Mehrere kleine Bastelfiguren aus Aluminiumfolie und Papier.
Prototyping

Einblicke in die Praxis bei Tag 2 der Schwedenreise: Digitalisierung und soziale Innovation in der Altenhilfe

Der zweite Tag der Studienreise zur Innovation und Digitalisierung in Schweden führte die DRK-Delegation in die Praxis: in die Pflegeeinrichtung Stureby in Stockholm. Sie beherbergt das Reality Lab, in dem gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden innovative Wege in der Altenhilfe erprobt werden.

Reality Lab – Innovation zum „Greifen“

Die DRK-Delegation erfährt mit dem Besuch des Reality Labs ein praxisnahes Beispiel, wie Innovation organisiert werden kann. Das Reality Lab, ein Projekt, das 2017 ins Leben gerufen wurde, wird durch die Kommune sowie durch die Innovationsstiftung Vinnova finanziert. Das Reality Lab ist ein Innovationsraum direkt in einer Pflegeeinrichtung, in dem digitale und innovative Lösungen gemeinsam mit Innovationscoaches, Studierenden, Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Bewohnern und pflegenden Angehörigen entwickelt und erprobt werden. Als Werkzeuge werden beispielsweise Virtual-Reality-Brillen, große Multimedia-Screens und Tablets eingesetzt. Methodisch wird in Workshops und Trainings mit dem Ansatz des Design Thinking gearbeitet, bei dem die nutzerzentrierte Perspektive im Vordergrund steht. Zudem werden so genannte DigiCoaches eingesetzt, die Mitarbeitende für den Einsatz von digitalen Werkzeugen sensibilisieren und im Umgang unterstützen sollen.

Funktioniert das? Direkte Übertragung in die Praxis

Die Problematik in der Realität ist häufig: Innovative neue Ideen und Produkte, für die oft neue Technologien eingesetzt werden, werden in Forschungseinrichtungen entwickelt, passen jedoch mit der Arbeitsweise vor Ort nicht zusammen. Wünschenswert sind allerdings die Lösungen, die Arbeitsabläufe erleichtern und mehr Zeit für die eigentliche Kernaufgabe schaffen – die Betreuung der Bewohnerinnen und Bewohner.

Aufgrund der Einbindung in die Pflegeeinrichtung können im Reality Lab erarbeitete Ansätze direkt in der Praxis getestet werden. Dabei steht ein co-kreativer Ansatz im Vordergrund. Der Ansatz, neue Projekte direkt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu entwickeln, also der Zielgruppe selbst, birgt viele Vorteile: Bedarfe werden in den Vordergrund gestellt, darauf basierend wird die passende Lösung erarbeitet. Eine Lösung entwickelt sich nur, wenn man das Produkt direkt in den Ablauf und die Prozesse integriert und auf seine Funktionalität hin erprobt.

Innovation als Denkweise – Mitarbeitende als Schlüsselfiguren

Das Reality Lab verdeutlicht, wie Innovation nicht nur Digitalisierung bedeutet, sondern als eine Art der Denkweise verstanden wird. Digitalisierung kann ein Weg sein, Qualität zu erhöhen und Kosten zu senken.

Es stellt sich die Frage, wie man Mitarbeitende in diesem Prozess mitnehmen kann. Wesentlich ist dabei die Erarbeitung einer Motivation zur Veränderung. Dabei ist wichtig, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Augenhöhe zu begegnen. Und immer den Bezug zum Mehrwert für die Zielgruppe zu verdeutlichen. Der Austausch stellt nochmal heraus – es braucht Menschen, die Prozesse nicht in Frage stellen, sondern mit Neugierde und Offenheit weiterentwickeln wollen.

Wie geht es weiter?

Der Ansatz erfährt sehr viel Interesse in der Öffentlichkeit – sowohl national, als auch international. So besuchten Studiengruppen verschiedenster Berufsgruppen sowie aus verschiedenen Ländern die Einrichtung, um in den Austausch zu kommen.

Das Reality Lab versteht sich nicht als statische Einrichtung und soll demzufolge nicht institutionalisiert werden. Es soll dagegen Impulse für weitere Einrichtungen setzen und könnte temporär in anderen Einrichtungen verortet werden.

Hanne Rönnback, Head of Stureby, fasst die wesentlichen Ideen für die Zukunft zusammen:

„Wir hoffen, dass wir (Reality Lab) nicht nur das Wissen, sondern auch den Mut und Wille zur Veränderung verbreiten können. Über den Bereich der Altenhilfe hinaus.“

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