Smartphone mit geöffneter Wallet-App, darin eine Bankkarte und ein digitales Veranstaltungsticket. Vor dem Smartphone liegen vier Plastikkarten: eine Visa-Karte, eine Büchereikarte und eine Gesundheitskarte.

Die EUDI-Wallet kommt: Chancen für die Wohlfahrtspflege

Ab 2026 soll jede Bürgerin und jeder Bürger in der EU eine digitale Identitäts-Wallet nutzen können – auch in Deutschland. Was steckt dahinter, welche Dokumente können künftig digital nachgewiesen werden und was heißt das für unsere Arbeit mit Klientinnen und Klienten? Der Blogbeitrag gibt einen kompakten Überblick und zeigt, warum es sich lohnt, jetzt schon hinzuschauen.

Was ist die EUDI-Wallet?

Die Europäische Digitale Identitäts-Wallet (EUDI-Wallet) ist eine digitale Brieftasche für das Smartphone. Damit sollen Bürgerinnen und Bürger künftig Plastikkarten und Papierdokumente, die sie bisher anlaog herumtragen, auf das Smartphone übertragen können. 

Als ein zentraler Baustein der europäischen Digitalisierungsstrategie soll die EUDI-Wallet das digitale Ausweisen und Nachweisen von Berechtigungen sowie auch digitales Unterschreiben in ganz Europa vereinfachen. 

Alle EU-Mitgliedsstaaten müssen so eine Wallet bis spätestens Ende 2026 bereitstellen. In Deutschland wird zum Start mindestens die Basisfunktion zur digitalen Authentifizierung zur Verfügung stehen. Damit die EUDI-Wallet spürbar Mehrwerte bringt und viele Bürgerinnen und Bürger sie tatsächlich im Alltag nutzen, müssen aber genug praktische Anwendungsfälle geschaffen sein und die Nachweise flächendeckend akzeptiert werden.  

Praktische Einsatzmöglichkeiten der EUDI-Wallet

Das Versprechen der Wallet: Kein Einreichen von Formularen per Post, kein umständliches Vorhalten des Ausweises vor die Kamera, kein Einscannen von Dokumenten. Die Liste der potenziellen Inhalte ist lang und verdeutlicht die Vielseitigkeit; hier einige mögliche Anwendungsfälle:

  • Personalausweis → Online-Anmeldung oder Altersnachweis
  • Führerschein & Fahrzeugpapiere → Digitale Kontrolle bei Polizei oder Mietwagen
  • Zeugnisse & Bildungsnachweise → Bewerbungen
  • Elektronische Rezepte → Medikamente in der Apotheke abholen
  • Zahlungsmittel → Direkt aus der Wallet bezahlen
  • Elektronische Unterschrift → Verträge und Anträge digital unterzeichnen
  • Hotelzimmerschlüssel → Zimmer mit dem Smartphone öffnen
  • Autoschlüssel (Mietwagen) → vollständig digitale Ausleihen eines Autos

Wie sieht die Umsetzung aus?

Deutschland verfolgt einen zweigleisigen Ansatz: Einerseits wird eine staatliche Wallet-App mit der notwendigen Infrastruktur bereitgestellt. Andererseits ist das System auch für nichtstaatliche Akteure geöffnet. 

So können private Anbieter sowie wissenschaftliche oder zivilgesellschaftlich Organisationen eigene Wallets oder Wallet-Funktionen anbieten. Demnach können auch Google, Apple & co. EUDI-kompatible Wallets führen, sofern sie nach den europäischen Vorgaben entwickeln. Banken können die Funktion zur Identitätsprüfung direkt in ihre Apps integrieren und das umständliche Video-Ident-Verfahren ersetzen. 

Da die Wallet für Zahlungsvorgänge bessere Authentifizierungsabläufe ermöglicht, wird es für europäische Banken attraktiver Zahlungsdienste ähnlich PayPal anzubieten - mit dem entscheidenden Vorteil, dass Daten und Wertschöpfung in der EU bleiben.

Relevanz für soziale Einrichtungen und Wohlfahrt

Auch in unseren Arbeitsfeldern könnten Abläufe durch digitale Nachweise deutlich nutzerfreundlicher und schneller werden.

Chancen sehen wir gerade für Beratungsstellen, wo tendenziell viele Nachweise vorgelegt werden - etwa in der Migrationsberatung oder in der Schuldnerberatung. Chancen könnten auch im Ehrenamt liegen, wenn etwa Nachweise zur Organisationszugehörigkeit oder Qualifizierungsnachweise an Mitarbeitende ausgestellt werden. 

Für Einrichtungen: Klientendaten könnten direkt übernommen werden, digitale Nachweise können Papierdokumente ersetzen - Abtippen oder Scannen entfällt; Einrichtungen können eigene Nachweise ausstellen: besonders im Ehrenamt entstehen neue Möglichkeiten

Für Klientinnen und Klienten: Schnelles Ausfüllen von Formularen, sichere Datenübermittlung, Online-Zugänge einfacher zu nutzen, Verträge und Anträge digital und von zuhause aus unterzeichnen. Besonders für mobilitätseingeschränkte Personen ein echter Mehrwert. Leichterer Nachweis von Ansprüchen - besonders bei grenzüberschreitenden EU-Angelegenheiten

Für Pflege & Gesundheit: Ab 2027 sollen mittelgroße und große Gesundheitsdienstleister und damit auch DRK-Krankenhäuser die EUDI-Wallet zur Identitätsprüfung akzeptieren. Der Einsatz der EUDI-Wallet im Gesundheitssektor wird bereits in Pilotprojekten getestet. Die bestehende Telematikinfrastruktur wird ergänzt und Wallet-kompatibel gemacht, so dass perspektivisch Karten- und Konnektorentechnologien ersetzt werden können.

Der Zeitplan im Überblick

2024: Notwendige technische Standards bzw. Dienste liegen vor für die Möglichkeit der Integration von Wallet Funktionen in eine eigene App

2025: Entwicklung und Vertestung von Prototypen, erste Anwendungen im Testbetrieb

2026: Vorgaben für die Akzeptanz der EUDI-Wallet werden gesetzlich verankert, Wallet muss in allen EU-Staaten verfügbar sein (Basisfunktionen)

2027+: Ausbau der Funktionen, Integration weiterer Dokumente und Dienste

Was können wir jetzt schon tun?

  • Intern informieren: Was wissen die Mitarbeitenden schon über digitale Identitäten und Wallets?
  • Auf Prozesse schauen: Wo können digitale Nachweise oder Signaturen Mehrwerte schaffen? Wo spielen Identitätsnachweise eine Rolle, wo werden welche Daten/ Dokumente übermittelt, wo Unterschriften geleistet?
  • Zielgruppen im Blick: Wer profitiert, wer braucht Unterstützung?
  • Dranbleiben: Verfolgen Sie die Entwicklungen – die Wallet wird kommen.

Informationsveranstaltung

Im ersten Quartal 2026 bieten wir eine Informationsveranstaltung zur EUDI-Wallet an. 

Tragen Sie sich gerne jetzt schon in die Interessiertenliste ein, um rechtzeitig informiert zu werden.