Ein Beitrag zur Blog- und Websiteparade des Lab of the Labs
Im gesellschaftlichen Wandel entstehen neue Bedarfe, für die es noch keine Angebote gibt. Bestehende Angebote gehen zudem regelmäßig an den Bedarfen von betroffenen Gruppen vorbei. Hier setzt das Trierer Innovationslabor an: Wie können Lösungsangebote für neue Bedarfe entwickelt werden? Wie können soziale Dienstleistungen entstehen, die besser zu den vorhandenen Bedarfen passen? An der Uni Trier wird ›Social Innovation‹ groß geschrieben, denn durch den Wissensaustausch zwischen Wissenschaft und sozialwirtschaftlicher Praxis werden im Labor gemeinsam Lösungsideen und Geschäftsmodelle für innovative soziale Dienstleistungen entwickelt.
Innovationsförderung zwischen Wissenschaft und Praxis
Das Uni Trier Intrapreneurship Lab ist ein Projekt der Abteilung Organisationspädagogik. Andreas Schröer, seit April 2017 Professor für Organisationspädagogik in Trier, beschreibt den Schwerpunkt an seinem Lehrstuhl wie folgt:
„Das besondere Profil der Trierer Organisationspädagogik besteht in ihrem Forschungsschwerpunkt auf Nonprofit-Organisationen, die im Hinblick auf organisationales Lernen und organisationalen Wandel, Führung und Innovationsförderung beobachtet werden.“
Dabei interessieren sich die Trierer Organisationspädagoginnen und –pädagogen insbesondere für die Möglichkeiten, die Innovationslabore für die Hervorbringung sozialer Innovationen darstellen.
Während seiner Zeit als Professor für Nonprofit-Management in Darmstadt hat Andreas Schröer das mit dem ConSozial-Management-Preis 2015 gewürdigte
„Labor für Diakonisches Unternehmertum LaDU“ mit auf den Weg gebracht. Inzwischen ist das Labor fest institutionalisiert. Als „INTRA-Lab“ hat es seinen Wirkungskreis vergrößert und wird weiterhin von ihm und seinem Team wissenschaftlich begleitet und in der Entwicklung unterstützt. Seine Motivation und Beweggründe, auch in Trier ein Labor mit dem Schwerpunkt Social Innovation zu initiieren, beschreibt er wie folgt:
„Trier zeichnet sich – mit seiner Verortung in der grenzüberschreitenden Großregion und einem traditionell stark wohlfahrtsverbandlich geprägten Sozialen Dienstleistungsbereich – durch ein besonders interessantes Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation aus. Trier bietet daher einen vielversprechenden Kontext, um sich mit dem Thema Förderung von Unternehmertum in bestehenden Sozialunternehmen zu beschäftigen. Das Labor dient uns dabei als Möglichkeit zur Vernetzung mit der Praxis sowie als Forschungsgegenstand gleichermaßen.“
Intrapreneurship setzt auf die Potentiale von MitarbeiterInnen
Während sich Social Innovation Labs regelmäßig an Gründerinnen und Gründer richten, spricht UNTIL besonders auch MitarbeiterInnen in bestehenden Sozialunternehmen an. Durch seinen Fokus auf Intrapreneurship versteht sich UNTIL daher auch als methodische Weiterentwicklung von Social Innovation LabKonzepten. Das Trierer Labor fungiert zudem als Schnittstelle zwischen gemeinnütziger Sozialwirtschaft und Universität, während eine Vielzahl existierender Labore die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft oder öffentlicher Verwaltung und Wissenschaft stärken.
Methodisches Vorgehen in Trier
Thomas Wendt, verantwortlich für die Umsetzung von UNTIL und die Ausgestaltung des Programms, sagt über das Vorgehen im Labor:
„Innovationen werden in der Regel nicht im Alleingang entwickelt. Das Bild des einsamen Erfinders, der des nächtens in seiner Garage das nächste große Ding vorantreibt, hat ein Stück weit ausgedient. Für uns kommen Innovationen heute aus dem Labor und das gilt auch für innovative soziale Dienstleistungen. Das Labor UNTIL bietet hierzu einen besonderen Raum.“
Die Laborarbeit in Trier erfolgt in Workshops, in denen die Teilnehmenden an ihren Projekten arbeiten. Experten-Inputs ergänzen dabei selbst organisierte Lernformen, sodass sich auch formales und informelles Lernen entsprechend ergänzen. Ausgehend von Bedürfnissen der späteren Nutzerinnen und Nutzern werden im Labor mithilfe von Methoden aus Innovationsförderung und Kreativitätsforschung bedarfsgerechte, innovative und umsetzbare Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickelt. Die erste Workshop-Reihe hat Ende Oktober 2018 begonnen und wird bis Juli 2019 fortgeführt, bevor sich ein neuer Durchlauf anschließt.
Wissenschaftliche Ergebnisse nutzen
Die Laborarbeit in Trier wird unterdessen wissenschaftlich begleitet. Joy Rosenow-Gerhard, bei UNTIL für die Begleitforschung verantwortlich, erläutert die Besonderheit der wissenschaftliche Perspektive:
„Uns interessiert in diesem Projekt besonders, wie die Teilnehmenden mit den eingesetzten Methoden Soziale Innovationen entwickeln und dabei ihr unternehmerisches Handeln schulen. Was sind förderliche und hinderliche Faktoren? Wie arbeiten die Teams zusammen? Wie experimentieren die Teilnehmenden in dem speziellen Raum, den das Labor bietet? Das sind Fragen, die uns grundlegend interessieren und denen wir auch im Hinblick auf eine europäische Vergleichbarkeit nachgehen.“
Die Doppelstruktur von Wissenschaft und Praxis zeichnet UNTIL aus, denn nicht zuletzt sollen die Einsichten aus der Begleitforschung auch in den Laborprozess einfließen, um UNTIL methodisch weiterentwickeln zu können.
Open Innovation Days Trier
Einmal im Jahr öffnet das Trierer Innovationslabor seine Pforten und stellt das eigene methodische Vorgehen im Rahmen von Open Innovation Days der Öffentlichkeit vor. Ende Mai 2018 erlebte dieses Format seine Premiere. Teilnehmende waren Mitarbeitende aus Unternehmen oder Einrichtungen der Sozialwirtschaft, Wissenschaftler, Studierende und Interessierte, die sich aus beruflicher Perspektive oder persönlichem Interesse dem Angehen gesellschaftlicher Herausforderungen widmen. Das Interesse war dabei mit über 70 Teilnehmenden erfreulicherweise sehr groß. Am 1. April 2019 findet der zweite Open Innovation Day Trier statt. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.
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