Engagement: Die „Babyboomer“ gestalten auch zukünftig das Zusammenleben vor Ort mit – aber zu ihren Bedingungen
Zugegeben, auch ich bin ein „Babyboomer“ und werde in wenigen Jahren - vermutlich mit auskömmlicher Rente und hoffentlich fit und geistig aktiv und bei guter Gesundheit - in den Ruhestand gehen. Vielleicht hat mich auch deshalb diese Veranstaltung interessiert!? In einem spannenden Vortrag machte Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, deutlich, dass Kommunen und Wohlfahrtsverbände die Menschen im Rentenalter häufig als Gruppe, die es zu betreuen gilt, sehen und leider weniger als Bürgerinnen und Bürger, die sich aktiv einbringen möchten. Doch künftige Rentnerinnen und Rentner verfügen häufig nicht nur über gute Qualifikationen und bleiben im Alter länger fit, sondern sie bringen auch ein stärkeres Bedürfnis nach sinnvollen Aufgaben im „dritten Lebensabschnitt“ mit. Klingholz machte deutlich, dass sich heute rund die Hälfte der 50 – 75 Jährigen vorstellen kann, sich sozial in einem Verein oder Verband oder in einer Initiative oder einem Projekt zu engagieren bzw. mitzuwirken. Für ihr Engagement erwarten sie aber auch gute Rahmenbedingungen. Ihnen ist der Zweck ihres Engagements wichtig, und sie wollen dabei auch Spaß und Freude haben. Zum guten Schluss, so Klingholz, bringen die „Babyboomer“ auch häufig noch wertvolle Soft und Hard Skills wie Menschenkenntnis, Fachwissen und die Fähigkeit zur strukturierten Problemlösung mit und sind häufig motiviert, auch im Alter noch etwas Neues zu wagen. Bereits jetzt war zumindest mir als Verbandsvertreter ziemlich klar, dass wir als DRK in jedem Falle gut beraten sind, nochmal ein besonderes Augenmerk auf genau diese Zielgruppe zu richten, wenn es darum geht, Maßnahmen und Strategien (weiter) zu entwickeln, um Menschen für bürgerschaftliches Engagement zu gewinnen. Wie das ganz praktisch aussehen kann, damit beschäftigten sich dann im Anschluss verschiedenste Foren und Workshops, und es wurde auch über den bekannten „Tellerrand“ geschaut: nämlich nach Finnland und Irland – wo es regional hierzu bereits interessante Ansätze gibt.
Daraus lernen wir
Zusammenfassend kann man sagen, dass ganz sicher eine ganz große Herausforderung im Zusammenwirken von Kommunen, lokalen Strukturen, Vereinen und Verbänden, aber auch mit Betrieben darin liegt, sowohl die Personen zu erreichen, die sich ohnehin bereits ehrenamtlich engagieren als auch all jene, die möglicherweise Lust auf eine solche Tätigkeit haben, denen aber bislang der Zugang fehlt. Hier haben sich besonders Freiwilligenkoordinatorinnen und -koordiniatoren bzw. Freiwiligenagenturen bewährt, die Informationen und Hilfen anbieten. Auch könnten z. B. die Menschen bereits in der Vorruhestandsphase oder kurz vor dem Ruhestand - im Zusammenspiel von Betrieben, Vereinen, Verbänden und der Kommune - aktiv umworben werden, denn erfahrungsgemäß nehmen jene, die sich schon im Berufsleben für die Gemeinschaft einsetzen, ihr Engagement auch in den Ruhestand mit. Hierzu ein Beispiel aus der Stadt Köln: Alle Beschäftigten der Stadt Köln erhalten mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben einen Brief, indem die Stadt nicht nur für ihre Arbeit dankt, sondern auch gleichzeitig auf die Anlaufstellen für ehrenamtliche Tätigkeiten hinweist. Also, hier steckt noch einiges an Potenzial drin, wenn es darum geht, für ehrenamtliches Engagement zu werben!
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