Der DRK-Wohlfahrtskongress 2019

Gemeinsam mit rund 300 Teilnehmenden haben wir auf dem Wohlfahrtskongress des DRK aktuelle Debatten um gesellschaftlichen Wandel, Veränderung und Innovation aufgegriffen und die Frage gestellt: Was braucht es für eine Wohlfahrtspflege der Zukunft? Ziel war es, neue Impulse zu setzen und Konzepte zu diskutieren, um eine zukunftsfähige Wohlfahrtspflege zu stärken.

Über zwanzig Fachforen, Podiumsdiskussionen und Impulsreferate boten Raum zur Diskussion. Einige Einblicke in die Debatten und das Programm des DRK-Wohlfahrtskongress haben wir auf dieser Seite für Sie zusammengestellt.

Schauen Sie auch in unserem Blog vorbei, um mehr zu unserer Arbeit zu den Themen des Kongresses zu erfahren oder folgen Sie #ZukunftWohlfahrt auf Twitter.

Das vollständige Tagungsprogramm können Sie sich als pdf hier herunterladen: Tagungsprogramm_Wohlfahrtskongress.


Vier Sichtweisen auf soziale Innovationen in der Wohlfahrt

Wandel.Weitsicht.Wohlfahrt war nicht nur der Titel des diesjährigen Wohlfahrtskongresses sondern zugleich ein Ausdruck dafür, was wir als DRK erreichen wollen und woran wir derzeit arbeiten. Wir wollen den Wandel so gestalten, dass wir zukünftig die Bedarfe der Menschen adäquat adressieren können und für unsere Grundwerte einstehen. Wir wollten daher wissen, welche Erwartungen Externe an uns stellen und luden Prof. Dr. Jutta Allmendinger, Steven Ney und Michael Löher ein mit uns zu diskutieren. Für das DRK diskutierte Doris Salziger. Spannend waren die unterschiedlichen Ansatzpunkte: Die Wohlfahrtsverbände müssen mehr die sozialen Medien nutzen, um den sozialen Wandel mitzugestalten. Wohlfahrtsverbände haben die Kapazitäten, um auch mal was auszuprobieren. Je mehr soziale Innovationen umso besser, es geht nicht ums Scheitern sondern ums Lernen. Innovationen verpuffen noch viel zu sehr, man muss sie nutzen und Ergebnisse nachhalten. Katrin-Cécile Ziegler fragte zuletzt: Ist die Wohlfahrtspflege zukunftsfähig? Antwort: Ja, wenn sie eine lernende Organisation wird! Genau hierfür haben wir den Wohlfahrtskongress organisiert: um uns auszutauschen, von anderen zu lernen und weiter zu denken. Unsere Botschaft ist klar: Wir sind auf dem Weg!

Im Gespräch mit Bundesfamilienministerin Dr. Giffey

Bundesfamilienministerin Dr. Giffey fiel es nicht schwer auch nach 10 Stunden intensiven Diskussionen die Teilnehmenden mitzureißen. Insbesondere beim Thema Wertschätzung und Stellenwert der Sozialen Arbeit sprach sie vielen der Anwesenden aus dem Herzen. "Pflege müsste mal cool werden", sagten sie, um damit den Blick auf das Wording zu richten und wie wir über Soziale Arbeit im Alltag sprechen. Eine Idee sei, nicht von Pflegeberufen sondern von einem tollen Beruf zu erzählen, in dem Menschen sich für andere einsetzen. Nach ihren Erfahrungen ist es den Mitarbeitenden besonder wichtig, dass sie selbst stolz auf ihre Arbeit sind. Und in der Wohlfahrtspflege gibt es nach ihrer Ansicht allerlei Grund zu. "Für mich verbinde ich mit dem DRK einfach tolle Leute, Menschen, die einfach helfen, wenn Menschen Hilfe brauchen." Im anschließenden Gespräch mit DRK-Bereichsleiter Dr. Steinke betonte die Ministerin, dass sie die Wohlafhrtsverbände zusammen mit den Ministerien als Verantwortungsgemeinschaft sehe. Gemeinsam brauchen wir uns als gute Partner, um die gesellschaftlichen Aufgaben zu gestalten. Eine solide Finanzierung ist für uns als Wohlafhrtsverband dabei essentiell. Mehr zum Gespräch können Sie in unserem Blog lesen.

