Seit dem Beginn der Krise beschäftigt mich dieses Thema täglich und ich stehe dazu im regelmäßigen Austausch mit den hauptamtlichen Koordinatorinnen und Koordinatoren für das soziale Ehrenamt in den DRK-Landesverbänden. Auch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) wollte sich einen aktuellen Überblick verschaffen, die Bevölkerung über das Thema informieren und gleichzeitig zum ehrenamtlichen Engagement motivieren. So stellte ich mich in einem 15-minütigen Video-Interview den wichtigsten Fragen.
Soziales Ehrenamt – jetzt erst recht
„Bleibt zu Hause“ eine Notwendigkeit zur Bekämpfung von Corona, aber was macht es mit den Menschen? Ohne das soziale Ehrenamt wären jetzt Viele vom gesellschaftlichen Leben abgeschnitten und würden vereinsamen. So werden z. B. unter dem Stichwort “Nachbarschaftshilfe” gerade jetzt helfende Hände dringend gesucht, um hilfebedürftige Menschen vor Ort zu unterstützen. Ziel ist hierbei immer, Menschen die Hilfe brauchen und Menschen die Hilfe anbieten, in geeigneter Weise zusammenzubringen. So können z. B. Einkäufe, Besorgungen oder Unterstützung bei der Lebensmittelverteilung oder in den Kleiderläden das Leben erleichtern. Denkbar ist auch, dass Ehrenamtliche bei der Kinderbetreuung, z. B. wenn die Spielplätze wieder geöffnet sind, Eltern entlasten.
Nicht alles ist möglich – Kreativität beim Helfen gefragt
Wie bei allen Aktivitäten im Alltag müssen auch ehrenamtlichen Aktivitäten gerade jetzt sehr gut überlegt sein. Alle Maßnahmen mit direkten und persönlichen Kontakten sind derzeit äußerst schwierig, ja – bis auf wenige Ausnahmen – fast unmöglich. Will man sich jetzt z. B. in einem Besuchsdienst freiwillig engagieren, ist vielleicht wieder das “gute alte Telefon” eine mögliche Alternative. Wenn der physische Kontakt wegfällt, sind digitale Medien für den persönlichen Kontakt gefragt – Handys oder Tablets, um zu skypen oder auch um eine spezielle Pflege App wie im Blog von Nina Zündorf beschrieben einzusetzen.
Dass junge Menschen Ältere aber auch analog abholen können, zeigt ein tolles Projekt aus Sachsen: Jugendrotkreuzlerinnen und -rotkreuzler sind sehr kreativ geworden und stehen jetzt mit vielen alten Menschen aus Alten- und Pflegeheimen in der Region in regem Briefkontakt und es sind so viele und neue Brieffreundschaften entstanden.
Der Grundimpuls beim Helfen ist ja: Kontakt herzustellen und Beziehungen Plfegen. Das bleibt wichtig, muss aber nicht unbedingt physisch sein. Auch wenn man als Helfender vielleicht gerade selbst zur Risikogruppe gehört, können sich beide Seiten so vor einer Infektion besser schützen, aber kommen dennoch zusammen.
Wer ist gefragt und kann helfen
Ganz praktisch heißt das: Freiwillige beim DRK sollten grundsätzlich Interesse und Freude an einer Arbeit mit unterschiedlichsten Menschen und deren Lebenswelten mitbringen, unabhängig von deren Nationalität, Religionszugehörigkeit oder gesellschaftlichem Status. Sie sollten auch daran interessiert sein, Menschen ihre Zeit zu schenken, bereit sein, verlässliche Beziehungen aufzubauen und Menschen somit eine bessere Teilhabe am täglichen Leben zu ermöglichen. Vielleicht haben Einige gerade jetzt in der Corona-Krise freie Zeitbudgets? Dabei sind besondere Kenntnisse nicht zwingend erforderlich, jedoch ist ausdrücklich erwünscht, erworbene Fähigkeiten und Lebenserfahrungen in die praktische ehrenamtliche Arbeit einzubringen. Selbstverständlich erhalten alle Freiwilligen vorab eine grundlegende Einweisung in die jeweiligen Aufgabenbereiche. Selbstverständlich ist es auch möglich, zeitlich befristet und ohne verbindliche Mitgliedschaft im DRK aktiv zu sein.
Hilfevermittlung aber wie
Interessierte Freiwillige sollten sich zunächst individuell darüber klar werden, wo sie sich wann und wie oft für welche Dauer engagieren können oder wollen. Dann können sie sich an die vor Ort für freiwilliges Engagement zuständigen Personen, zumeist Ehrenamtskoordinatorinnen und Ehrenamtskoordinatoren innerhalb einer DRK-Einrichtung oder DRK-Gliederung, wenden. Große Einrichtungen wie z. B. Senioren- und Pflegeeinrichtungen verfügen oft auch über eine eigene Freiwilligenkoordination. Anlässlich der Corona Krise finden sich in unseren DRK-Landes- und Kreisverbänden vor Ort zahlreiche Sonder-Websiten, wo Hilfesuchende und Menschen die Hilfe anbieten, zusammengebracht werden. Über die Übersichtskarte gelangt man zu allen DRK-Verbänden oder aber man kann anhand des Adressenfinders über die Postleitzahlsuche einen Kontakt zur lokalen DRK-Struktur ausmachen.
In Städten und Regionen gibt es darüber hinaus Anlaufstellen wie Freiwilligenagenturen, -zentralen oder -börsen, die versuchen, Bedarf und Engagement auch über digitale Vermittlung zusammen zu bringen.