Soziale Innovation entwickeln
Es ist Auftrag des DRK als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege und Nationale Hilfsgesellschaft in Deutschland, den gesellschaftlichen Wandel im Sinne der Grundsätze und Ideale des Roten Kreuzes mit zu gestalten. Wie dafür neue Teilhabechancen genutzt und Barrieren abgebaut werden können, sind zentrale Fragen der Innovationsförderung in der Wohlfahrtspflege des DRK. Fragen, die nicht der DRK-Bundesverband allein beantworten kann! Fragen, die auf allen Ebenen des Verbandes und ganz besonders in den Einrichtungen und bei den Trägern vor Ort immer wieder neu gestellt werden müssen, um soziale Innovationen hervorzubringen.
Wie aber lassen sich soziale Innovationen systematisch entwickeln? Der folgende Dreischritt hat sich in den Diskussionen um diese Frage gut bewährt. Einerseits orientiert er sich an gängigsten Definitionen sozialer Innovation, andererseits gibt er Anhaltspunkte dafür, welche Instrumente auf dem Weg zu sozialer Innovation sinnvoll eingesetzt werden können.
Schritt 1: Die kreative Idee
Die Entwicklung sozialer Innovation beginnt mit einer kreativen Idee. Einer Idee, wie etwas anders oder besser gemacht werden könnte. So banal dies klingen mag, so herausfordernd ist es. Denn Kreativität braucht vielfältigen Input, Freiraum und Resonanz. Im DRK-Bundesverband erproben und entwickeln wir Methoden, um Kreativität systematisch zu fördern. Bei Veranstaltungen und in Workshops experimentieren wir beispielsweise mit Design Thinking, einer Innovationsmethode mit radikalem Fokus auf die künftigen Nutzerinnen und Nutzer. Wir führen BarCamps durch, die den freien Austausch unter den Teilnehmenden fördern, und fordern zu Pecha-Kucha-Vorträgen heraus, bei denen jede Folie nicht länger als 20 Sekunden angezeigt wird.
Schritt 2: der Wirkungsnachweis
Kreativität ist unabdingbar für soziale Innovation und hat allein deshalb einen großen Wert an sich. Die kreative Idee ist allerdings nur der erste Schritt! Erst wenn sie von den Nutzerinnen und Nutzern als gut und wertvoll anerkannt und das neue Angebot auch genutzt wird, können wir von einer Innovation sprechen.
Als DRK-Bundesverband können wir unmöglich sagen, welche kreative Idee vor Ort zu einer Innovation wird und welche nicht. Über die Wirkungsorientierung unserer Arbeit und den Versuch der Wirkungsmessung allerdings bekommen wir viele Informationen darüber, welche unserer Ideen wirklich innovativ sind und welche nicht. Der Cross Media Day, das BarCamp vom Oktober letzten Jahres, zum Beispiel ist auf großes Interesse, viel Resonanz und rege Teilnahme gestoßen. Hier können wir also von einer Innovation im DRK sprechen. Gleiches gilt für die Pecha-Kucha-Vorträge, mit denen die Nominierten aus dem Ideenwettbewerb zum Innovationslabor bei „Insight DRK“ letztes Jahr einen tollen Abend gestalteten.
Schritt 3: die Skalierung
Und auch der Wirkungsnachweis eines neuen Angebotes ist nur ein weiterer Schritt auf dem Weg zu sozialer Innovation. Die Innovation nämlich wird erst dann „sozial“ wenn ihre Wirkung skaliert: Wenn immer mehr Nutzerinnen und Nutzer erreicht werden können oder wenn sich andere die Innovation zum Vorbild nehmen.
Die Skalierung guter Praxis ist ein Thema, mit dem sich der DRK-Bundesverband in vielerlei Hinsicht beschäftigt. Zumeist wird dabei auf die distribuierte Skalierung durch Neu- oder Umgestaltung bundesweiter Programm oder die Bekanntmachung von Best Practices gesetzt, die dann von vielen einzelnen Trägern vor Ort realisiert werden. Diese Skalierung durch Transfer passt sehr gut zu den föderalen Strukturen des Verbands und soll auch für die Innovationsförderung genutzt werden; beispielsweise durch die Bekanntmachung von und der Qualifizierung für geeignete Kreativ-Methoden. So schlicken wir auch den Cross Media Day auf die Reise durch den Verband und ermöglichen so nicht nur immer neuen Teilnehmenden das Konferenzformat kennen zu lernen sondern auch immer neue Teams darin, BarCamps selbst organisieren und moderieren zu können.
Gesellschaftlichen Wandel gestalten
In Zeiten der digitalen Revolution, die viele in eine Reihe mit gesellschaftlichen Wandlungsprozessen seit dem Beginn der Industrialisierung – eine Zeit, in der auch die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung entstand – stellen, ist die Fähigkeit zu innovieren von großer Relevanz. Nicht etwa, weil man sich mit immer neuen Innovationen im Köcher über große gesellschaftliche Aufmerksamkeit, viele Fördermittel und steigende Mitgliederzahlen freuen kann, sondern weil es Innovatorinnen und Innovatoren sind, die den gesellschaftlichen Wandel gestalten. Als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege und nationale Hilfsgesellschaft in Deutschland hat das DRK dafür große Potentiale. Diese Potentiale zu entdecken und heben zu lernen ist eine der wesentlichen Herausforderungen dieser Tage. Packen wir es an!