Thomas Schade/DRK e. V.
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Durchs wilde Digitalistan

Care 4.0 ist im Januar gestartet auf dem Weg zu einer modernen, digital unterstützten, menschlichen Pflege. Von heute auf morgen durch Corona auf digitale Formate umgestiegen, beschleunigt sich die Reise. Wie wir unser Ziel erreichen, erfahrt Ihr hier.

Wie schon an gleicher Stelle berichtet, sind wir, das DRK-Generalsekretariat sowie Fach- und Führungskräfte aus verschiedenen DRK-Gliederungen und Einrichtungen der Pflege, im Januar zu unserer gemeinsamen Qualifizierungsreise Richtung Care 4.0 im Pflege-Morgenland aufgebrochen. 

Doch unsere, seinerzeit noch für reale Räume und mit leibhaftigen Kollegen gemachten Bildungsreisepläne wurden von Frau Corona, Herrn Covid und ihren Kindern Shutdown, Stayhome und Lockdown durchkreuzt, sodass wir mit unserer Care 4.0-Reisegruppe seit März in Digitalistan festsitzen.

Was zunächst als unfreiwilliger Halt und Reduzierung unseres Qualifizierungsprogramms auf Web-Formate begann, haben wir zum Anlass genommen, unsere Reisepläne zu ändern und unseren Aufenthalt in Digitalistan so produktiv wie möglich zu gestalten. Gemeinsam mit unserem Projektpartner iit in der VDI/VDE IT versuchen wir, aus der „Coronanot“ eine „Digitalisierungstugend“ zu machen. All den Digitalisierungsthemen, die uns im Bereich der Pflege betreffen (werden), begegnen wir nun im Rahmen unserer Bildungsreise nach Care 4.0 vollständig digital. Im ersten Web-Seminar am 26. Mai haben wir uns ausgehend von den Ergebnissen einer im Vorfeld durchgeführten VDI/VDE-IT-Umfrage (Schaubild s. u.) insbesondere mit den Themen Vernetzung, Informationsprozesse, Assistenzsysteme, Patientenwohlsteigerung und Dokumentationserleichterung auseinandergesetzt. Beim zweiten Web-Seminar am 30. Juni standen drei Inputs der Rotkreuz-Mitreisenden aus Hamm, Hannover und Herford im Fokus. Die Mitreisenden aus, die sich in Digitalistan schon sehr gut auskannten, übernahmen zeitweise die Reiseleitung und gaben Einblick in die eigenen Digitalisierungsprojekte: DRK Hamm, Memorebox und DRK Herford, Virtual Reality.

Mit Blick auf die derzeitig noch geltenden Corona bedingten Kontaktbeschränkungen war insbesondere das Projekt „Digitale Kommunikation zwischen Bewohner*innen und deren Angehörigen“ des DRK Niedersachsen von besonders aktuellem Interesse. Gemeinsam mit der TU Clausthal und dem Institut für Innovation und Technik wurden technische Lösungen auf Basis von Big Blue Button entwickelt, die gerade jetzt dabei helfen können, den Kontakt zwischen im Heimen Gepflegten und deren Zugehörigen zu erhalten.

Als Zwischenfazit unseres bisherigen Aufenthalts in Digitalistan:

Die in der Corona-Krise deutlich gewordenen Chancen, die in der Anwendung und Beherrschung moderner digitaler Arbeitsmittel liegen, müssen gegenüber Kranken- und Pflegekassen deutlich gemacht werden und ggf. mit Forderungen verknüpft werden, um schlecht ausgestattete Einrichtungen und ungenügend qualifizierte Mitarbeiter zu fördern.

DRK-interner operativer Handlungsbedarf ergibt sich insbesondere bzgl. der Bereitschaft der Geschäftsführungen, Mitarbeitende mit modernsten digitalen Arbeitsmitteln auszustatten. Das Bild, das bei Geschäftsführungen über die Arbeit ihrer Pflegekräfte besteht, bedarf mittelfristig eines Wandels. Pflegekräften muss technische Kompetenz zugemutet und zugebilligt werden. Hier muss ein Kulturwandel vollzogen werden, der ggf. durch die Corona-Krise schon befördert wurde.

Die in der Praxis deutlich gewordenen Vorteile, die sich durch den Einsatz digitaler Techniken ergeben, müssen Kostenträgern möglichst konkret beschrieben werden, sodass diese nachvollziehen können, an welchen Stellen zusätzliche Kosten für digitale Investitionen erforderlich bzw. unerlässlich sind.

Die Care 4.0-Reisegruppe wird voraussichtlich bis Ende des Jahres in Digistalistan verweilen, sich dabei und dadurch ihrer eigenen Kompetenzen im Bereich der Digitalisierung vergewissern, diese auszubauen und so die Vorteile, die Digitalisierung in der Pflege mit sich bringen kann, in den Verband kommunizieren.

Vorbefragung durch VDI/VDE IT: