Zwei Kinder spielen mit Smartphone und Tablet in der Kita
Erzieherinnen lernen neue Methoden für die Medienkompetenzvermittlung kennen

Lebenswirklichkeit Medien - Medienpädagogische Angebote für Kitas beim DRK

„Medien nutzen die Kinder zu Hause schon oft genug.“ „Die Kinder sollen sich hier mit anderen Dingen beschäftigen!“ Solche, oder ähnliche Aussagen höre ich manchmal, wenn ich mich mit Erzieherinnen und Erziehern über den Einsatz von digitalen Medien in Kitas unterhalte. Und dem stimme ich auch voll und ganz zu.

Ja, Kinder lernen schon früh von den Eltern, was ein Tablet oder ein Smartphone alles bietet. Filme, Spiele, Familienfotos und die Sprachnachrichten von Oma und Opa. Kein Wunder also, dass sich Kinder schon sehr früh der Faszination „mobiler Bildschirmmedien“ nicht entziehen können. Denn in den Medienwelten gibt es so viel Spannendes und Unterhaltsames zu entdecken. Medienwelten sind in der Regel also auch Kinderwelten. Da ist es doch verständlich, dass die Kita eine Art medialer Schutzraum für Kinder sein sollte, oder nicht?

Doch wann ist der passende Zeitpunkt gekommen, sich mit diesen digitalen Medienwelten pädagogisch und kritisch auseinanderzusetzen? In der Grundschule? Auf der weiterführenden Schule?

Wer sollte diese Aufgabe übernehmen? Pädagoginnen und Pädagogen, Lehrerinnen und Lehrer oder bleibt alles bei den Eltern hängen?

Können Eltern das, in einer sich schnell entwickelnden Informations- und Medienwelt, überhaupt leisten? Oder begeben sie sich als Einzelkämpfer in eine ständige Überforderung?

Eins ist sicher: Die Zeiten ändern sich und wir sollten uns gemeinsam aktiv den neuen Herausforderungen stellen. Da bringt es wenig, die Medienwelten der Kinder aus der Kita zu verbannen. Klar sollen sich Kinder in der Kita auch mit anderen Dingen beschäftigen, aber eben auch mit Teilen ihres Lebensalltages. Orientieren wir uns am Lebensalltag der Kinder, haben wir deren ungeteilte Aufmerksamkeit und es ermöglicht uns eine – abseits der häuslichen Erfahrungen – neue, kritische, aktive und kreative Arbeitsweise mit Medien.

Vier Menschen stehen vor einem Greenscreen und werden von einer Kamera aufgenommen. Foto von © Klaus Tembrink / DRK-Bildungswerk Borken

Es geht dabei immer um das Ziel, die Kinder für zukünftige Aufgaben stark zu machen. Oder wie wir Medienpädagoginnen und -pädagogen gerne sagen: „medienkompetent.“

So lernen Kinder Medien nicht nur als Konsumgut kennen, sondern durch den kreativen Einsatz erfahren sie, wie Medien funktionieren, erleben Selbstwirksamkeit und nehmen wie selbstverständlich an Sprachförderung teil. Denn gerade die Medienwelt, und speziell die Medienfiguren, bieten einen wunderbaren Zugang zur Gefühlswelt und der Persönlichkeit von Kindern.

Wie kann das im Einzelnen aussehen? Dazu hat das DRK-Bildungswerk im Kreis Borken ein medienpädagogisches Konzept mit unterschiedliche Weiterbildungsmodulen erarbeitet. Inhalte sind Themen wie das Recht am eigenen Bild, das Erstellen eines Hörspiels oder Trickfilms und technische Aspekte, die das vorausschauende Denken und Planen fördern sollen. Auch das Tablet wird zum situationsorientierten Begleiter des Kita-Alltages.

Ein Beispiel aus dem technischen Bereich: der Bee-Bot

Zu sehen sind zwei Bee-Bots (Roboter Bienen) auf einem Teppich. Foto von © Klaus Tembrink / DRK-Bildungswerk Borken

Der Bee-Bot ist ein kleiner Roboter, der sich mit Hilfe von Tasten programmieren lässt und das analytische und vorausschauende Denken sowie die Problemlösekompetenz der Kinder auf spielerische Weise fördern kann.

Mit Hilfe von vier Pfeiltasten – vorwärts, rückwärts, Drehung um 90° nach rechts und 90° nach links – wird der Bee-Bot gesteuert. Dieser setzt sich allerdings erst in Bewegung, wenn alle Schritte eingegeben wurden und anschließend die Go-Taste betätigt wird. So können dem Roboter ganze Befehlsketten – bis zu 40 Einzelbefehlen – eingegeben werden. Nun fährt der Bienenroboter sein Programm in jeweils 15 cm langen Schritten ab. Das ermöglicht die Planung von eigenen Lauf- bzw. Fahrwegen. Entweder auf vorgefertigten Matten, die gekauft werden können, oder auf frei gestalteten Wegen. Hier können die Kinder ihrer Fantasie freien Lauf lassen und z.B. ganze Städte entwerfen in dem der Bee-Bot fahren kann.

In einem Kindergarten wurde so innerhalb von einer Woche ein Nebenraum komplett als Beebot-Stadt umgebaut. Die Kinder zeigten mir dann, wie sie von „Zuhause“ zur „Arbeit“ fuhren und erklärten mir, wie das alles funktioniert und was es alles in der Stadt zu entdecken gibt. Es war beeindruckend, wieviel Energie in der Luft lag und wie die Kinder ihr Wochenerlebnis heraussprudelten.

Schauen Sie sich gerne auch das aufgenommene Video von den Bee-Bots in der Stadt hier an.

Erfahren Sie mehr über die Bee-Bots und ihren Nutzen auf dem DRK-Praxistag Ende Oktober 2019 in Münster. Workshops, Pfade und Potenziale vorgestellt von zwei Autorinnen und Autoren der Doppel[t]spitze.

Der Umgang mit Medien muss gelernt werden. Da sind wir uns wahrscheinlich alle einig. Ein reflektierter Umgang mit Medien sollte meiner Meinung nach in allen Bildungseinrichtungen ein Thema sein. Auch in der Kita.

Autor: Klaus Tembrink
DRK-Bildungswerk im Kreis Borken
Tel.: 02861 80 29-337
k.tembrink(at)drkborken(dot)de

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