Dies sieht unter anderem eine möglichst umfassende Problemanalyse und die Diskussionen der jeweiligen Problemebenen vor: Wie stellen sich Probleme und Bedarfe für die Freie Wohlfahrtspflege und das DRK im Speziellen, im Allgemeinen aber auch als Arbeitgeberin, ihre Einrichtungen und Dienste und insbesondere die Beschäftigten dar? Mit den hieraus gewonnen Erkenntnissen sollen Handlungsmöglichkeiten diskutiert entwickelt und benötigte Ressourcen identifiziert werden.
Denn so wenig, wie komplexe Probleme nur einen einzigen Grund haben, lassen sich diese durch eindimensionale Lösungsansätze beheben. Dementsprechend ist es zwar unsere Aufgabe als DRK, die notwendigen politischen Veränderungen für eine Aufwertung der sozialen und gesundheitlichen Berufe einzufordern und konstruktiv zu begleiten. Dies kann jedoch nur gelingen und den angestrebten, nachhaltigen Effekt erzeugen, wenn auch die Einrichtungen und Dienste vor Ort ihren Beitrag zur Umsetzung einer mitarbeiterbezogenen Arbeitskultur leben und notwendige Veränderungen anstoßen.
Probleme kennen, um sie lösen zu können
Um diesen Prozess aufzusetzen und perspektivisch in der innverbandlichen Diskussion zu begleiten, hat sich im DRK-Generalsekretariat die interdisziplinäre Arbeitsgruppe Beschäftigungspolitik zusammengefunden, bestehend aus:
- Altenhilfe und Pflege
- Behindertenhilfe
- Flüchtlingshilfe
- Kinder- und Jugendhilfe
- Soziale Beratung
Beschäftigungspolitik als Gestaltungsauftrag
Für die Verfolgung eines umfassenden, ganzheitlichen Lösungsansatzes wurde in der Arbeitsgruppe der Begriff “Beschäftigungspolitik” bewusst weit ausgelegt. Dieser soll all jene Maßnahmen und Ansätze umfassen, die zur Aufrechterhaltung und den Ausbau des Beschäftigtenniveaus in den sozialen und gesundheitlichen Berufen notwendig sind. Mögliche Maßnahmen sollen in diesem Zuge einerseits sowohl auf politischer Ebene eingefordert werden als auch, dort wo möglich, eigens von Einrichtungen und Diensten entwickelt und deren Umsetzung und Weiterentwicklung angeregt werden.
Für das Ziel einer langfristig erfolgreichen Fach- und Arbeitskräftesicherung muss jedoch perspektivisch dafür Sorge getragen werden, dass sich politische und betriebliche Maßnahmen ergänzen und im Zusammenspiel neue, fruchtbare Perspektiven eröffnen.
Eine beschäftigungspolitische Vision für die DRK-Wohlfahrt
Um Probleme ernst zu nehmen, sich aber von ihnen nicht aufhalten zu lassen, möchten wir die Frage der Fachkräftesicherung lösungsorientiert gestalten und Potenziale aufzeigen, die eine stetige Veränderung und Anpassung incentivieren. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Arbeitsgruppe eine gemeinsame Zielvision für die DRK-Wohlfahrt erarbeitet, die als Orientierung in den politischen Raum als auch in den Verband hineinwirken soll:
1. Die DRK-Wohlfahrt erbringt als gemeinnützige Organisation qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Angebote aus den Bereichen der Wohlfahrtspflege im Sinne des sozialstaatlichen Erfüllungsauftrags. Durch eine gute Versorgung mit sozialen Einrichtungen und die Bereitstellung von fachlichen Leistungen werden „weiße Flecken“ verhindert. Vulnerable Gruppen erhalten die Hilfe, die sie benötigen und wissen in der DRK-Wohlfahrt stets ihren kompetenten Ansprechpartner an ihrer Seite.
