Kommt als nächstes der Wohlfahrtsverband der Bundesregierung?
Dass das nur der Anfang ist und die Stiftung gerne noch wachsen darf, das hat man uns in Hintergrundgesprächen in der SPD-Bundestagsfraktion ganz unverblümt gesagt. Natürlich denken wir hier auch sehr selbstkritisch nach und fragen uns, warum die Bundesregierung glaubt, unseren Job machen zu müssen. Denn es ist und bleibt ja unsere Kernaufgabe im DRK, Räume zu schaffen, in denen Menschen für sich und andere Verantwortung übernehmen. Dies gilt für die anderen Wohlfahrtsverbände gleichermaßen. Immer wieder haben wir unsere Rolle und unsere Potentiale betont. Aber der Wunsch, über eine Stiftung selbst zu gestalten, war stärker. Was kommt als Nächstes? Ein Wohlfahrtsverband der Bundesregierung?
Die Engagierten im DRK gehen weitgehend leer aus
In den langen Debatten wurden wir darauf hingewiesen, dass auch unsere Gliederungen von der Stiftung profitieren. Es wird einen Förderbereich geben, der vor allem den digitalen Wandel in den Blick nimmt. Wenn man aber die geplante Ausstattung und die gesamten Aufgaben der Stiftung betrachtet, wird nicht mehr übrigbleiben als einige wenige Modellvorhaben und Leuchttürme. Das ist sicher nicht das, was wir brauchen. Nötig wäre vor allem eine Förderung von qualifizierten Ansprechpersonen für die Engagierten in den Verbänden, die koordinieren und vernetzen. Diese Forderung halten wir weiter aufrecht - im Sinne des Gemeinwohls und des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Ganz geheuer ist der Bundesregierung die Stiftung noch nicht
Zwar wird der hauptamtliche Stiftungsapparat seine Geschicke weitgehend selbständig bestimmen. Aber der Satzungsentwurf sieht einen Stiftungsrat vor, in dem die drei Ministerinnen und Minister der Gründungsressorts Familie, Innen und Landwirtschaft jeweils individuelle Vetorechte haben, mit denen sie alleine im Grunde alle Aktivitäten lahmlegen können. Das zeigt, dass der Bundesregierung das Unterfangen wohl auch noch nicht ganz geheuer ist. Sonst hätte sie eine solche dreifache Reißleine kaum eingebaut.
Auch wir gehen neue Wege
Am 23.09.2019 saßen wir in unserer gemeinsamen Reihe mit dem Progressiven Zentrum #CareKompass mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Politik zusammen, um über Engagement und Ehrenamt zu diskutieren. Der Soziologe Eckhardt Priller, der jahrzehntelang zu diesem Thema geforscht hat, machte klar, dass ein Umdenken und neue Ansätze nötig sind, um Engagement und Ehrenamt auch in 20 Jahren noch sicherzustellen. Gemeinsam identifizierten wir Handlungsfelder, benannten Herausforderungen und entwickelten erste Ideen, die wir als DRK mitgenommen haben und weiterverfolgen werden. Klar wurde: Verbandstrukturen sind für das Bürgerschaftliche Engagement wichtig und notwendig.
Die Stiftung sehen wir letztlich als einen Baustein, um Engagement zu stärken. Ob ihr das gelingt, muss sie, müssen die Mitarbeitenden und Mitwirkenden, erst noch beweisen. Wir wünschen uns, dass eine wissenschaftliche Evaluation aufgesetzt wird, die die Wirkungen der Stiftung in den Blick nimmt und diese transparent macht.
Das Errichtungsgesetz, das auch Teile der Satzung enthält, haben wir als DRK kommentiert. Die Diskussion im Verband und darüber hinaus wird weitergehen. Die 19. Fachtagung Ehrenamt steht vor der Tür, vom 1.-3.11.2019 kommt der Verband in Bonn zusammen. Sicher eine weitere gute Gelegenheit, die Stiftung gemeinsam in den Blick zu nehmen.
Autoren: Dr. Joß Steinke und Nadja Saborowski