Corona lessons – auf dem Weg zu einer krisenfesten Pflege
Das Deutsche Rote Kreuz möchte dementsprechend das Momentum der Krise und die Gelegenheit des Deutschen Pflegetags am 11.11.2020 nutzen, um erste Schlüsse aus der Pandemie und der anhaltenden Krisensituation zu ziehen. Um die wichtigen Schritte hin zu einer krisenfesteren Pflege zu gehen, müssen neue Konzepte geschaffen, bestehende ausgebaut und Abläufe sowie Krisenpläne erstellt und implementiert werden. Das DRK möchte daher über zukünftige Projekte und Maßnahmen diskutieren, die als Bausteine für ein Konzept hin zur resilienten und krisenfesten Pflege in Frage kommen und erste Ideen präsentieren.
Unter dem Titel „Corona lessons – auf dem Weg zur krisenfesten Pflege“ versammeln sich diverse Fachreferenten, um wissenschaftliche und verbandliche Fachimpulse zu liefern, die im Abschluss zur Diskussion gestellt werden. So werden Konzepte und Beiträge zum „Disaster Nursing“ und der besonderen Rolle von Pflegekräften in Krisenzeiten vorgestellt, Kompetenzanforderungen und Ausbildungsaspekte sowie die Organisation von Pflegekräften thematisiert. Außerdem wird die Rolle der Bevölkerung und die Notwendigkeit zur Befähigung für alltägliche Pflegetätigkeiten beleuchtet; für den Fall, dass in einer Krise alle Stricke reißen.
Disaster nursing – Beiträge aus der Wissenschaft
Zahlreiche Studien beschäftigen sich mit der Rollenbeschreibung und den Aufgaben von „Disaster Nurses“. In diesem Auftakt Input werden aus wissenschaftlicher Sicht die Spannungsfelder zwischen der besonderen Rolle der Pflegekräfte in Krisen und dem Fehlen eines klaren Handlungsauftrages dargestellt. Im Fazit wird die Notwendigkeit von nationalen Richtlinien und Konzepten für die Pflege in Krisenfällen aufgezeigt.
Durch neue „Kompetenzen“ im Krisenmanagement, sowie einer Erweiterung des Aufgabenspektrums kann der Berufsstand eine dringend erforderliche Aufwertung erfahren. Ebenso bildet „Disaster Nursing“ einen wichtigen Baustein hin zu einer professionellen, resilienten Pflege.
Das DRK freut sich diesbezüglich auf den Fachinput von Herrn Prof. Dr. Timo Ulrichs, Studiengangsleiter Internationale Not- und Katastrophenhilfe (B.A.) der Akkon-Hochschule Berlin.
Die Pflegeberufe auf dem Prüfstand – Welche Kompetenzen werden im Krisenfall benötigt?
Pflegekräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Vorsorge und der Bewältigung von Katastrophen. Welche Kompetenzen sind daher gefordert? Das International Council of Nurses (ICN, der internationale Dachverband aller Pflegefachverbände) hat die Kernkompetenzen von Disaster-Nurses definiert:
Im Anschluss an die Darstellung dieser Kompetenzen soll hier die Frage aufgeworfen werden, wie es gelingen kann, diese Kompetenzen zu vermitteln. Dabei werden Inhalte des Curriculums der neuen Pflege- Ausbildung und u.a. der Schwesternhelfer-Ausbildung des DRK beleuchtet.
Das DRK konnte auch für diesen Impuls, mit Frau Gabriele Müller-Stutzer, Präsidentin des Verbands der DRK Schwesternschaften, eine hochkarätige Referentin für die Veranstaltung auf dem Deutschen Pflegetag 2020 gewinnen.
Erste Hilfe für professionelle Pflege - die Bevölkerung als Ressource im Krisenfall?
Bei diesem Fachinput steht die Idee eines „Pflege Notfall-Kurses“ im Fokus. Eine derartige Public Health Intervention soll als Empowerment für die Bevölkerung dienen (ähnlich einem „Erste-Hilfe-Kurs“) und geeignete Gesellschaftsgruppen auf den Notfall vorbereiten.
Es ist ein denkbares Szenario, dass in kommenden Krisensituationen die Versorgung durch ambulante Pflegedienste sowie teilstationäre Einrichtungen stark eingeschränkt ist und pflegebedürftige Personen mit ihren Angehörigen und/oder der Nachbarschaft auf sich allein gestellt sind. Für solch eine Situation bereitet der freiwillige „Pflege Notfall-Kurs“ vor, sodass die Angehörigen und Nachbarn, im Fall der Fälle, die dringendsten pflegerischen Handlungen selbst übernehmen könnten.
Überdies kann durch diesen speziellen Kurs Verständnis für die häusliche Pflege geschaffen und auf das Berufsfeld Pflege aufmerksam gemacht werden. Außerdem können die beruflich Pflegenden indirekt unterstützt werden, da sie so öfter auf für die Tätigkeiten der Pflege „sensibilisierte“ bzw. „vorgebildete“ Angehörige treffen.
Das DRK freut sich auf den Beitrag von Herrn Marcus Aust, der im Zuge seines Fachinputs das „Bundesprogramm Erste-Hilfe mit Selbstschutzinhalten“ vorstellt, auf dessen Grundlage die Idee eines „Erste-Hilfe-Pflege-Kurses“ weiterentwickelt werden kann.
Podiumsdiskussion und Ausblick
Im Anschluss an die Fachimpulse stellen sich die Referentinnen und Referenten der Podiumsdiskussion, unter dem Beisein des Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung Andreas Westerfellhaus, sowie von Mario Czaja, Präsident des Berliner Roten Kreuzes e.V. Zusätzlich können Zuschauerinnen und Zuschauer Fragen und Beiträge im Live-Stream stellen und somit wichtige Impulse für die Diskussion liefern.
Auch wenn sich die Welt noch mitten im pandemischen Ausnahmezustand befindet und noch längst nicht alle „learnings“ gesichtet wurden, müssen jetzt die Grundsteine für eine zukunftsfähige und krisenfeste Pflege gelegt werden. Es sollte tunlichst vermieden werden nach dem Ende des Infektionsgeschehens so weiterzumachen wie bisher.
Denn eines ist klar: Es gilt das Pflegesystem nachhaltig krisenfest auszugestalten und für das Kommende zu wappnen. Das DRK setzt hier den ersten Grundstein auf dem Deutschen Pflegetag 2020 und sieht sich in der Verantwortung, die zukünftigen Prozesse fachgerecht mitzugestalten.
Für das Hauptaufgabenfeld Altenhilfe und Pflege: Niklas Muskulus, Referent Pflege