Die Panelistinnen und Panelisten unseres Forums zu Kooperation zwischen Wohlfahrtspflege und Social Entrepreneurs haben sich schon vor dem Wohlfahrtskongress hier kurz vorgestellt. Im Interview betonte Katrin Elsemann, Geschäftsführerin des Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND), dass es gilt, gemeinsam Brücken zu bauen. Norbert Kunz, Gründer und Geschäftsführer von Social Impact, stellte heraus, dass auch die Wohlfahrtspflege dabei viel gewinnen kann.
Vier Kernbotschaften für gelingende Kooperation
Mit einem kurzen Impuls zur aktuellen Landschaft und zu Charakteristika der ›Social-Startup-Szene‹ von Norbert Kunz und zwei kurzen ›Pitches‹ von RetroBrain und Lindera starteten wir in das Forum. Im anschließenden Gespräch schlug Katrin Elsemann den weiteren Bogen und stellte den Wert der Zusammenarbeit von Social Entrepreneurs und Wohlfahrtspflege heraus. Unterlegt mit praktischen Hinweisen von Manouchehr Shamsrizi und Sophie Rabe sowie Einblicken in die Unterstützung junger Sozialunternehmen von Norbert Kunz kristallisierten sich vier Kernbotschaften heraus:
Die Zusammenarbeit von Social Startups mit Trägern der Freien Wohlfahrtspflege ist für die Entwicklung sozialer Innovationen sehr bereichernd.
Bereichernd ist die Zusammenarbeit nicht nur, weil junge Sozialunternehmen neue Ideen in die Wohlfahrtspflege bringen, sondern vor allem, weil die Ansätze hier mit den Erfahrungen aus langjähriger Praxis weiterentwickelt werden können. Bei der Entwicklung der »Memore Box« von RetroBrain beispielsweise standen Seniorinnen und Senioren im Zentrum. Erst beim praktischen Einsatz ist das Potential für generationenübergreifendes Spielen deutlich geworden.
Gegenseitiges Verständnis von Strukturen, Arbeitsweisen und -geschwindigkeiten bilden die Grundlage für gelingende Zusammenarbeit.
Gute Kooperation will gelernt sein! Darauf wies ich bereits in meinem Beitrag zum Forum hin. Und Lernen bedeutet Investieren – vor allem Zeit. Teil der Unterstützung junger Sozialunternehmerinnen und -unternehmer, berichtete Norbert Kunz, ist deshalb, die Auseinandersetzung mit den Strukturen der Freien Wohlfahrtspflege. Sicher ist dieser Ansatz vice versa – also unsere Auseinandersetzung mit der Welt der Social Startups und Entrepreneurs – auch eine gute Idee.
Zielgruppensensible Sprache ist ein wesentlicher Schlüssel, ein Türöffner für gelingende Kooperation.
In meinem Studium der Sozialen Arbeit musste ich mich mit ›Jurist‘isch‹, ›Medizin‘isch‹ und ›Pädagog‘isch‹ beschäftigen; später dann im DRK mit ›Verwalter‘isch‹, ›BWL‘isch‹ und ›Marketing‘isch‹. Das alles war wichtig, um sprachfähig zu werden – um zum Beispiel Projektanträge und Stellungnahmen formulieren und Betriebsvereinbarungen oder Dienstanweisungen lesen zu können. Außerhalb der DRK-Wohlfahrt gibt es aber auch noch viele andere Sprachen – zum Beispiel ›Startup’isch‹. Da brauche ich manchmal Hilfe, um alles richtig zu verstehen.
Mit Leuchttürmen lässt sich gut für den praktischen Wert der Zusammenarbeit von Wohlfahrt und Social Entrepreneurs sensibilisieren.
Sophie Rabe brachte es auf den Punkt: Für ihre App zur Sturzprävention, berichte sie, betreibt Lindera kaum Kaltaquise. Sie müssen keine Klinken putzen, weil sie auf der Grundlage guter Erfahrungen von Einrichtung zu Einrichtung empfohlen werden. Die Kooperationspartnerinnen und -partner berichten, dass und wie ihnen die Zusammenarbeit geholfen hat und andere springen auf. So funktionieren die neuen Leuchttürme im sozialen Netz.
»Optimismus ist Pflicht« (Karl Popper)
Die Kooperation zwischen Trägern der Freien Wohlfahrtspflege und Social Entrepreneurs ist eine gute Sache – gewinnbringend für beide Seiten. Ganz ohne ist sie aber nicht! Es braucht Anstrengungen auf beiden Seiten, um die Brücken zu bauen, die zu mehr und besseren sozialen Innovationen führen. Sicher wird es dabei Rückschläge geben. Fehler machen gehört dazu! Wichtig ist, dass es immer weiter geht. Und dafür sollte Optimismus Pflicht werden.