Das Bild zeigt Eindrücke von der Auftaktveranstaltung Digitalisierung in der Pflege DRK-Care_4.0
Thomas Schade/DRK

Digitalisierung in der Pflege - Kick Off der Qualifizierungreihe Care 4.0 am 22./23.01.2020 in Berlin

Im Januar startete die neue Qualifizierungsreihe DRK-Care_4.0. Gemeinsam mit Fach- und Führungskräften diskutierten wir, welchen Anforderungen digitale Technologien in der Pflege gerecht werden müssen und welche Voraussetzungen Einrichtungen für zukünftige Veränderungsprozesse benötigen.

Am Ende muss das Essen schmecken. Wie bitte? Was hat das denn mit dem Thema „Digitalisierung in der Pflege“ zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Aber vielleicht auf den zweiten. Wenn z. B. eine Gastronomin in ihrem Restaurant Digitalisierung vorantreibt, bemerken ihre Gäste dies vielleicht daran, dass die Bestellungen per digitalem Endgerät entgegengenommen und fehlerfrei weitergegeben werden. Aufmerksame Restaurantgäste würden hier Digitalisierung als nützlich wahrnehmen. Doch wichtiger als eine reibungslose Bestellung ist sicher, dass ihnen das Essen schmeckt. Ähnlich verhält es sich mit der Digitalisierung der Pflege. Sie ist Mittel zum Zweck einer möglichst guten, menschenwürdigen Pflege.

Seit auch in der Pflege Computer und Software eingeführt wurden, sind wir dort mit dem Thema Digitalisierung befasst. Lange bevor wir dies mit diesem Sammelbegriff belegt haben. Mittlerweile wird der Begriff Digitalisierung durch seine dauernd breiter werdende Diskussion immer schwieriger greifbar und die Ebenen, auf denen das Thema Digitalisierung diskutiert wird, geraten oft durcheinander.

In dem Kick Off unserer Qualifizierungsreihe Care 4.0 am 22. und 23. Januar 2020 haben wir im ersten Schritt versucht, das Thema Digitalisierung aus den verschiedenen Blickwinkeln der Pflege zu erfassen und zu formulieren, was uns wirklich berührt, bewegt und vielleicht auch bedrückt. Damit konnten wir einen Beitrag zur Präzisierung des Themas leisten und die Arbeitsprozesse und -anforderungen herausarbeiten, die für den Einsatz digitaler Technologien besonders relevant sind. Dabei profitierten wir von den vielfältigen Perspektiven der Teilnehmenden, die unterschiedliche Verbands- und Funktionsebenen abbildeten. So sind unter den Teilnehmenden nicht nur Pflegekräfte aus teil/stationären Einrichtungen oder ambulanten Diensten, sondern u.a. auch Digitalisierungsstrategen von der Landesverbandsebene. Offensichtlich wurde dabei, dass das Thema bzw. der Begriff Digitalisierung angesichts dieser Unterschiede und der verschiedenen individuellen Ausgangs- und Erwartungslagen der Teilnehmenden nicht einheitlich wahrgenommen wird und für den jeweiligen Arbeitsalltag von unterschiedlicher Bedeutung ist.

Ein positiver Effekt hieraus war, dass in den Workshops ein Diskurs zwischen Pflegekräften und Führungskräften und verschiedenen Verbandsebenen stattfinden konnte. Unvermeidbar war dabei bisweilen, dass technische Herausforderungen, pflegerische Ansprüche und Managementprobleme (Organisation, Kommunikation) vermischt wurden. Das Thema Digitalisierung wurde so nicht nur mit Blick auf seine technischen Implikationen, sondern auch unter seinen organisationsentwicklerischen Aspekten (Kommunikation, Transparenz, Mitarbeiterbeteiligung) diskutiert.

Die Spannbreite der Themen war und ist groß: von internetgestützter Heimplatzbewerbung und Bewohner-Onboarding bis zu bekannten und neuen digitalen Tools für Routenplanung und Pflegedokumentation. Um zu einem möglichst konkreten und geordneten Bild über die tatsächliche Ausgangs- und Bedarfslage hinsichtlich des Themas Digitalisierung in der Pflege zu gelangen, wurden in den verschiedenen Workshops Wünsche, Fragen und Bedenken zum Thema Digitalisierung erfasst und fixiert und einem Worldcafe Möglichkeiten der Gestaltung der Digitalisierung in der Pflege unter den Aspekten Vernetzung, Organisationsentwicklung und menschliche Pflege erörtert. Es wurde deutlich, dass aufgrund der immer schneller werdenden Entwicklung neuer digitaler Techniken (Speicher, Schnittstellen, Vernetzungen, Devices) und der Möglichkeiten „künstlicher Intelligenz“ Digitalisierung auf der betrieblichen Ebene wie ein Brandbeschleuniger der Organisationsentwicklung wirkt und uns dazu zwingen wird, uns u.a. mit diesen Fragen auseinanderzusetzen:

  • Welche besonderen Erfordernisse ergeben sich für die Beschäftigten in der Pflege im Hinblick auf die Digitalisierung?
  • Welche Prozesse in der Pflege werden durch digitale Techniken verbessert, erleichtert oder überflüssig?
  • Welche neuen pflegerischen Dienste werden durch digitale Techniken ermöglicht?
  • Welche Aspekte (Datensicherheit, Datenschutz (Patienten und Mitarbeitende), Anwendungsschulungen) sind in den Blick zu nehmen?

Wir sind gespannt auf die weiteren Module in der Qualifizierungsreihe, die sich auch mit diesen Fragen auseinandersetzen und freuen uns auf die Digitalisierungs-Projekte vor Ort.

Kernerkenntnis des Kick Offs war jedenfalls, dass es bei aller Unterschiedlichkeit der Einsatzmöglichkeiten digitaler Technik entscheidend ist, gemeinsam mit den jeweiligen Fachkräften genau zu planen und zu antizipieren, was welches digitale Tool in der Pflege leisten soll und kann. Nur so können Arbeits- und Betriebsabläufe zielführend und erfolgreich digitalisiert werden, sodass letztendlich "das Essen schmeckt".