DRK-Vizepräsidentin Dr. Kriese zur Bindung von Haupt- und Ehrenamt

Der zweite Tag des Kongresses schloss sich thematisch an die Rede von Bundesfamilienministerin Dr. Giffey an: Wertschätzung. Dr. Kriese als neue Vizepräsidentin nahm sich in einer ihrer ersten großen Reden in neuer Funktion dem Thema Personal und Personalentwicklung an. Als guter Partner in der angesprochenen Verantwortungsgemeinschaft brauchen wir qualifiziertes Personal, d.h. attraktive Rahmenbedingungen mit einer angemessenen Vergütung und längerfristiger Persepektive. Dabei lies sie auch nicht das Ehrenamt aus dem Blick, welches insbesondere im DRK einen besonderen Stellenwert innehat. 

Das Abschlusspodium.

Zur Digitalisierung im Gespräch mit den MdBs

Ulrike Bahr, SPD, Katja Dörner, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Matthias Seestern-Pauly, FDP und Marcus Weinberg, CDU/CSU waren sich einig: um die Wohlfahrt machen sie sich keine Sorge. Aber sie muss gestärkt werden, insbesondere wenn es darum geht, sie zukunftsfest zu gestalten. "Lächerlich" wurden die 3 Mio EUR bezeichnet, die die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege für die Digitalisierung bekommen. Soziale Innovationen gebe es noch viel zu selten, sie seien aber unerlässlich, um den Herausforderungen zu begegnen. Ein Grund wurde in der Projektförderung gesehen, die eine langfristige Planung erschwere und damit auch Ideen und Erfindertum ausbremse.  Übrigens wir haben alle Fraktionen eingeladen mit uns zu diskutieren. Die LINKE konnten den Termin leider nicht realisieren, die AfD reagierte auf unsere Einladung nicht.

Statements

  • Susanne Rindt, Abteilungsleiterin AWO, über ihre Vision von der Wohlfahtspflege der Zukunft
    Ein Netzwerk von Organisationen, die vor Ort überall vertreten und vernetzt sind. Die ihre Stärke nutzen, um zum Zusammenhalt der Gesellschaft und der Demokratie aktiv beizutragen.

  • Meike Müller, Vizepräsidentin DRK LV Oldenburg, über den Einfluss der Wohlfahrtspflege
    Würde es die Wohlfahrtspflege nicht geben, dann würde der deutsche Staat viel mehr Kosten haben.

  • Hannes Jähnert, Referent Soziale Innovation im DRK, über seinen Blick auf die Wohlfahrtspflege
    Da bewegt sich was! Nicht nur in Berlin, in allen Teilen Deutschlands. Die Leute sind auf der Suche.

Das JRK-Medienteam im Einsatz auf dem Wohlfahrtskongress.
Wir haben Dr. Werner Kerschbaum, Generalsekretär Österreichisches Rotes Kreuz, gefragt: Was würden Sie der Wohlfahrtspflege für die Zukunft gerne mit auf den Weg geben?
Ich würde gerne mehr Ressourcen mit auf den Weg geben, aber für mich das zentrale Thema, das war ja auch wirklich auf dem Kongress zu spüren, ist der rasche und tiefgreifende Wandel. Es gibt ja fast keine Veranstaltung, bei der Digitalisierung nicht im Text oder in den entsprechenden Vorträgen vorkommt. Und ich glaube, die Wohlfahrtspflege und damit auch das Deutsche Rote Kreuz haben eine ganz wesentliche Aufgabe, eine Art Ankerfunktion: das menschliche Gesicht unserer Gesellschaft weiterhin darzustellen und abzusichern - trotz der vielfältigen und tiefgreifenden Veränderungen, die mit der Digitalisierung als Instrument einhergehen. Als Zweites möchte ich mitgeben, das wir uns da noch als Organisationen viel mehr öffnen, das Neue in der Organisation zulassen müssen. Dazu gehört auch, Risiken zu nehmen und jungen Leuten die Chance zu geben, Fehler zu machen. Als Organisation müssen wir flexibler und agiler werden, Kooperationen mit Unternehmen wie Start-ups eingehen, um die Vorteile der Digitalisierung auch in unsere Aktivitäten einbauen zu können. Und was mir als Österreicher auffällt, aber das ist jetzt fast frech, für mich ist der Begriff der Freien Wohlfahrtspflege irgendwie sehr sperrig. Ich kann damit nicht viel anfangen. Vielleicht lohnt es sich, nachzudenken, ob der Begriff überhaupt bekannt und inwieweit er attraktiv ist.