Zweiter Roundtable der Veranstaltungsreihe #CareKompass

Angehörigen-Entlastungsgesetz: Infrastrukturen stärken, Familien entlasten und fördern

Wir stehen insgesamt in der Gesellschaft vor sehr grundlegenden Entscheidungen, wie wir Sorgearbeit im Zusammenspiel von professioneller Care-Arbeit, der Sorge in der Familie und ehrenamtlichem Engagement organisieren und welche Weichen hierbei zu stellen sind. Eine schnelle Lösung kann es dabei nicht geben. Es geht vielmehr darum, sich dem Thema der Sorgearbeit der Zukunft zu stellen. Damit meinen wir im DRK nicht nur, dass wir unsere Angebote im Bereich der Kitas oder ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen besser auf die Bedarfe ausrichten. Wir wollen gemeinsam mit Expertinnen und Experten die unterschiedlichen Facetten und grundlegende Herausforderungen für einen strukturellen Wandel der Care-Landschaft identifizieren und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Dazu haben wir einen fachübergreifenden Dialog gestartet, den wir gemeinsam mit dem Progressiven Zentrum in diesem Jahr unter dem Titel #CareKompass durchführen.

Verbesserungen durch das Angehörigenentlastungsgesetz

Und in diese Debatte ordnen wir das vom Bundeskabinett am 14.08.2019 auf den Weg gebrachte neue Angehörigenentlastungsgesetz ein. Es ist ein wichtiger Baustein und ein positives Signal für die Familien, die sich tagtäglich den Herausforderungen der häuslichen Pflege stellen. Hier setzt das Angehörigen-Entlastungsgesetz an und verschafft Familien mit zu pflegenden Angehörigen ein wenig Luft: Alle, die weniger als 100.000 Euro brutto im Jahr verdienen, treffen künftig keine Rückforderungen des Sozialleistungsträgers mehr. Dieser übernimmt, wenn die Mittel aus der Pflegeversicherungen und die des zu Pflegenden nicht ausreichen. In der Eingliederungshilfe entfällt der Rückgriff auf Eltern, die ihre volljährigen Kinder pflegen, sogar vollständig. Durch diese Neuregelungen soll es mehr Menschen möglich werden, professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu können

Immer mehr Menschen werden zu Hause gepflegt

Derzeit werden in Deutschland von den ca. 3,4 Millionen Pflegebedürftigen ca. 2,6 Millionen Menschen zu Hause gepflegt, das sind 76%. Die Gründe hierfür sind vielfältig und sicherlich nicht ausschließlich auf finanzielle Engpässe zu begrenzen. Die Entscheidung für eine häusliche Pflege wird oft bestimmt von dem Wunsch und der Vorstellung, ein Leben in Würde und Geborgenheit zu ermöglichen. Aber die finanzielle Situation spielt eine wichtige Rolle. Dabei geht es nicht nur darum, unterstützende Dienste finanzieren zu können sondern auch um Fragen der beruflichen Situation der Pflegenden. Ist die Pflege mit dem Berufsalltag vereinbar? Ist ein Widereinstieg oder eine Aufstockung der Arbeitszeit möglich? Wie wirkt sich die pflegende Zeit auf die Rente aus? Um diese Entscheidungen treffen zu können, benötigen Familien Unterstützung in Form von Beratung und Begleitung. Die ergänzende unabhängige Teilhabeberatung leistet hier einen wichtigen Beitrag, die durch die Neuregelung dauerhaft abgesichert wird. Als DRK unterstützen wir pflegende Angehörige durch Beratungsangebote sowie Kurse für pflegende Angehörige. Auch durch unsere ehrenamtlichen Besuchsdienste können Angehörige Entlastung erfahren.

#CareKompass

Das Thema Care-Arbeit betrifft uns alle und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir setzen uns  für die Stärkung, das Sichtbarmachen und die Anerkennung von Care-Arbeit ein.

Autoren: Karolina Molter, Nadja Saborowski & Dr. Joß Steinke