1. Beteiligte Menschen ganzheitlich wahrnehmen
Eine meiner Grundeinstellungen: Menschen – aus denen Netzwerke bestehen – sind komplexe Wesen mit komplexen Bedürfnissen. Unsere Bedürfnisse laufen nicht nur auf rationaler Ebene ab, sondern wollen auch auf emotionaler, psychischer und spiritueller Ebene betrachtet werden. Vor allem in meiner Weiterbildung zum Buch „New Work needs Inner Work“ ist mir das nochmal sehr bewusst geworden. Der Titel ist nicht nur eine leere Aussage, sondern aus meiner Sicht ist es zukunftsweisend, Menschen in ihrer Gesamtheit zu betrachten und Strukturen zu schaffen, die sich an den Bedürfnissen orientieren, nicht andersherum.
2. Verbändestrukturen nicht unterschätzen
Wie wir alle wissen, arbeiten wir im DRK und in anderen Wohlfahrtsverbänden in komplizierten, seit vielen Jahrzehnten gewachsenen Strukturen. Diese Strukturen haben – wenn man sie in ihrer Entstehung betrachtet – ihren Sinn und ihre Daseinsberechtigung. Zum Beispiel sind starke Hierarchien in Katastrophenfällen schlichtweg notwendig, um effektiv Hilfe zu leisten. Gleichzeitig erschweren diese starren Strukturen Erneuerung, was wiederum problematisch wird bei Themen wie Fachkräftemangel oder der Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Beim Aufbau von Communities darf man diese Strukturen nicht unterschätzen, denn genau in diesem Gebilde spielt sich alles ab. In der Social Innovation Community sind wir deshalb lange „unter dem Radar“ gefahren – vorbei an den möglicherweise neugierigen Blicken von Gremien und Co. Doch je mehr sich im Netzwerk abspielt, desto mehr Interesse ist von allen Seiten da – und ich habe den Eindruck, dass wir mittlerweile recht sichtbar sind. Mit verschiedenen Interessenslagen wächst auch die Heterogenität der Ansprüche, die an ein Netzwerk gestellt werden. Man findet sich teilweise in Situationen wieder, in denen man auch als Koordinatorin nicht genau weiß, welche Erwartungen gerechtfertigt sind und welche nicht. Diese Ambivalenz auszuhalten und darin zu navigieren, ist aus meiner Sicht eine der Hauptaufgaben beim Community Building. Und dafür benötigt man Ausdauer.