Eine Kinderhand tippt auf einem Computer-Tablet.
Welche Potenziale hat der digitalisierte Kindergarten?

Der digitalisierte Kindergarten

Digitale Medien in der Kita sind ein Thema, bei dem sich die Geister scheiden. Während die einen der Meinung sind, die Kita solle ein medienfreier Raum bleiben, sind die anderen überzeugt: Das Heranführen der Kinder an eine produktive Mediennutzung erhöht die Chancengleichheit im späteren Leben. Aber nicht nur für die pädagogische Arbeit können digitale Medien eingesetzt werden, auch viele Abläufe im Alltag der Erzieherinnen und Erzieher, können mit den richtigen digitalen Werkzeugen sinnvoll unterstützt werden.

Aber welche sind die richtigen Werkzeuge? Wie ermittle ich die Bedarfe in meiner Einrichtung und welche Schritte muss ich bei der Einführung einer Software berücksichtigen? Diese und weitere Fragen haben wir uns im Kompetenzzentrum Digitalisierung West gestellt, als wir im Jahr 2019 damit begannen, Digitalisierungsvorhaben in Kindertagesstätten zu begleiten.

Verwaltungssoftware, Kommunikation und Dokumentation – Ein Pilotprojekt macht Schule

Als Pilotprojekt werden Projekte bezeichnet, die durchgeführt werden, um eine Idee oder ein Konzept zu testen. Dabei gibt es durchaus die Möglichkeit zu scheitern. Gerade der Bereich der Digitalisierung ist so schnelllebig, dass eine allumfassende Konzeption im Vorfeld nicht immer möglich ist. Aus den Erfahrungen eines Pilotprojektes können Anpassungen in der Konzeption erfolgen. Anschließend werden erfolgreiche Pilotprojekte skaliert. Das bedeutet sie werden einer breiteren Zielgruppe zugänglich gemacht oder das Konzept wird für ähnliche Projekte in anderen Einrichtungen genutzt. Oft ist es von unserer Seite aus gar nicht mehr notwendig ein Projekt in der Skalierung sehr eng zu begleiten, wenn die Informationen und Erfahrungen zur Durchführung gut aufbereitet vorliegen.
 

Am Anfang stand ein Pilotprojekt zur Einführung einer Software für die Verwaltung, Kommunikation und Dokumentation in zwei Kindertagesstätten (hier zur Projektpräsentation zur eigenen Umsetzung). Zur Skalierung des Projektes und zur Wissensweitergabe wurde im Oktober 2020 eine Tagung für Kitaleitungen und Fachberatungen im Landesverband Westfalen-Lippe organisiert. Bei dieser Tagung wurden verschiedene Programme zum Einsatz in der Kita vorgestellt und es wurde gemeinsam eine Anforderungsanalyse durchgeführt. Darüber hinaus wurden Schritte bei der Durchführung eines Softwareeinführungsprojektes erarbeitet und Finanzierungshilfen vorgestellt. Aus dem Wissen der Projektbegleitungen in Westfalen-Lippe, der Tagung und zahlreicher Gespräche mit Kitaleitungen und -trägern ist ein Leitfaden zur Einführung von Software in der Kita entstanden. In diesem Leitfaden werden Programme verglichen, Kommunikationspläne vorgeschlagen, Methoden zur Durchführung von Workshops vorgestellt sowie Checklisten und ein Beispielprojektplan präsentiert. Der Leitfaden ist in Kürze auf unserer Kompetenzzentren-Webseite verfügbar.

Eine Mindmap mit diversen Schlagworten, welche sich mit der Einführung einer Software in der Kita verbinden lassen.

Das Jahr 2020 und die unfreiwillige Beschleunigung

Spätestens im Jahr 2020 wurde deutlich, wie wichtig eine digitale Möglichkeit zur Kommunikation mit den Eltern ist. Sei es, um mit Eltern, die die Einrichtungen jetzt nicht mehr betreten dürfen, Absprachen zu treffen oder um ad hoc neue Regeln kommunizieren zu können, zum Beispiel die Schließung einer Gruppe aufgrund eines positiven Corona-Tests. Kitas, die sich vorher schon auf den Weg der Digitalisierung gemacht haben, hatten hier einen großen Vorteil. Andere haben die Zeit der Kita-Schließungen im Frühjahr genutzt, um sich digital besser aufzustellen. So auch die DRK-Kita Plettenberg-Ohle „Anneliese-Pfeiffer“, die während der ersten Kontaktbeschränkungen mit dem Pflegen der Software und dann, als die ersten Kinder wieder in die Kita kommen durften, mit einer kleinen Gruppe an Testnutzern in den Betrieb gestartet ist. So war sichergestellt, dass die Fachkräfte mit der Einführung der Software nicht überfordert werden, sondern genug Zeit haben, die neuen Prozesse zu erlernen, bevor alle Eltern in die Nutzung einsteigen. Die Kita-Leiterin Frau Neuhaus sagt über die Einführung von Leandoo als Softwarelösung:

Gerade Corona hat gezeigt, wie wertvoll digitale Kommunikation ist. Die Eltern zu erreichen war zum Teil total schwer. Da hätten wir uns gewünscht, dass wir mit der Einführung schon weiter gewesen wären.

Keine Angst vor Medien

Doch nicht nur administrative Aufgaben der Fachkräfte in der Kita standen im Fokus der Kompetenzzentren Digitalisierung. Auch die Erfüllung des Bildungsauftrages in Bezug auf digitale Medien haben wir mit unserem Projekt unterstützt. So gab es einen ersten Fachtag zu medienpädagogischen Möglichkeiten in Westfalen Lippe und daraus ist der Gesprächskreis Digitalisierung in der Kita entstanden. Die Mitglieder des Gesprächskreises tauschen sich viermal im Jahr zu Projekten und Trends unter anderem im Bereich Medienpädagogik aus. So werden Barrieren abgebaut, wenn sich einzelne Kitaleitungen auf den Weg machen wollen, weil sie persönlich Ansprechpersonen kennen, die sie um Rat fragen können. Darüber hinaus werden durch dieses Format kreative Ideen im Umgang mit Medien weitergegeben und können skaliert werden. Im Zuge des Gesprächskreises werden auch regelmäßig Impulse von außen gegeben. Wie zum Beispiel durch Klaus Tembrink vom Bildungswerk Borken, der mit medienpädagogischer Expertise unterstützt.

Ein Ausblick in 2021

Auch im kommenden Jahr werden wir uns weiter dem Thema Digitalisierung in der Kita widmen. Dabei möchten wir vor allem die Projekte, die wir jetzt in Westfalen-Lippe umgesetzt haben, skalieren und somit einer breiteren Zielgruppe zugänglich machen. Aber auch weitere Piloten sind geplant. So möchten wir zum Kita-Leitungen und Fachkräfte bei der medienpädagogischen Arbeit unterstützen und Erfahrungen mit Werkzeugen und Methoden dazu sammeln. Über aktuelle Projekte informieren wir Sie wie immer an dieser Stelle und auf der Webseite der Kompetenzzentren Digitalisierung.