V.r. Claus Dieter Dörlitz, Markus Breit

Respekt und Selbstverständlichkeit statt Stigmatisierung und Diskriminierung

Gemeinsam leben, gemeinsam arbeiten. Doch wie geht man damit um, wenn man erfährt, dass eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter HIV-positiv ist? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Deutsche Aidshilfe im Zuge des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses 2019 in Hamburg.

Empathie statt Vorurteile

Menschen mit HIV: ständig krank, nicht leistungsfähig, hohe Ansteckungsgefahr, Imageverlust des Arbeitgebers. Klassische Beispiele einer langen Liste von unbegründeten Ängsten und Vorurteilen, denen Menschen mit HIV im Arbeitsleben oftmals ausgesetzt sind. Am 12.06.2019 veröffentlichte die Deutsche Aidshilfe in Hamburg die Deklaration #positivarbeiten, um der Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben entgegenzusetzen. Neben dem Roten Kreuz beteiligten sich bisweilen mehr als 50 Organisationen und Unternehmen an der Initiative für Respekt und Selbstverständlichkeit.

Fakten

  • In Deutschland leben rund 90.000 Menschen mit dem HI-Virus
  • Die HIV-Übertragung ist im Arbeitsalltag ausgeschlossen
  • Mit HIV kann man jeden Beruf ausüben
  • Menschen mit HIV erkranken nicht häufiger
  • HIV-Positive sind genauso leistungsfähig wie HIV-Negative
Komplett wertfrei werden wir Menschen wohl nie sein, doch ist es heutzutage wirklich noch notwendig explizit darauf hinzuweisen, dass auch Personen mit chronischen Erkrankungen respektvoll zu behandeln sind? Erzeugt man so nicht erst recht eine Sonderstellung der Betroffenen? Prinzipiell ist man gesetzlich nicht verpflichtet seine chronische Erkrankung gegenüber dem Arbeitgeber offenzulegen. Aber was, wenn ein Verschweigen zu einer unerwünschten psychischen Belastung wird, wie Angst vor dem Jobverlust oder Ausgrenzung? Umso wichtiger ist es in diesem Fall, dass nicht nur die Organisation, sondern auch Vorgesetzte von Anfang an einen offenen, respektvollen Umgang signalisieren und leben.  
„Das Deutsche Rote Kreuz setzt sich aktiv für eine Kultur der Chancengleichheit, der gegenseitigen Wertschätzung und des respektvollen Miteinanders ein und wünscht sich auch als Arbeitgeber Vielfalt. Wir machen uns stark für ein Arbeitsumfeld, das frei von Vorurteilen und Ausgrenzung ist, in dem Menschlichkeit an erster Stelle steht und von Vorgesetzten wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelebt wird. Deshalb wird auch die Diskriminierung von Menschen mit HIV oder anderen chronischen Erkrankungen bei uns nicht toleriert“ (Dr. Volkmar Schön, Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes).

Ausblick

Mit der Veröffentlichung der Deklaration #positivarbeiten wurde jedenfalls ein wichtiger Schritt in Richtung Toleranz und gegen die Stigmatisierung von Personengruppen gesetzt. Und wer weiß, vielleicht erleben wir auch bald in anderen Bereichen, wie etwa der Blutspende Fortschritte. Denn Homosexualität ist nicht gleichbedeutend mit einer HI-Virus-Infektion und der vermeintliche „Wissensstand“ der 90er-Jahre nicht mehr zeitgemäß.