Anfang Dezember hatte ich für das »Lab of the Labs« zu einer
Blog- und Website-Parade eingeladen. Ziel war, Expertisen und Praxisbeispiele, Impressionen und Überlegungen zu sammeln und spannende Menschen aus der Szene miteinander zu vernetzen. Zehn Beiträge haben mich bis Ende Januar erreicht; Beiträge mit Tipps und Euphorie, Theorie und Praxis.
Tipps & Euphorie
Beginnen wir mit der Euphorie:
»Stuhlkreis war gestern« schreibt Sabine Depew in ihrem Blog »Zeitzuteilen« und berichtet vom ›Stolpern‹ und ›Wundern‹ während einer ihrer sozial-digitalen Wochen mit der Caritas im Bistum Essen.
#NewWelfare heißt: die Wohlfahrtspflege erfindet sich gerade neu.
Sie hält sich nicht mehr an Verbandsgrenzen, sondern arbeitet wegen der gemeinsamen Sache begeistert zusammen und kollaboriert ganz selbstverständlich mit Startups und Social Entrepreneurs.
Die Wohlfahrt neu erfinden also?! Wie ringt man dem alltäglichen Trott das Neue ab? Benedikt Geyer, ein Praktiker und kreativer Kopf der Szene mit hörenswertem Podcast zu
»Irgendwas mit Menschen«, hat dazu
im Blog von soziale-arbeit.digital ein paar Tipps [BETA] parat:
- Die Herausforderung: Suche eine Frage, deren Antwort dich wirklich interessiert.
- Das Brainstorming: Wie viele Gedanken zu deiner Frage kriegst du in 15 Minuten zu Papier?
- Der Abstand: Lass die Sache ein bisschen ziehen! Tue 30 Minuten etwas völlig anderes.
- Die Intuition: Schau, was dich vom geschriebenen ›packt‹ und sprich darüber.
Theorie & Portraits
Kommen wir zu den Innovationslaboren: Was braucht es, damit sie als Ideen- und Lösungsschmiede funktionieren können? Anhand einiger Thesen aus einem
ausführlicheren Beitrag von Hendrik Epe (
ideequadrat.org) zur Gestaltung innovationsfähiger sozialer Organisationen
setzt sich Lara Zeyssig von PIKSL genau damit auseinander:
- Freiraum: »Der Experimentierraum ist freizuhalten von der Erstellung diverser Risikoanalysen oder des Einholens von Genehmigungen auf Entscheiderebene.«
- Nutzerorientierung: »Zusammen mit den Zielgruppen der Organisationen kann der Sinn einer sozialen Dienstleistung festgelegt werden und anschließend nach [passenden] ›best pratices‹ gesucht werden.«
- Ungebundene Ressourcen: »PIKSL kann je nach Projekt auch Einnahmen generieren, die für ›slack ressources‹ sorgen« und so für spontane, ungeplante Aktionen eingesetzt werden können.
Zwei weitere Aspekte werden im Beitrag von Christian Müller (
sozial-pr.net)
zum #CariLab des DiCV Essen deutlich:
- Teamwork: »In der sich schnell verändernden Welt gibt es keine ExpertInnen für alle Bereiche […]. Wir sind Lernende, die gemeinsam […] nach Lösungen […] suchen und neue Wege gehen oder längst Vergessenes neu beleben.«
- Werte: »Bei aller Begeisterung für […] Chancen sozialer Innovation vergessen wir nie das Wertefundament, auf dem wir stehen. Denn eine Aufgabe im Prozess der sozialen Innovation ist auch, die Perspektive der Menschen einzunehmen, die durch neue Entwicklung abgehängt oder ausgegrenzt werden könnten.«
Und noch ein Aspekt kann hier angefügt werden: die
Prozessbegleitung in Gestalt von Coaching oder methodischem Anleiten, das in
unserem Innovationlabor wie auch in dem der
AWO-Braunschweig, dem
UNTIL-Lab der Universität Trier,
im Lab von Die Wille des Evangelischen Johannesstifts und bei der
Caridee in Wien eine ganz wesentliche Rolle spielt.
Vielfalt & Wohlfahrt
Wenngleich alle genannten Punkte in den Innovationslaboren des Lab of the Labs eine Rolle spielen, gibt es selbstverständlich auch Unterschiede. Zumindest in den Schwerpunkten ihrer Beiträge präsentieren sich die Labs durchaus verschieden:
PIKSL und
UNTIL eher als
Dienstleister,
Die Wille, die
Caridee und das
Lab der AWO-Braunschweig als
verbandliche Innovationsstrukturen, das
#CaiLab und das
Innovationslabor der DRK-Wohlfahrt als
Projekte der Organisationsentwicklung.
Diese Vielfalt der Perspektiven ist gut und richtig! Soziale Innovation ist ohne sie nicht denkbar und würde auch wenig Spaß machen; zu wenig Anlass zum ›Stolpern‹ und ›Wundern‹.
PS: Wer es bis hierher geschafft hat, schafft es auch noch weiter zum
Blick ins Buch »Innovation and Scaling for Impact« von Chistian Seelos und Johanna Mair, einer Buchrezension, die ich selbst beigesteuert habe.