Steckverbindungen im Rechenzentrum.
Anknüpfungspunkte zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung neu denken

Digitalisierung nachhaltig gestalten

Durch die digitale Transformation entstehen fortlaufend neue Geschäftsfelder, Services und Angebote. Damit einher geht die Entwicklung neuer digitaler Technologien und der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Was dabei oft unberücksichtigt bleibt, ist, dass auch der ökologische Fußabdruck mit der fortschreitenden Digitalisierung kontinuierlich anwächst. Es ist daher notwendig, den Aspekt der Nachhaltigkeit in Zukunft stärker mitzudenken, wenn wir die digitale Zukunft gestalten.

Eine Entwicklung in die falsche Richtung

Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, dass durch die digitale Transformation der Arbeitswelt, wie z.B. durch digitale oder hybride Meetings und Videokonferenzen, neben ökonomischen auch ökologische Effizienzgewinne erreicht werden. Lange Fahrtwege werden eingespart und dabei nicht nur Zeit und Kosten reduziert, sondern auch der CO2-Abdruck. Im komplett digitalen Büro wird tonnenweise Papier gespart und so werden wertvolle Ressourcen geschont. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass diese Effizienzgewinne durch die zunehmende digitale Nutzung schnell wieder verloren gehen. Studien zeigen, dass das Internet inzwischen für einen ähnlich hohen Ausstoß an Treibhausgasen verantwortlich ist wie die zivile Luftfahrt. Der Energiebedarf deutscher Rechenzentren ist zwischen 2010 und 2019 um 40 % gestiegen. Vor allem die steigende Nutzung von Cloud- und Streamingdiensten trägt zu diesem Anstieg bei.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammendenken

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind zwei aktuelle Megatrends, die uns auch in den kommenden Jahrzehnten begleiten werden. Leider werden beide Themen noch viel zu oft getrennt voneinander betrachtet. Mit jeder versendeten E-Mail, jeder Suchanfrage und jedem gestreamten Video fällt CO2 an. Weil die dahinterstehende Infrastruktur und Rechenzentren für uns als Nutzende oft unsichtbar bleiben, ist es besonders schwer, den Ressourcenverbrauch zu erkennen. Es ist jedoch nie zu spät, den eingeschlagenen Kurs zu wechseln und Nachhaltigkeit in Zukunft stärker in den digitalen Wandel zu integrieren. Dass das Thema Digitalisierung durch Corona stärker auf den Handlungsplan vieler Organisationen gerückt ist, kann dabei auch eine Chance sein.

Good-practice-Beispiele

Ein wichtiger Ansatz ist dabei der Fokus auf ein nutzer- und umweltfreundliches Design, damit die Endnutzerinnen und -nutzer nicht unabsichtlich zur Umweltzerstörung beitragen. Der Energieverbrauch und die Energiequellen für Server und Webseiten bieten dabei oft noch viel Optimierungspotenzial. Mit einer Abfrage der Green Web Foundation lässt sich überprüfen, ob eine Webseite mit grüner Energie betrieben wird. Der eigene CO2-Verbrauch beim Surfen lässt sich mit dem Firefox-Add-on „Carbonalyzer“ tracken. Anbieter wie Posteo und Ecosia zeigen, dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit nicht im Gegensatz zueinanderstehen müssen: Die ökologische Suchmaschine Ecosia pflanzt Bäume für die Suchanfragen der Nutzerinnen und Nutzer. Das Geld dafür bekommt das Berliner Social-Startup aus den Werbeanzeigen, die in den Suchergebnissen angezeigt werden. Die Bäume werden dann überall auf der Welt in Zusammenarbeit mit lokalen Initiativen gepflanzt. Der E-Mail-Dienst Posteo betreibt seine Server zu 100% mit Ökostrom. Ein netter Nebeneffekt ist, dass beide Dienste besonderen Wert auf den Datenschutz legen.

Drei Säulen der Nachhaltigkeit im Blick behalten

Neben der ökologischen Nachhaltigkeit sollte auch die ökonomische und soziale Nachhaltigkeit im Blick behalten werden. Alle drei Dimensionen von Nachhaltigkeit sind eng miteinander verwoben und werden in geläufigen Ansätzen, daher oft zusammen betrachtet. Soziale Nachhaltigkeit betrifft z.B. die oft undurchsichtigen Lieferketten von Rohstoffen, die später in der Hardware verbaut werden. Positive und transparente Beispiele in diesem Kontext sind z.B. die Faire Maus von NagerIT oder das Fairphone. Im Kontext von sozialer Nachhaltigkeit ist auch das Thema digitale Teilhabe zu nennen. Dies betrifft z.B. die Vermittlung von digitalen Kompetenzen, die technische Ausstattung oder die Barrierefreiheit von Apps oder Webseiten. Im Sinne wirtschaftlicher Nachhaltigkeit kann die Entwicklung von freier Freie-Software sein. Das schafft Transparenz und Vertrauen, spart Ressourcen und unterstützt die Verbesserung von Anwendungen.

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