„Jeder zehnte Deutsche über 40 Jahren ist einsam“ lautet ein Ergebnis der Deutschen Alterssurvey. Fast jede Woche stolpere ich über ähnliche Erkenntnisse aus der Forschung. Einsamkeit ist „ein wichtiges Thema zum richtigen Zeitpunkt“ hält auch unsere Präsidentin Gerda Hasselfeld in ihrem Grußwort zur Sozialwirtschaftsmesse ConSozial fest, die in diesem Jahr unter dem Motto „Gemeinsam statt Einsam“ lief. Das Thema bewegt – vielleicht gerade, weil es sich nicht so einfach durch Statistiken erfassen lässt: Einsamkeit wird individuell unterschiedlich wahrgenommen und trifft uns alle im Laufe unseres Lebens.
Bedarfe der Zielgruppe verstehen
Für unser Wirkungsprojekt „TEILSEIN“ haben wir die Gründe für Einsamkeit und die Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen genauer unter die Lupe genommen, mit dem Ziel ein DRK-Projekt zu entwickeln, das Einsamkeit wirkungsorientiert bekämpft. Nach einer Auswertung von Sekundärliteratur, Interviews und einer Online-Umfrage von einsamen Menschen konnten wir uns ein besseres Bild über vorhandene Angebote, die Gründe für Einsamkeit und die Bedarfslage machen.
Einsamkeit tritt zum Beispiel häufig dann ein, wenn wir uns durch eine schwierige Lebenskrise kämpfen, aber in unserem Umfeld die nötige Unterstützung fehlt. So können Trennungen oder Jobverlust zu intensiven Phasen der Einsamkeit führen. Aber auch individuelle Aspekte, wie z.B. psychische Erkrankungen, eingeschränkte Kommunikationsfähigkeit, oder gesellschaftliche Faktoren (Stichwort Individualisierung) können Einsamkeit befördern. Zu den besonderen Risikogruppen gehören ältere Menschen, Alleinerziehende oder auch Kinder mit Verhaltensauffäligkeiten.
Design Challenge: Einsamkeit bekämpfen
Im Rahmen eines 3-tägigen Design Thinking Workshops nutzten wir diese Erkenntnisse als Grundlage für die Entwicklung neuer Lösungen. „Ich hatte das Bedürfnis mich fallen zu lassen, in der Hoffnung, dass mir irgendjemand hilft“ so das Zitat einer alleinstehenden Frau, die aufgrund vieler Umzüge unter Einsamkeit litt. Aus dem Bedarf dieser Nutzerin leiteten wir eine sogenannte Design Challenge ab, die unsere gewünschte Wirkung beschreibt: "Wie können wir alleinerstehenden Frauen helfen, sich zugehörig zu fühlen in einer zunehmend isolierenten Gesellschaft?“
Vom Geistesblitz zur Maßnahme
Nach Stunden des „Brainstormings“, befeuert durch Kekse, bunte Zettel und vereinte Brainpower, hatten wir über 100 Ideen zur Einsamkeitsbekämpfung zusammengetragen: von „Mut-Mützen“, die Kindern helfen Gefühle zu kommunizieren, bis hin zur Weiterbildung für alleinerziehende „Heldinnen“. Unsere Teams waren interdisziplinär aus Generalsekretariat, Landes- und Kreisverbänden, Wirtschaft und Forschung zusammengestellt.
Der Prozess macht Spaß, ist anstrengend, aber auch produktiv. Nachdem die besten Lösungen nach Wirkungs- und Machbarkeitskriterien priorisiert wurden, war noch einmal unsere Kreativität gefragt: Für jede Idee entwickelten wir einen Prototypen, der von externen Nutzer-Testern getestet und bewertet wurde. Zu den Favoriten zählten sogenannte „Hagrids“ – Angebotslotsen, die einsame Menschen mit vorhandenen Angeboten verknüpfen sollen und ein Zirkusprojekt zur Stärkung sozialer Integration. Beflügelt von guten Ideen stellen wir uns nun der nächsten Herausforderung: der Finanzierung und Umsetzung mindestens einer dieser Projektideen.
Bei Interesse an unserem Projekt oder Themen wie Design Thinking, Wirkungsorientierung oder Impact Investing schreiben Sie uns unter wirkungsorientierung(at)drk(dot)de.