Zwei Hände mit Lego-Figuren
Prototypen in Aktion

In die Trickkiste gegriffen: Warum gute Methoden den Unterschied machen 

Agile Retrospektiven? Design Thinking? Prototypen mit Knete und Bausteinen? Wer sich heute an innovative Methoden herantastet, landet nicht selten bei komplizierten Fachwörtern, Anglizismen und Verwunderung über die Verwendung von Bauklötzen. Doch so skurril manche Methoden auch wirken mögen – es steckt ein Sinn dahinter. Welcher? Darum geht es in diesem Blogbeitrag. 

Zu Beginn eine kurze Geschichte...

Als Andrea zum DRK Think & Do Tank Digitalisierung kommt, ist sie erst einmal skeptisch: „Wir erarbeiten diesmal mit der Methode Design Thinking eine Digitalkonferenz für das DRK“, wurde vorab angekündigt. Vor Ort fallen ihr als erstes Lego-Klötze und viele bunte Klebezettel auf. Ihr schießt direkt der Gedanke durch den Kopf: „Das nennen wir also Arbeiten?!“ So nimmt der Workshop seinen Lauf...

Andrea wird einem der vielen Teams zugeordnet – gemeinsam mit Menschen, mit denen sie in ihrem Arbeitsalltag sonst eher weniger zu tun hat: Leute aus der IT, aus der Digitalisierungs-Beratung und aus einer Kita-Einrichtung. Zur Seite steht ihnen eine Design Thinking-Coachin, die das Team durch den Prozess führt: „Bevor wir Lösungen entwickeln, wollen wir erst einmal ganz genau verstehen, was eigentlich das Problem ist. So hat es schon Einstein gepredigt.“ Von den eigenen Annahmen ausgehend führt das Team Interviews mit verschiedenen Bedarfsgruppen, um so vielfältige Perspektiven wie möglich auf die bevorstehende Digitalkonferenz zu erlangen.

Erst im Anschluss entwickeln die Teilnehmenden Lösungen, die sich ganz konkret auf Bedarfe beziehen, die sie zuvor in den Interviews herausgefunden haben. Um diese Lösungen im Anschluss zu testen, werden tatsächlich Knete und Bauklötze fällig. Es geht ans Prototypen bauen – ein Mittel, um das Resultat der Arbeit greifbar zu machen und so besser testen zu können. Am Ende des Tages muss Andrea gestehen: „So gut hat es noch nie geklappt, neue Ideen zu entwickeln, die an bestehenden Hürden im Verband anknüpfen!“

Methoden in der digitalen Transformation – warum sie gerade hier so wichtig sind 

Lange Rede, kurzer Sinn: Methoden machen den Unterschied – ob, wie in diesem Fall, zur Unterstützung von Innovationsprozessen, zur Erarbeitung einer Strategie oder als Struktur für Beratungsgespräche. Gerade in der digitalen Transformation sind methodengestützte innovative Prozesse unerlässlich. Denn sie sind die Grundlage, um als Organisation neue Wege gehen zu können, und stellen oftmals den Rahmen, um überhaupt erst über konkrete Vorhaben nachdenken und Entscheidungen treffen zu können.

Eine Frau füllt eine Vorlage zur Generierung von Ideen aus

Darüber hinaus erfordern die modernen Anforderungen an Organisationen – hin zu mehr Wandlungsfähigkeit, Lernbereitschaft und vernetztem Denken – auch eine neue Arbeitskultur, die durch Methoden befördert werden kann. Agilität ist das Wort der Stunde und meint die Beweglichkeit einer Organisation, sich an neue Umstände anpassen zu können. Auch wenn agile Arbeitsweisen eher mit Startups und weniger mit großen Verbänden wie dem Deutschen Roten Kreuz assoziiert werden, liegt der Mehrwert auf der Hand: Wer in unserer schnelllebigen und komplexen Welt ohne Umschweife auf unerwartete Ereignisse reagieren will, muss wendig bleiben. Die Corona-Krise zeigt dies gerade sehr eindrücklich.  

