In Ellwangen geht es beschaulich zu. Mit der Basilika St. Vitus in der Stadtmitte und umgeben von der malerischen Schwäbischen Ostalb ist die kleine Stadt in Baden Württemberg sowohl für Ausflügler wie auch für die etwa 24.000 Ellwanger attraktiv. Kurzum: Man lebt hier gut. Mit sozialen Problemen oder gar »Brennpunkt-Vierteln« kommt man in Ellwangen wenig in Berührung.
Dabei gibt es auch hier Schwierigkeiten.
Im Süden der Stadt, dem Zuständigkeitsbereich der Mobilen Kinder- und Jugendsozialarbeit des DRK-Kreisverband Aalen, leben zum Beispiel viele Kinder aus armen Elternhäusern. Kinder, die wegen ihrer Herkunft und oft fehlender Unterstützung in den Familien Schwierigkeiten in der Schule haben. Kinder, die sich nicht gut anpassen können und deshalb auffallen. Kinder, die im Alltag nicht selten ausgegrenzt werden. »Viele Familien in der Südstadt«, erklärt Zita Forster von der Mobilen Kinder- und Jugendsozialarbeit, »stammen aus West-Thrakien im Norden Griechenlands. Sie gehören dort einer türkisch sprechenden muslimischen Minderheit an. Die Kinder wachsen häufig ohne regelmäßigen Schulbesuch auf und in der Generation der Eltern ist Analphabetismus leider weit verbreitet.«
Dass die Familien die Entwicklung ihrer Kinder oft nicht selbst ausreichend unterstützen und fördern können, liegt auf der Hand. Doch was ist mit den Ellwangern? Traditionell gehört das ehrenamtliche Engagement im Schwabenland zum guten Ton. So auch bei vielen Jugendlichen der private Mädchenschule Sankt Gertrudis.
Genau hier gewann Zita Forster 2011 zum ersten Mal ehrenamtliche Patinnen, die sich für ein Schuljahr freiwillig verpflichteten, ein Kind aus der Südstadt einmal wöchentlich bei der Hausaufgabenförderung zu begleiten, ihm ein Vorbild zu sein und bei Fragen gemeinsam die richtige Antwort zu suchen.
Die Erwartungen erfüllten sich: Das Projekt entwickelte sich zum jährlichen Selbstläufer. Heute engagieren sich jährlich über 30 Schülerinnen und mittlerweile auch Schüler im Patenschafts-Projekt – manche davon sogar schon im vierten Jahr in Folge.
Die tägliche Hausaufgabenhilfe läuft immer gleich ab: Ankommen, mit Handschlag guten Tag sagen, Mittag essen, austoben, gemeinsam Hausaufgaben machen und wieder verabschieden – mit Händedruck. Die Struktur hat ihren Sinn, erläutert Frau Forster: »Die Kinder lernen so einfache Regeln des Miteinanders. Das sind Türöffner für die Integration.« Außerdem machen sich Hausaufgaben satt, ausgetobt und gemeinsam mit Älteren sicher viel leichter.