Projekt "Geflüchtete mit Behinderungen"

Neues Projekt im DRK: Bedarfserhebung von Geflüchteten mit Behinderungen

Bei Geflüchteten mit Behinderungen handelt es sich um besonders vulnerable Personen, die oftmals verstärkte Unterstützung benötigen, sei es in Transitstaaten oder in den Aufnahmeländern. Sowohl aus der UN-Behindertenrechtskonvention als auch der EU-Aufnahmerichtlinie ist Deutschland verpflichtet, Geflüchteten mit Behinderungen Teilhabe und medizinische Versorgung zur gewährleisten. Allerdings wird sowohl aus den DRK-Gliederungen als auch von Organisationen, die sich für Geflüchtete und Menschen mit Behinderungen einsetzen, kontinuierlich darauf hingewiesen, dass die Bedarfe von Geflüchteten mit Behinderungen nicht systematisch erfasst werden. Hier setzt das neue Projekt im DRK „Bedarfserhebung von Geflüchteten mit Behinderungen“ an, das zum September 2020 gestartet ist.

Tatsächlich werden die Bedarfe von Geflüchteten mit Behinderungen bei der Aufnahme nicht systematisch erfasst. Es liegen nicht mal verlässliche Daten zur Anzahl der in Deutschland lebenden Geflüchteten mit Behinderungen vor. Bisherige Erhebungen geben nur Anhaltspunkte, da sie eine zu geringe Datengrundlage haben und Geflüchtete selbst nicht in die Erhebung einbezogen wurden.   

Viele offene Fragen   

  • Wie viele Geflüchtete haben Behinderungen? 
  • Welche Arten von Behinderungen sind feststellbar, welche bleiben häufig unentdeckt und warum? 
  • Welche besonderen Bedarfe ergeben sich für Geflüchtete mit Behinderungen selbst, als auch für ihre Angehörigen, insbesondere in den Bereichen Teilhabe, Unterbringung und gesundheitliche Versorgung? 
  • Wo bestehen Versorgungslücken? 
  • Wo Bedarfe nicht erkannt oder erfüllt werden – welche Auswirkungen hat das für Geflüchtete mit Behinderungen, für ihre Angehörigen, und ggf. für die Einrichtungen? 

Da es hierzu aktuell keine verlässlichen Informationen gibt, entstehen Versorgungslücken, die im Widerspruch zu den oben genannten internationalen Verpflichtungen stehen. Unterstützende Maßnahmen können nur unzureichend geplant werden. Auch die Beantragung von Zuwendungen kann durch den Mangel an Informationen zu konkreten Bedarfen erschwert sein.  

Bedarfserhebung von Geflüchteten mit Behinderungen 

Genau deswegen führt das DRK-Generalsekretariat seit September 2020 zusammen mit drei DRK-Landesverbänden (LV Schleswig-Holstein, LV Westfalen-Lippe und LV Brandenburg) das Projekt „Bedarfserhebung von Geflüchteten mit Behinderungen“ durch. Im Rahmen des 20-monatigen Projekts wird eine Untersuchung durchgeführt, anhand derer die Versorgungslücken und bestehende Probleme identifiziert und verlässliche Daten über aktuelle Bedarfe der Zielgruppe für eine effektive anwaltschaftliche Interessensvertretung generiert werden.  

Bei der Bedarfserhebung werden nicht nur Geflüchtete mit Behinderungen selbst, sondern auch ihre Familienangehörigen und Fachkräfte in Unterbringungseinrichtungen, Beratungsstellen und weiteren relevanten Angebotsstrukturen in den jeweiligen Bundesländern befragt, um möglichst viele verschiedene Perspektiven zu sammeln. Die Entwicklung der Forschungsfragen und des -designs für die Bedarfserhebung wird durch Handicap International im Rahmen des Projekts Crossroads fachlich unterstützt.  

Ziel des Projekts  

Was möchten wir mit diesem Projekt erreichen? Unser Ziel ist nicht nur einen Bericht über die Lage der Geflüchteten mit Behinderungen in Deutschland zu erstellen, sondern auch die Nachhaltigkeit des Projekts zu sichern. Die Ergebnisse des Projekts werden nicht nur als Bericht bei einer Veranstaltung präsentiert, sondern so aufbereitet, dass möglichst viele Menschen davon profitieren könnten. Ein Teil der Ergebnisse könnte z.B. in Form eines oder mehrerer Workshops für Fach- und Leitungskräfte in Unterkünften aufbereitet werden. Ebenso ist es angedacht, dass die Ergebnisse auch in weiteren Formaten aufbereitet werden. Unser Hauptanliegen ist es, die Position von Geflüchteten mit Behinderungen zu stärken und durch zielgerichtete und datenbasierte Interessenvertretung dafür zu sorgen, dass den Bedarfen von Geflüchteten mit Behinderungen entsprochen wird und Teilhabe gewährleistet ist. Über die nächsten Schritte im Projekt werden wir regelmäßig im Blog berichten.