Dr. Joß Steinke, Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege im DRK-Generalsekretariat

Eine Ausbildungsoffensive für die Pflege – Kommentar zum Gastbeitrag von Bundesministerin Dr. Franziska Giffey

Über den Gastbeitrag von Bundesministerin Dr. Franziska Giffey hier im Blog der DRK-Wohlfahrt.de freue ich mich sehr! Es ist eben auch ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für das Rote Kreuz und vor allem für alle Kolleginnen und Kollegen, die sich im DRK für gute Pflege einsetzen, dass die Ministerin auf unserer Website zu dem so wichtigen, ja systemrelevanten Thema Pflege schreibt. Sie tut das, weil sie weiß, dass die Bundesregierung sich dem heiligen Gral niemals ohne uns und unsere Partnerverbände in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege nähern könnte. Es ist gut, dass sich die Bundesregierung und das Bundesfamilienministerium auf uns alle verlassen können.

Die Bundesfamilienministerin erläutert die Ausgangslage und die Eckpunkte der Ausbildungsoffensive, die wir nun im DRK mit vielen unterschiedlichen Maßnahmen mitgestalten und umsetzen. Mehr Menschen für die professionelle Pflege zu gewinnen und für diesen Beruf zu begeistern, das ist schließlich unser Kernanliegen.

Die Pflege stärken ist unser gemeinsames Kernanliegen

Die von der Ministerin hervorgehobene gute Berufsberatung sowie Weiterbildungsmöglichkeiten sind hierfür genauso wichtig wie die ebenfalls genannte Imagekampagne für die gesamte Pflegebranche. Professionell Pflegende berichten uns, wie sinnstiftend ihre Arbeit ist und wie viel Dankbarkeit sie jeden Tag von den Menschen, die sie pflegen, zurückbekommen. Das möchten wir gerne im DRK noch mehr erzählen. Wir sind deshalb dabei, einen Imagefilm zu entwickeln, der die Anliegen der Bundesregierung aktiv unterstützen wird.

Kritische Umsetzungsbegleitung ist jetzt gefragt

Die Ministerin stellt zudem die generalistische Pflegeausbildung heraus, weil durch sie die Pflege als Profession insgesamt gestärkt und ihr Ansehen in der Gesellschaft verbessert wird. Jetzt geht es darum, die Ziele und Maßnahmen gut in die Praxis umzusetzen. Hier haben wir als Verband eine überaus wichtige Aufgabe. Gesundheit und Pflege sind und bleiben komplexe Themenfelder mit vielen Akteuren und divergierenden Interessen. Vor diesem Hintergrund sind wir gefragt, auf Umsetzungsprobleme vor Ort hinzuzuweisen und Lösungen anzubieten. Das tun wir bereits. Mit unserem ersten Brennpunkt Wohlfahrt haben wir auf die Unterfinanzierung der Pflegeschulen, Diskrepanzen bei den Budgets für die Träger der praktischen Ausbildung sowie weitere gravierende Punkte hingewiesen.

Nicht nur für das Bundesfamilienministerium waren das wichtige Informationen und Hinweise. Mittlerweile hat sich einiges getan, auch dank unserer Interventionen, die wiederum nur durch die vielen Rückmeldungen aus dem Verband möglich waren. In diesem Sinne werden wir weiter dranbleiben.

Über den Tag hinaus: Wir brauchen neue Debatten

Und wir tun noch etwas: Als Generalsekretariat haben wir neue Debatten begonnen, die einen anderen, grundlegenden Blick auf die Pflege forcieren. Wir möchten die Debatte um Sorgearbeit insgesamt anders gestalten und dabei in den Mittelpunkt rücken, um was es wirklich geht: um den Zusammenhalt der Gesellschaft. Gemeinsam mit dem Progressiven Zentrum in Berlin nehmen wir beispielsweise eine Vermessung der Care-Arbeit in Deutschland vor und diskutieren grundlegende Herausforderungen für einen strukturellen Wandel. 

Alle Beteiligten – und unter diesen ist auch das Bundesfamilienministerium – leitet der Gedanke, dass Pflege sehr viel mehr ist als die professionelle Pflege, die die Konzertierte Aktion der Bundesregierung beleuchtet hat. Wir wollen deutlich machen, dass die Frage, ob und zu welchen Bedingungen Menschen notwendige Unterstützung erhalten, eine der entscheidenden politischen Fragen der nächsten Jahre sein wird. Einfache Lösungen wird es allerdings nicht geben, das ist in unseren ersten beiden Runden allzu deutlich geworden.

Wir freuen uns, wenn Sie mitmachen und uns unterstützen: bei unseren Aktionen zur Ausbildungsoffensive, durch Rückmeldung zur Umsetzung wichtiger Gesetzesvorhaben und/oder durch Ihre Beiträge zu den Zukunftsdebatten.

Melden Sie sich gerne.