Mehr Menschlichkeit als Antwort auf die Krisen unserer Zeit – Der DRK-Wohlfahrtskongress 2025

Der DRK-Wohlfahrtskongress 2025 setzte ein starkes Zeichen für die mehr Menschlichkeit. Zwei Tage voller intensiver Diskussionen, Vorträge, Keynotes und wertvoller Impulse brachten die zentralen Fragen unserer Zeit der DRK-Wohlfahrtspflege: Wie bewahren wir Menschlichkeit in einer zunehmend digitalen und von Krisen geprägten Welt? Einen kurzen Rückblick und wichtigsten Forderungen erfahren Sie hier.

Ein Kongress, der Mut macht.

Der DRK-Wohlfahrtskongress 2025, der am 25. und 26. März im Umweltforum Berlin stattfand, war nicht nur ein Ort des fachlichen Austauschs, sondern ein Raum, in dem Empathie und das Miteinander spürbar wurden. Ob in der Pflege, im Ehrenamt oder in der Digitalisierung – immer wieder ging es darum, den Menschen ins Zentrum der Diskussionen und Lösungsansätze zu rücken. Menschlichkeit bedeutet in den Foren, Workshops und Diskussionen konkret einander auf Augenhöhe zu begegnen, zuzuhören und gemeinsam tragfähige Lösungen zu finden. Sie bedeutet auch, schwierige Gespräche nicht zu scheuen, kreative Ansätze zu suchen und Verantwortung füreinander zu übernehmen. Der Charakter des Kongresses wurde durch diese gemeinsame Überzeugung bestimmt.

Bundesministerin Lisa Paus brachte den Leitgedanken des Kongresses treffend auf den Punkt: 

Mehr Menschlichkeit – das bedeutet in diesen Zeiten: Haltung zeigen. Gegen Gleichgültigkeit, gegen Hass, für unsere Demokratie. 

Prof. Dr. habil. Thomas Klie

Wichtige Fragen - Dringende Antworten

Wie können wir Menschlichkeit in einer von Krisen geprägten Welt bewahren und stärken? Wie stärken wir sorgende Gemeinschaften in der Pflege? Wie bleibt soziale Teilhabe für alle zugänglich? Welche Rolle spielt die Digitalisierung in der Wohlfahrt, ohne den Menschen aus dem Blick zu verlieren? Wie sichern wir die nachhaltige Finanzierung sozialer Angebote? Wie gestalten wir das Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt zukunftsfähig? Und wie verbinden wir soziale Wohlfahrt mit ökologischer Nachhaltigkeit? 

Prof. Dr. Thomas Klie machte immer wieder deutlich, dass Pflege, eines der dringenden Themen im Wohlfahrtsbereich, nicht nur eine gesundheitliche, sondern vor allem eine sozialstrukturelle Herausforderung ist:

Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – weder Familien noch der Markt allein können sie bewältigen. Es braucht einen starken Mix aus professioneller Pflege und sorgenden Gemeinschaften.

 

Die Helfenden entlasten

Gleichzeitig wurde deutlich, dass Bürokratielasten die Arbeit der freien Wohlfahrtspflege erschweren. Hohe Dokumentationsaufwände, eine Kultur der Überregulierung und ineffiziente Steuerungsmechanismen binden Ressourcen, die dringend für die direkte Unterstützung von Menschen benötigt werden. Hier braucht es einen grundlegenden Wandel: 

  • Weniger Bürokratie durch eine Infrastrukturförderung statt kurzfristiger Projektfinanzierungen 

  • Eine Steuerung, die sich an Wirkung statt an Detailvorgaben orientiert 

  • Mehr Kooperation statt reiner Vertragslogik und eine stärkere Integration statt fragmentierter Strukturen 

  • Den klugen Einsatz von Technologie – Digitalisierung als Chance, nicht nur als reine Elektrifizierung bestehender Prozesse 

     

Erkenntnisse und Lösungen

für die Zukunft erarbeiten 

Der DRK-Wohlfahrtskongress 2025 zeigte auf, dass die zentralen Herausforderungen der Wohlfahrtspflege nur dann gemeistert werden können, wenn Menschlichkeit als Grundsatz-Prinzip angesehen und in der sozialen Arbeit gelebt wird.  

