Seit Jahren schon wird Trägern der Freien Wohlfahrtspflege empfohlen, mit jungen, agilen, innovativen Sozialunternehmen zu kooperieren, ihre Ansätze und Lösungen aufzunehmen und über ihre Strukturen zu skalieren. In den
Handlungsempfehlungen des Mercator Forschungsverbundes zu innovativem Handeln und Social Entrepreneurship von 2012 liest sich das so:
Ähnlich wie die staatlichen Strukturen sollten auch größere wohlfahrtliche Träger eine Innovationsschnittstelle einrichten, die neue innovative Lösungen im jeweiligen Sektor sichtet und als Ansprechpartner für die Skalierung unternehmerischer Initiativen dient (S. 7).
Und weiter:
Träger der Freien Wohlfahrtspflege [sollten] verstärkt in einer Logik von Sozialinvestoren agieren und in vielversprechende Ansätze von Sozialunternehmen investieren, die perspektivisch in die eigenen Strukturen übernommen werden können (S. 10).
Nun ist es natürlich nicht ganz einfach als »wohlfahrtlicher Träger« in der »Logik von Sozialinvestoren« aufzutreten, um sozial-innovative Ideen einzukaufen. Zum einen fehlen dafür in der Regel die Mittel, zum anderen ist die Skalierung sozialer Innovationen nicht ganz ohne! In ihrem Buch
»Innovation and Scaling for Impact« weisen Christian Seelos und Johanna Mair ganz zu Recht darauf hin, dass die Implementierung von Innovationen ebenso eine Innovation und also nicht minder voraussetzungsvoll wie deren Entwicklung selbst ist (ebd. 2017: 55). Wie aber ist es trotzdem möglich, neue Ideen und innovative Ansätze in der Wohlfahrtspflege zu skalieren?
Innovations- & Kooperationsfähigkeit entwickeln
Im DRK haben wir als ersten Ansatz dafür die Förderung des »Intrapreneurship« aufgegriffen. Auch der ist in den oben zitierten Handlungsempfehlungen zu finden (siehe
ebd. S. 10f.). Uns geht es dabei vor allem um die Entwicklung eigener Innovationsfähigkeit – wie gesagt: Eine wesentliche eine Grundlage für die Implementierung neuer Ideen und Ansätze wie auch die gelingende Zusammenarbeit mit Social Startups und Entrepreneurs.
Bislang fällt uns die Kooperation mit größeren Unternehmen und anderen Wohlfahrtsverbänden wesentlich leichter als die mit Social Startups und Entrepreneurs. Das liegt sicherlich daran, dass sich die Strukturen, die Verfasstheit und die Geschwindigkeiten ähneln, hat aber natürlich auch damit zu tun, dass in der Startup-Szene – gelinde gesagt – eigentümliche Vorstellungen von den Stärken der Wohlfahrtspflege kursieren. Die Handlungsempfehlungen des Mercator Forschungsverbundes sprechen da Bände!
Nichtsdestotrotz sind Innovations- und Kooperationsfähigkeit unabdingbar, wenn es darum geht, Neues in die Welt zu bringen und über die Grenzen des eigenen Wirkungsradius hinaus zu verbreiten. In einem gemeinsamen Forum mit Norbert Kunz und Katrin Elsemann wollen wir beim DRK-Wohlfahrtskongress dazu diskutieren. Wir wollen Fragen, wie die Kooperation zwischen Trägern der Freien Wohlfahrtspflege und Social Startups gelingen kann und wie sich die Stärken von Wohlfahrtspflege und Social Entrepreneurship bündeln lassen.
Einen ersten Ausblick auf das Forum
»Wenn soziale Innovationen skalieren« geben die Interviews mit
Norbert Kunz und
Katrin Elsemann hier im Blog. Wir freuen uns Sie dann am 31. Januar 2019 beim
DRK-Wohlfahrtskongress »Wandel. Weitsicht. Wohlfahrt« in der Berliner Urania zu sehen.