Der Bundeskongressmit weit über 700 Teilnehmenden bot eine Vielzahl von Vorträgen, Workshops, Foren, Science Slam sowie eine begleitende Fach- und Wissenschaftsposterausstellung.
Das DRK Wissenschaftsposter „Impulse zur Resilienzförderung am Lern- und Lebensort Schule“ fand im Rahmen der Ausstellung große Beachtung. Es bietet in einer grafisch und textlich komprimierten Form einen Überblick über die zentralen Inhalte, Begriffe und Modelle der gleichlautenden Expertise: etwa zur Salutogenese, den exekutiven Funktionen, zu Embodiment, Diversität oder Empowerment.
Aufmerksam verfolgt habe ich auf dem Kongress die Diskussion im Forum „Gesundheitsförderung für alle? Gesundheitsbezogene Chancen zwischen Handlungsspielräumen und gesellschaftlichen Bergenzungen“. Hervorgehoben wurde dort unter anderem die hohe Relevanz des Themas Resilienzförderung – unter Einbezug des Körpers. Die besondere Bedeutung dieser Perspektive wurde dort auch hinsichtlich der Digitalisierung diskutiert. Die Beiträge warfen zum Beispiel die Frage auf, inwieweit Selbstwirksamkeitserfahrungen – wie etwa selbstständig den Weg in einer fremden Stadt zu finden – durch digitale Apps, die einen automatisch durch die Straßen leiten, verschwinden und welche Auswirkungen dies auf (junge) Menschen haben kann. Eine, wie ich finde, spannende Frage, die in Bezug auf die Soziale Arbeit durchaus diskutiert werden sollte.
10 Jahre nach dem 13. Kinder- und Jugendbericht zum Thema „Gesundes Aufwachsen“
Der richtungsweisende 13. Kinder- und Jugendbericht mit dem Titel „Mehr Chancen für ein gesundes Aufwachsen“ lieferte bereits 2009 zentrale Impulse zur Förderung von Gesundheit und Prävention in der Kinder- und Jugendhilfe. Erstmals nahm der Bericht (alle) jungen Menschen sowie die Schnittstellen zwischen Kinder- und Jugendhilfe, Behindertenhilfe und Gesundheitswesen in den Blick.
Heute, 10 Jahre nach dem Erscheinen des 13. Kinder- und Jugendberichts, steht eine flächendeckende Umsetzung der Empfehlungen noch immer aus. Herausgreifen möchte ich drei daher zentrale Blickrichtungen bzw. Empfehlungen, die auch Ausgangspunkte der DRK Expertise zur Resilienzförderung sind.
Die erste Empfehlung bezieht sich auf die Gesundheitsförderung als fachlicher Standard. Im Bericht wird das folgendermaßen formuliert:
„Die Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen muss ein Ziel fachlichen Handelns in der Kinder- und Jugendhilfe werden. (…) [Es] muss die Frage im Mittelpunkt stehen, wie in dem jeweiligen Handlungsfeld, ggf. im Zusammenspiel mit anderen Akteuren, altersgerecht die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefördert und gesundheitliche Belastungen vermieden werden können“ (13. Kinder- und Jugendbericht. Drucksache 16/12860. S. 251).
Die zweite Empfehlung bezieht sich auf die Förderung eines achtsamen Körperbezugs. Neben dem Blick auf geschlechtersensible Aspekte des Einbezugs geht es hier vor allem um die Herstellung einer grundlegenden Aufmerksamkeit gegenüber dem Einbezug des Körpers in die Soziale Arbeit. Dazu heißt es:
„Der Umgang mit dem eigenen Körper sowie bewusste achtsame Körpererfahrungen sind ein wichtiger Aspekt individueller Bildungsprozesse, und dafür sollte Sensibilität gefördert werden“ (13. Kinder- und Jugendbericht" Drucksache 16/12860. S. 252).
Die ausdrückliche Berücksichtigung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit spezifischen Hintergründen (Armutslage, Migrationshintergrund, eigene Behinderung, kranke Eltern) findet sich in der fünften Empfehlungen des Berichts und wird hier unter dem Punkt „Stärkere Berücksichtigung unterschiedlicher Entwicklungspfade und Ressourcen“ weiter ausdifferenziert“ (13. Kinder- und Jugendbericht. Drucksache 16/12860. S. 252 ff.).
Resilienzförderung als ein Baustein zur Förderung von Gesundheit und Bildungsgerechtigkeit
Die DRK Expertise „Impulse zur Resilienzförderung am Lern- und Lebensort Schule“ trägt mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung dazu bei, insbesondere die oben genannten Empfehlungen des 13. Kinder- und Jugendbericht umzusetzen. Sie greift dazu praxisnah den Themenkomplex Gesundheit und Bildungsgerechtigkeit auf. Die Expertise erschien im September dieses Jahrs als Printversion mit rund 470 Seiten in einer Auflage von 500 Exemplaren und ist bereits vergriffen.
Aktuell erarbeiten wir eine interaktive PDF-Version, die zu Beginn des Jahres 2020 allen Interessierten zur Verfügung gestellt wird.