duvk).

Der 17. Deutsche Kinder- und Jugendhilfetag 2021

Nach nunmehr 50 Jahren wurde der DJHT 2021digital. Auch wenn der Austausch in Präsenz vermisst wurde, musste niemand auf Austausch, Networking und Inspiration verzichten. Nach einer feierlichen Eröffnungsveranstaltung folgten zahlreiche, spannende und vielfältige Fachveranstaltungen, Messeforen und Messestände, die zu virtuellen Rundgängen, Lunch-Sessions und Debatten einluden und Raum für den fachlichen sowie persönlichen Austausch boten.

Beiträge, Materialien und weitere Informationen Sie auf der Webseite des DJHT.

Hier gelangen Sie zum Leitpapier des 17. DJHT.