Mit dem Beitrag im Blog „Auf der Suche nach neuen - inneren - Bildern unserer Organisation“ habe ich begonnen, über Fragen einer neuen Führungskultur im Bereich Jugend und Wohlfahrtspflege zu schreiben. Im Nachklang zum 2. Cross Media Day 2018 greife ich den Faden wieder auf mit meinen Bericht zur Session über die Frage, was Führung bedeutet, wenn Information den Mitarbeitenden sehr schnell und meist unsteuerbar zur Verfügung steht oder gar umfassend zur Verfügung stehe sollte.
Dem Format des Barcamps entsprechend habe ich mich spontan vor Ort dazu entschlossen, diese Session anzubieten – den letzten Anstoß dazu gab mir der Umstand, dass bei den Sessiongebern nur sehr wenige Frauen waren. Wer, wenn nicht wir Führungsfrauen aus dem Generalsekretariat, sollten hier mit gutem Beispiel vorangehen?
Die Barcamp Session als kurzes Gruppencoaching
Für die schnelle Wahl der Methodik kam mir mein Drittberuf Systemische Coachin zugute. Mit ca. 10 Teilnehmenden konnten wir gut mit der Methodik eines kurzen Gruppencoachings arbeiten. 45 Minuten Sessionlänge aus dem Stand mit einer Gruppe, die sich noch nicht kennt, sind dafür eine echte Herausforderung. Mir war aber wichtig, den Teilnehmenden nicht nur ein Forum zum angebotenen Thema, sondern auch einen Einblick in – systemische - Coachingprozesse und ihren Nutzen zu geben. Wer mehr wissen will, kann z.B. hier anfangen zu lesen.
Die erste Phase: Anliegen und Fragen sammeln.
Die Teilnehmenden kamen überwiegend aus den Feldern Rettungsdienst und (ehrenamtliche) Bereitschaften. Ihre Fragen bezogen sich auf eine gute Informations- und Kommunikationsstrategie vor allem in Bezug auf ehrenamtlich Aktive. Hinter jeder Frage, das merkte man, stand ein Erlebnis.
Die zweite Phase: Auswahl des Themas, auf das sich die Gruppe fokussieren will.
Meist spüren Gruppen sehr klar, welches Thema bei ihnen am meisten Resonanz in Form des inneren Mitgehens und des gefühlten Widerhalls erzeugt – so auch hier. Am Beispiel einer Entscheidung einer Gremiensitzung zu einer neuen Methodik im Umgang mit Verletzten wurde die zentrale Herausforderung deutlich: Während es Wochen dauert, dazu eine offizielle umfassende Information inklusive einer Handlungsanweisung zu erarbeiten, wird die Information dazu in den informellen Netzwerken mit den sozialen Medien in kürzester Zeit verbreitet und kommentiert. Dass hier Falschinformationen dabei sind, Fehlinterpretationen und interessengeleitete Informationen, ist zu erwarten. Und natürlich die vielen Anfragen, die sich daraufhin bei den Führungskräften sammeln.
Die dritte Phase: Ein vertieftes Verständnis erarbeiten.
Hier konnten wir alle nachfragen, wie was mit was zusammenhängt, wie bisher damit umgegangen wird – vor allem aber: Was ist der Teilnehmerin wichtig, die das Thema eingebracht hat, was wünscht sie sich von der Gruppe an Unterstützung? Ihr Hauptanliegen: Wie geht man mit solchen Informationsströmen um, wie kann man angesichts der Vielzahl der Kanäle überhaupt verfolgen, was sich verbreitet, wie kann man als Führungskraft oder als Führungsteam sinnvoll reagieren?
Die vierte Phase: Die Sammlung der Lösungsideen.
Hier haben die Teilnehmenden ohne „Schere im Kopf“ und ohne gegenseitige Kommentierung Ideen zusammengetragen. Sie haben die Notwendigkeit betont, auch von Seiten der Führungskräfte schnell zu sein, einen für alle einfach zugänglichen Ort zu haben, an der aktuelle offizielle Information nachlesbar ist. Dass solche Anforderungen sehr schnell eine Überforderung sein können, führte zur Überlegung, Information auf mehrere Schultern – ein Kommunikationsteam – zu verteilen. Und auch zum Hinweis, unvollständige Zwischenstände zu veröffentlichen und einen Ausblick auf die Planung zu geben. Besser als keine Information.
Die fünfte Phase: Das Fazit der Gruppe und der fragestellenden Teilnehmerin.
Kommunikation und Information auch über die sozialen Medien sind Teil von Führung und müssen geplant und durchdacht angegangen werden. Um einzelne nicht damit zu überfordern, braucht es mehrere Personen, deren Aufgabe es ist, zeitnah und abgestimmt innerverbandlich und nach außen zu kommunizieren, die zugehörigen Themen und Fragen mitzubekommen und in der Kommunikation aufzugreifen. Ihnen muss Vertrauen entgegengebracht werden und sie brauchen Orientierung damit sie agieren können. Orientierung gibt z.B. eine Social Media Policy. Die Social Media Policy des DRK Generalsekretariats finden Sie hier.
Die Feed-back-Runde zum Abschluss …
…. haben wir mangels Zeit durch einen gegenseitigen Applaus für alle Teilnehmenden ersetzt :-).
Ich freue mich auf Ihre Kommentare oder eigene Erfahrungen mit dem Thema.
Fortsetzung folgt – als Nächstes vielleicht anlässlich der neuen, regional angesiedelten Kompetenzzentren Digitalisierung im Projekt Wandel. Wohlfahrt. Digitalisierung ein Blogbeitrag zum Thema Führen auf Distanz?