Einige der zentralen Lösungen, die aus den Foren hervorgingen, waren: 

  • Sorgende Gemeinschaften:  
    Die Bedeutung sozialer Netzwerke in der Pflege und Betreuung muss erkannt und gestärkt werden. Familien und Partnerschaften allein können diese Aufgabe nicht fair bewältigen – es braucht starke Gemeinschaften. 

  • Gesellschaftlicher Zusammenhalt:  
    In Krisenzeiten müssen wir durch Dialog und Teilhabe die menschliche Verbindung zwischen den Menschen bewahren. Eine vitale und kreative Zivilgesellschaft ist gefragt. Wir müssen rausgehen und Menschen nach ihren Bedarfen fragen, uns vernetzen, Koalitionen bilden, gemeinsam mit anderen Aktueren agieren.

  • Digitale Innovationen:  
    Technologie muss so eingesetzt werden, dass sie den Menschen unterstützt und ihm dient, ohne ihn zu entmenschlichen. Digitalisierung darf die soziale Interaktion nicht ersetzen, sondern muss sie ergänzen. 

  • Nachhaltige Finanzierung:  
    Um die Menschlichkeit in der sozialen Arbeit zu gewährleisten, müssen wir sicherstellen, dass soziale Projekte langfristig und nachhaltig finanziert werden – hier sind auch neue Modelle gefragt. 

  • Flexibles Engagement:  
    Ehrenamtliche müssen durch moderne, flexible Strukturen unterstützt werden, um ihr Engagement in der sozialen Arbeit zu erhalten. Ehrenamt ist das Herzstück sozialer Organisationen, doch es muss bedarfsgerecht und zugänglich gestaltet werden. 

  • Ökologische und soziale Nachhaltigkeit:  
    Menschlichkeit bedeutet auch, Verantwortung für die Zukunft der kommenden Generationen zu übernehmen. Sozial-ökologische Nachhaltigkeit muss strategisch verankert werden, um langfristig wirksam zu sein. 

Menschlichkeit bleibt der Schlüssel

Ein Fazit

Die Herausforderungen sind vielfältig, doch sie können nur durch gemeinsames Engagement und die bewusste Entscheidung für den Menschen als zentrales Element in allen Bereichen der sozialen Arbeit gemeistert werden. 

Das DRK fordert daher: 

  1. Gezielte Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -sicherung, darunter eine bessere Anerkennung und Vergütung sozialer Berufe sowie attraktivere Arbeitsbedingungen.
  2. Verbesserung der Rahmenbedingungen für gemeinnützige Träger. Freie Wohlfahrtspflege ist ein zentraler Bestandteil der sozialen Infrastruktur in Deutschland. Es braucht eine stärkere finanzielle Absicherung sozialer Angebote, insbesondere für vulnerable Gruppen, die sich betriebswirtschaftlich nicht rentieren. Gemeinnützigkeit muss als Grundpfeiler sozialer Gerechtigkeit anerkannt und gestärkt werden.
  3. Migrationspolitik muss Teilhabe, Fürsorge und Integration fördern. Beratungsangebote für Migrantinnen und Migranten sowie Asylsuchende sind massiv unterfinanziert. Das beeinträchtigt eine gelingende Integration, die wiederum essenziell für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist. In Zeiten gesellschaftlicher Unsicherheiten dürfen humanitäre Werte und rechtsstaatliche Prinzipien nicht verloren gehen. Menschlichkeit muss im Vordergrund stehen.
  4. Entschlossene Maßnahmen zur Sicherstellung einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Es braucht eine nachhaltige Finanzierung, bessere Arbeitsbedingungen und innovative Versorgungsmodelle, um die Qualität der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung zu sichern.


Der Kongress machte deutlich: Menschlichkeit ist kein Konzept von gestern, sondern die Lösung für die Herausforderungen von morgen.