Messbar oder nicht messbar: Das ist hier die Frage.
Auch zu dritt, hatten die verbliebenen Diskutanten – Prof. Dr. von Schwanenflügel (BMFSFJ), Prof. Dr. Wohlfahrt (EvH Bochum) und Herr Bibisidis (DRK Generalsekretariat) mehr als genug Diskussionsstoff: Nach Ihren Eingangsstatements zur Frage: „Wirkungsorientierte Steuerung: Was bringt das?“ wurden essentielle Fragen diskutiert, wie: „Kann man Wirkung überhaupt messen?“ Das Publikum, mit Ausnahme von 2 Personen, meinte: „Ja“.
„Wichtig ist aber klarzustellen, worüber wir da eigentlich reden, wenn wir von Wirkung sprechen“ – darin waren sich sowohl die Nein -, als auch die Ja-Sager einig. Und dass wir von einem gemeinsamen Begriffsverständnis noch weit entfernt sind – das sahen Referenten, wie Publikum ähnlich.
Wer entscheidet eigentlich, welche Wirkungsziele wir haben und messen?
„Frage ist doch auch, was da eigentlich gemessen wird?!“ Auch ein Punkt, der von den Panelteilnehmern hitzig diskutiert wurde. Geht es darum, eine im Sinne des Klienten zu erzeugende Wirkung nachzuweisen oder eine von der Regierung festgelegte sozialpolitische Zielerreichung zu belegen? Zugespitzt: Wird darauf hingewirkt, dass sich die individuelle Lebenslage aus Sicht der Klienten wirksam verbessert oder dass eine bestimmte Anzahl von Personen erfolgreich in den ersten Arbeitsmarkt integriert wird? Wer entscheidet eigentlich, welche Wirkungsziele wir haben und messen? Außerdem sei es wichtig, das große Ganze nicht aus den Augen zu verlieren. Gefahr sei, dass die eigene Blickrichtung zu sehr auf einzelne Wirkungsziele verengt und dabei aus den Augen verloren werde, was soziale Arbeit leisten kann: Nämlich eine ganzheitliche Perspektive auf eine Lebenslage und die Möglichkeit, viele positive Effekte auf unterschiedlichen Ebenen zu erzeugen.
Wirkungsorientierung funktioniert nicht Top-Down.
Summa summarum war die Diskussion um Sinn und Unsinn wirkungsorientierter Steuerung vielfältig und alles andere als Einheitsbrei. Es würde dem Forum nicht gerecht werden, hier glattgebügelte „gemeinsame“ Erkenntnisse zu formulieren, die es so nicht gab. Es war eher ein gegenseitiges Inspirieren und Einladen, die Perspektive des anderen einzunehmen und an der ein oder anderen Stelle ein durchaus meinungsstarker Schlagabtausch. Es wurden eher gute Fragen aufgeworfen, als letzte Antworten erteilt. Vor allem wurde deutlich, dass Wirkungsorientierung das Ergebnis eines Aushandlungsprozesses ist, der nicht Top-Down funktioniert. Eine wesentliche Herausforderung sei daher, dafür zu sorgen, dass alle Interessen angemessen vertreten sind und Beachtung finden im sozialpolitischen Dialog. Vor allem die Interessen der Menschen, um die es eigentlich geht: Unsere Klientinnen und Klienten, Mitbürgerinnen und Mitbürger, mit denen wir gemeinsam entscheiden wollen, wie die Zukunft des Sozialen für uns alle wünschenswert gestaltet werden kann.
Auch wenn wir der Weisheit letzter Schluss in den 90 Minuten wohl nicht gefunden haben: Eine Binsenweisheit hat sich durch das Forum - zumindest für uns - bewahrheitet: Laden Sie immer ein paar mehr Referierende ein, als Sie unbedingt benötigen. Denn: Irgendein „Unverhofft“ - zum Beispiel ein Schneesturm - kommt oft.
Und das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Nämlich unser Dank an alle fünf Referierenden für Ihr Engagement, die Vorbereitung und ihre Beiträge sowie an das sehr aktive und interessierte Publikum. Es war uns eine Freude! Wir freuen uns auf weitere Diskussionen und Austauschformate rund um das Thema Wirkungsorientierung. Kommen Sie mit uns in den Dialog – hier, unter wirkungsorientierung@drk.de oder Tel. +49 30 / 8 54 04 – 311.