Diese Frage nach einem gelungenen Quereinstieg stellen sich viele Träger, die bereit sind, neue Wege zu gehen, um ihren Personalbedarf zu decken. Quereinstieg meint, dass Personen, die bisher einen anderen Beruf nachgegangen sind, neue Wege gehen wollen bspw. im sozialen Sektor.
Dabei ist klar, dass Quereinstiege ein Ansatz von vielen ist, um Personal zu gewinnen. Flexiblere Arbeitszeitmodelle, mehr Incentives, Anwerbung oder Boys oder Girls Days sind nur einige andere Ideen. Wir im Generalsekretariat haben das Thema „Quereinstieg“ einmal genauer betrachtet und in einem Pilotprojekt erprobt, wie Quereinstiege gelingen können.
Zusammen mit dem Personaldienstleister contec GmbH haben wir bereits 2021 erste Ideen entwickelt, was es für erfolgreiche und nachhaltige Quereinstiege braucht. Dazu haben wir ca. zehn Interviews mit Expertinnen und Experten aus dem sozialen Sektor sowie mit potenziellen Netzwerkpartnerinnen und -partnern geführt und ausgewertet. Daraus entstand die Idee, einen Orientierungskurs für Quereinstiege in die sozialen und gesundheitlichen Berufe zu entwickeln.
Einen niedrigschwelligen Ansatz wählen, der die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten aufzeigt und sowohl Anknüpfungspunkte für konkrete Einsatzstellen beinhaltet als auch Informationen zu Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten.
Bei der Umsetzung halfen die langjährigen Erfahrungen der contec GmbH, die sehr erfolgreich den care4future-Ansatz in der Nachwuchsgewinnung für die Pflege praktizieren. Kernelement dieses Ansatzes ist eine regionale Netzwerkbildung von Trägern, Ausbildungsinstituten und Arbeitsvermittlungen. Diesen Ansatz haben wir adaptiert. Ziel war es, dass die verschiedenen Akteure ein konkretes regionales Netzwerk bilden, sowie einen Orientierungskurs entwickeln und bestenfalls skalieren. Im ersten Schritt haben wir Modellstandorte identifizieren und Trägereinrichtungen gewonnen. Das Interesse war groß. Aber ein solcher Pilot bindet Ressourcen und in überlasteten Systemen ist es häufig schlicht unmöglich, noch etwas zusätzlich umzusetzen. Drei Einrichtungen aus der Jugend- und Familienhilfe und ein Seniorenzentrum starteten 2023 mit uns.
Die Vielfalt der Berufsfelder im sozialen Sektor erfordert eine breite und durchdachte Gestaltung der Angebote
Es kann die Attraktivität des Angebots steigern, wenn eine Vielzahl von Berufsfeldern abgedeckt wird. Dies ermöglicht potenziellen Quereinsteigenden, fundiertere Entscheidungen zu treffen, da sie verschiedene Erfahrungen und Einblicke gewinnen können. Innerhalb des Pilotnetzwerks hat sich die Auswahl mehrerer Berufsfelder als gewinnbringend erwiesen, da so das DRK als vielfältiger Arbeitgeber präsentiert werden konnte.
Der Fokus der externen Begleitung durch contec lag auf:
Trotz eines außerordentlichen Engagements des örtlichen Jobcenters war die Rücklaufquote überschaubar. Für die beteiligten Träger war das eine große Ernüchterung. Mit viel Engagement und Aufwand haben sie verschiedene Informationsveranstaltungen und Treffen zum “Reinschnuppern” auf die Beine gestellt. Potenzielle Quereinsteigende nutzen die Möglichkeiten bisher jedoch nicht. Gründe können vielfältig sein: nicht passende Kommunikationskanäle und Formate, geringes Interesse in der Region etc.
Die Ansprache der Zielgruppe gestaltete sich als deutlich herausfordernder als angenommen.
In Summe bieten die Ergebnisse, die wir in einem gemeinsamen Artikel in der Sozialwirtschaft Aktuell Heft 4/2024 veröffentlicht haben, eine solide Grundlage, um eine modifizierte Pilotierung anzustoßen, in welcher das Erkenntnisinteresse insbesondere auf der Umsetzung von Berufsorientierungsangeboten für potenzielle Quereinsteigende liegt. Für diesen Durchgang müssen wir jedoch feststellen, dass wir mehr gelernt als umgesetzt haben. Und es zeigt sich auch, wie schwierig sich die Gewinnung von Quereinsteigenden für die Trägern gestalten kann - in einem überlasteten sozialen Sektor.