Zusammen mit Frau Weyrauch waren neun weitere Personen, die in beratenden Funktionen bei Online- oder Telefonseelsorgediensten tätig sind, zu dem digitalen Format eingeladen. Die Themen der Hilfsangebote sind sehr unterschiedlich, wie auch die Problemlagen, in denen sich die Ratsuchenden befinden. Was jedoch alle Teilnehmenden berichteten: Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Anrufe und Online-Anfragen von Menschen in Notlagen stark gestiegen. Daher stand vor allem im Vordergrund, welche gesellschaftlichen und auch politischen Rahmenbedingungen notwendig sind, um Menschen in Notlagen besser zu schützen.
Auswirkungen des Lockdowns auf Familien mit Menschen, die an Suchterkrankungen leiden
Aufgrund des anhaltenden Lockdowns findet das Leben der Bürgerinnen und Bürger hauptsächlich in den eigenen vier Wänden statt. Während insbesondere alleinlebende Menschen von Einsamkeit berichten, bringt die Situation auch für Familien und Partnerschaften oft schwerwiegende Probleme mit sich. Kinder und Jugendliche, die sonst in Bildungseinrichtungen sind, erfahren nun möglicherweise mehr von den (Sucht-)Problemen ihrer Eltern und wissen oft nicht, an wen sie sich wenden können. Menschen, die an Suchterkrankungen leiden, können dem Drang, die gegenwärtigen Herausforderungen und Probleme mit Suchtmitteln zu kompensieren, teilweise nicht widerstehen und so kommt es zu Rückfällen, die häufig von den Angehörigen aufgefangen werden. In manchen Fällen kommt es auch zu häuslicher Gewalt. Frau Weyrauch berichtete der Kanzlerin von der Schwierigkeit, dass Frauenhäuser momentan meist voll belegt sind. Da in den Hotels ein Beherbergungsverbot herrscht, kommt auch diese Möglichkeit der Unterbringung nicht in Frage. Frau Weyrauch berichtete jedoch davon, dass es ihr in einigen Fällen möglich war, Pensionen zu finden, die unter strenger Einhaltung der Hygieneregeln einer Aufnahme von Hilfesuchenden zustimmten.
Eine weitere Belastung für Menschen mit Suchterkrankungen und deren Angehörige ist, dass Treffen von Selbsthilfegruppen aufgrund der Pandemie nicht stattfinden können. Die Selbsthilfegruppen bieten Betroffenen eine niedrigschwellige Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu kommen und sich über Hilfsangebote auszutauschen. Frau Weyrauch betonte im Dialog mit der Bundeskanzlerin, dass eine Telefonseelsorge alleine meist nicht ausreichend für Hilfesuchende ist. Der Beratung am Telefon fehle eindeutig die zwischenmenschliche Nähe, die andere herkömmliche Beratungsmöglichkeiten bieten könnten.
Ehrenamtliche Unterstützung gesucht
Auf die Frage von Frau Merkel, ob Frau Weyrauch denn noch “Mitstreiterinnen und Mitstreiter” in der ehrenamtlichen Arbeit des Sorgentelefons habe, berichtete Friedel Weyrauch davon, dass sie sehr wohl noch Unterstützung gebrauchen könne. Die Bundeskanzlerin nutzte die Gelegenheit für einen Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger, sich ehrenamtlich beim DRK zu engagieren. Wer Lust hat, kann sich gerne bei Friedel Weyrauch direkt melden!