„Der Arbeitskräftemangel ist und bleibt aber weiterhin eines der größten Probleme.“

Wir begleiten die Sommerreise der Präsidentin mit regelmäßigen Interviews und Blogbeiträgen - diesmal gibt Herr Michael Schlenz einen wertvollen Einblick in die tägliche Arbeit und die Herausforderungen, denen er und sein Team in der Sozialstation Am Dobrock/Sietland gegenüberstehen. Er spricht mit uns über seine Erfahrungen als langjähriger Mitarbeiter beim DRK Cuxhaven/Hadeln gGmbH in Cadenberge in Niedersachsen.

Mein Name ist Michael Schlenz, 46 Jahre alt, und ich bin seit September 2011 beim DRK Cuxhaven/Hadeln gGmbH in Cadenberge beschäftigt. Seit November 2021 leite ich die Sozialstation Am Dobrock/Sietland.

Herr Schlenz, was hat Sie damals dazu bewegt, sich für diesen Beruf zu entscheiden? 

Ich bin über den Zivildienst in der Pflege gelandet und obwohl ich bereits eine kaufmännische Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe, habe ich mich für eine Umschulung zum examinierten Altenpfleger entschieden. Dies war meine beste berufliche Entscheidung, die ich bis heute nicht bereue.

Es gibt mir ein gutes Gefühl, einem hilfsbedürftigen Menschen die notwendige Pflege zu organisieren, ihn zu beraten und dafür zu sorgen, dass er dadurch in seiner gewohnten häuslichen Umgebung bleiben kann.

Was sind heute die größten Herausforderungen? 

Eine große Herausforderung ist die Digitalisierung in der Pflege. Dieser Schritt ist sehr wichtig, um effizienter arbeiten zu können und mehr Zeit für die Pflege zu haben. Dabei müssen viele Faktoren unter einen Hut gebracht werden, zum Beispiel die Kolleginnen, die mit der Technik arbeiten sollen und die Geschäftsführung, die die Technik finanzieren muss. Oft fühle ich mich ausgebremst und muss zusehen, wie andere schon längst viel weiter in der Digitalisierung sind. Dazu kommen immer neue Regeln, Gesetze und Anforderungen. Die Welt dreht sich gefühlt schneller und was gestern galt, ist morgen vielleicht schon überholt.

    Inhouse-Schulung für pflegerisches Basiswissen

    Welchen Einfluss hatte die Pandemie?

    Die COVID-19-Pandemie hat in meiner Einrichtung dazu geführt, dass wir uns bewusst kleiner “geschrumpft” haben. Wir haben also schon früh damit begonnen, keine neuen Klienten aufzunehmen, wenn es die personelle Lage nicht hergab. Anfang 2021 wuchs das Team um zwei neue Kolleginnen. So gesehen sind wir also ganz gut durch diese Zeit gekommen. Der Arbeitskräftemangel ist und bleibt aber weiterhin eines der größten Probleme. 

    Was sind Ihrer Meinung nach langfristige politische Maßnahmen, um den Arbeitskräftemangel im Gesundheitswesen zu bekämpfen und die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten? 

    Jeder und Jede schimpft auf die Politik. Es werden Gesetze verabschiedet, die in der Realität nicht einhaltbar sind, da “ein Stück Papier” nun einmal keinen Mangel beheben kann. Wie wäre es zur Abwechslung einmal, wenn sich jeder Bürger und jede Bürgerin selbst fragt, was er oder sie tun kann. Solange jeder nur bis zum nächsten neuen Smartphone oder dem noch größeren TV Gerät schaut, die Felgen des neuen Autos besser versichert sind als eine evtl. eintreffende Pflegebedürftigkeit und Besserverdienende endlich freiwillig für die Gemeinschaft in die bestehenden Systeme einzahlen, wird die Politik nur weiter Papier bedrucken lassen

    Wir danken Ihnen, Herrn Schlenz, für das Gespräch.
     


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