Innovative Methoden und Agilität – Beispiele aus dem Deutschen Roten Kreuz 

Nicht nur im Think & Do Tank und in den Kompetenzzentren arbeiten wir deshalb mit einer möglichst vielfältigen Methodenkiste und auf agile Art und Weise. Auch das Team Finanzierung & Impact im DRK-Generalsekretariat hat beispielsweise in der Auseinandersetzung mit dem Thema Einsamkeit erkannt, dass eine kreative Herangehensweise neue Lösungen hervorbringen kann. In einem Innovationsprozess wurden hier über 100 Ideen zur Einsamkeitsbekämpfung entwickelt: von „Mut-Mützen“, die Kindern helfen, Gefühle zu kommunizieren, bis hin zur Weiterbildung für alleinerziehende „Heldinnen“.

Auf einer Digitalisierungsreise nach Schweden im November 2019 konnten Delegierte des DRK zudem Einblicke in konkrete Anwendungsfälle von Design Thinking erhalten. Die Teilnehmenden besuchten dort beispielsweise ein Innovationslabor und eine Senioreneinrichtung, in denen Prototypen auf ihre Relevanz geprüft wurden.

Dazu Anette Langner, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbands Schleswig-Holstein:

„Es war das erste Mal, dass ich Design Thinking so konkret in der Anwendung erlebt habe. Was sehr inspirierend war, war die Umgebung im Innovationslabor, weil man da in einem Rahmen war, der diese Methoden gelebt hat. Schon alleine in diesem Raum zu sein – mit den ganzen Materialien und den Whiteboards, den kleinen Figuren und den Legosteinen,  also wo man wirklich viel hatte, mit dem man Design Thinking ausprobieren konnte – war sehr hilfreich, um möglichst schnell reinzukommen in die Art zu denken.“ 

Der Nutzen agiler Arbeitsweisen für das DRK 

Für Anette Langner ist es dabei nicht nur eine bereichernde individuelle Erfahrung, einen Innovationsprozess so nah zu erleben. Sie sieht auch eindeutige Vorzüge für den gesamten DRK-Verband: 

„Der Nutzen, den ich für uns im DRK sehe, liegt ganz klar darin, neue Wege auszuprobieren, um Probleme zu lösen und Herausforderungen zu bestreiten. Wir haben ja ganz viele Herausforderungen und ich glaube, dass es uns schwerfällt, bei der Lösung von Problemen aus der Sicht derjenigen zu schauen, für die wir das eigentlich tun. Wir sind sehr verhaftet in unserer Selbstwahrnehmung. Meine Vision für das DRK ist, dass wir uns öffnen dafür, wie wir von außen betrachtet werden. Wenn wir zum Beispiel hinhören, was die Gesellschaft, die Ehrenamtlichen oder unsere Kundinnen von uns erwarten, dann werden wir für noch viel mehr Gruppen als bisher attraktiv und auch für Partner, mit denen wir wichtige gesellschaftliche Innovationen voranbringen können.“

Auch Anke Marzi, Vorsitzende des DRK-Landesverbands Rheinland-Pfalz und ebenfalls Delegierte der Digitalisierungsreise nach Schweden, betont im Interview die Vorzüge agiler Arbeitsweisen für den Verband.  

Der DRK-Methodenbaukasten als Unterstützung bei Ihren Workshops 

Damit auch Sie auf eine Vielzahl an Methoden zurückgreifen und ihr Repertoire erweitern können, haben wir für unsere Gliederungen den modularen Workshopbaukasten zusammengestellt: Der Baukasten enthält eine Vielzahl an Methodenkarten, die eine Bandbreite an Methoden detailliert beschreiben, sodass diese gleich in der Praxis anwendbar sind. Begleitend enthält er beispielhafte Workshop-Abläufe, an denen Sie sich in der Konzeption eigener Workshops und Veranstaltungen orientieren können. Der Baukasten reicht von Modulen zum Präsentieren und Diskutieren über Module zur strategischen Ausrichtung bis hin zu klassischen Design Thinking-Methoden und Interviewtechniken.  

Vorschau der Methodenkarte zum Thema Prototyping mit Anleitung und Steckbrief zur Methode 

Wir freuen uns, wenn Sie unseren Methodenbaukasten nutzen und uns Feedback geben. 

Mehr zu den Projekten der Kompetenzzentren Digitalisierung und den verwendeten Methoden erfahren Sie auf unserer Projektseite.