2. Die DRK Wohlfahrt als Arbeitgeberin verpflichtet sich dem Prinzip der Guten Arbeit und der Fürsorge gegenüber ihren Beschäftigten. Aufgrund von gesunden und wertschätzenden Arbeitsbedingungen wie etwa betrieblichem Gesundheitsmanagement, guter Bezahlung, bedarfsgerechten Personalschlüsseln und attraktiven Karrierepfaden gewinnt, bindet und hält die DRK-Wohlfahrt qualifizierte Mitarbeitende. Dank zusätzlicher, flexibler Einstiegsmodelle und Angebote der Nachqualifizierung ermöglichen die vielfältigen Einrichtungen der DRK-Wohlfahrt interessierten Quereinsteigenden den Berufseinstieg in der Wohlfahrtsarbeit. Durch nachhaltige Personalkonzepte und flexible Zeitausgleichsregelungen, Möglichkeiten der Arbeitszeitreduzierung, etwa durch Eltern-, Pflege- oder Altersteilzeit sowie beruflichen Wiedereinstiegsmöglichkeiten werden die sozialen Einrichtungen der DRK-Wohlfahrt den privaten und familiären Bedürfnissen ihrer Beschäftigten im Sinne eines übergeordneten Care-Konzepts gerecht. Mit transparenten und individualisierten Personalentwicklungskonzepten gehen die sozialen Einrichtungen auf die individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten ein und ermöglichen durch eine Kultur des lebenslangen Lernens, sowie eines kompetenzorientierten Altersmanagements, langfristige und humane Perspektiven zum Verbleib in der DRK-Wohlfahrt.
Die DRK-Wohlfahrt gewinnt durch ein langfristig sowohl nach außen als auch innen angelegtes Beschäftigungskonzept an Attraktivität und steigert seinen Stellenwert in der Gesellschaft.
Der Weg ist das Ziel
Durch eine klare Vision vor Augen soll sich die Frage der Fach- und Arbeitskräftesicherung in der DRK-Wohlfahrt perspektivisch von einer bloßen Zielvorstellung zu einem gesamtverbandlichen Arbeits- und Gestaltungsauftragsauftrag entwickeln. Vor diesem Hintergrund können groß angelegte Leitlinien einer zukunftsweisenden Beschäftigungspolitik nur mit den zu beteiligenden Strukturen innerhalb des Verbands angegangen und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Durch das partizipative Einbeziehen der verbandlichen Gliederungen in den Prozess erhoffen wir uns als DRK-Wohlfahrt die notwendige Akzeptanz für diesen ambitionierten und langen Prozess.
Weitere Schritte
In den kommenden Monaten sollen im Zuge des Austauschs im Rahmen der Arbeitsgruppe Beschäftigungspolitik thematische Beiträge zur Beschäftigungssituation in den jeweiligen Bereichen der DRK-Wohlfahrt im Blog veröffentlicht werden, die den status quo und die Entwicklungspotenziale verdeutlichen. Darauf aufbauend sollen zudem mit Blick auf die Bundestagswahl 2021 politische Impulse und Forderungen für eine nachhaltige Beschäftigungspolitik für die DRK-Wohlfahrt erarbeitet werden.
Zusätzlich soll das Selbstverständnis der sozialen und gesundheitlichen Berufe innerhalb der sozialen Arbeit der DRK-Wohlfahrt reflektiert und im Rahmen der verbandlichen Veranstaltungsreihe #ZukunftWohlfahrt diskutiert und stetig weiterentwickelt werden. Perspektivisch sollen zudem weitere verbandsinterne Austauschformate zwischen Generalsekretariat und den DRK-Landesverbänden zum Thema Beschäftigungspolitik initiiert werden.
Um neue Arbeitskräfte für die sozialen und gesundheitlichen Berufe im DRK anzusprechen sollen Angebote für Orientierungskurse geschaffen und dort, wo möglich, niedrigschwellige Formen des Quer- und Seiteneinstiegs gefördert und weiterentwickelt werden.
Die Arbeitsgruppe Beschäftigungspolitik ist sich der Tragweite und der Langfristigkeit des Problems der Personalgewinnung, -bindung und -entwicklung bewusst. Lösungen können und werden wohl kaum kurzfristig möglich sein, doch lohnt sich der gemeinsame Blick voraus, um als DRK-Wohlfahrt gemeinsame Schritte zu gehen und die innerverbandliche Diskussion zu diesem Thema kontinuierlich voranzutreiben.
Ansprechpersonen für die Arbeitsgruppe Beschäftigungspolitik im DRK-GS sind:
Jan-Niklas Mehler, Referent Sozialpolitik (j.mehler(at)drk(dot)de)
Mascha Angrick, Referentin Politische Kommunikation (m.angrick(at)drk(dot)de)