Das Bild zeigt einen wild gestikulierenden Mann mit rotem T-Shirt, das von dem Slogan "und plötzlich...überschuldet" kontextualisiert wird.
AG SBV

Aktionswoche Schuldnerberatung: "...und plötzlich überschuldet!"

Jedes Jahr richten Wohlfahrts- und Fachverbände die bundesweite Aktionswoche Schuldnerberatung aus, um auf das Thema Schulden und die Lebenswirklichkeit von betroffenen Menschen hinzuweisen. Die diesjährige Aktionswoche vom 30. Mai bis 3. Juni steht zu diesem Zweck unter dem geeigneten Motto "...und plötzlich überschuldet" und zeigt, dass jeder vom Thema Schulden betroffen sein kann.

In Deutschland waren im Jahr etwa 3,08 Millionen Haushalte überschuldet - das entspricht ca. 6,16 Millionen Menschen. Damit verfügt Deutschland über eine Überschuldungsquote von 8,86 Prozent. Auch wenn die Entwicklung der Überschuldungszahlen im Jahr 2021 zunächst zurückging, ist dieser Trend aufgrund gesetzlicher Änderungen bereits wieder im Wandel begriffen. Auch tragen die weiterhin nur schwer zu prognostizierenden Folgewirkungen der Corona-Pandemie einen maßgeblichen Anteil zur allgemeinen Verunsicherung bei der statistischen Einordnung der Ver- und Überschuldungszahlen bei.

Die Corona-Pandemie hat das Thema Schulden in den Fokus gerückt und der Gesellschaft vor Augen geführt, dass niemand vor einem wirtschaftlichen Abrutschen geschützt ist. Ganz im Gegenteil: Überschuldung hat viele Gesichter.   Es ist daher wichtig, die notwendigen Lehren aus der Pandemie zu ziehen und die Themen Schulden und Überschuldung zu enttabuisieren. Durch eine aktive gesellschaftspolitische Diskussion muss es gelingen, die thematiche Stigmatisierung aufzubrechen und Betroffene auf ihrem Weg aus den Schulden zu stärken. Die Politik muss notwendige Maßnahmen ergreifen, um Überschuldung zu vermeiden und ihre erfolgreiche Bewältigung zu fördern.

Zeit für mehr Aufmerksamkeit und die Stärkung der gemeinnützigen Schuldnerberatung

Die AG SBV als Interessenvertretung der zusammengeschlossenen Anbieter gemeinnütziger Schuldnerberatung wirbt daher in der diesjährigen Aktionswoche vom 30. Mai. - 3. Juni um mehr Verständnis und Beachtung für die Situation überschuldeter Menschen und ruft die Politik zur Ergreifung notwendiger Maßnahmen zur strukturellen Stärkung von Schuldnerberatung sowie zur entschlossenen Bekämpfung von Überschuldung auf. Zu diesem Anlass fordert die AG SBV folgende Maßnahmen:

1. Einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Schuldnerberatung

Menschen geraten oft unverschuldet in finanzielle Notsituationen und benötigen professionelle sowie niedrigschwellige verfügbare Angebote. Dafür ist eine bundesweit verlässliche, d.h. auch finanziell abgesicherte Beratungslandschaft der Schuldner- und Insolvenzberatung notwendig. Ein gesetzlicher Rechtsanspruch auf kostenlose Schuldner- und Insolvenzberatung ermöglicht nicht nur jeder Person in finanzieller Not einen garantierten Zugang zu Hilfe, sondern sichert auch den hierfür notwendigen Ausbau eines flächendeckenden Beratungsangebotes.

2. Zukunftsweisender Ausbau der Finanzierung von Sozialer Schuldnerberatung

Wirtschaftlich erwünschte Verschuldung kann unverhofft jederzeit durch ungeplante Ereignisse in die Überschuldung führen. Überschuldete Personen fallen als Konsument:innen aus. Um für diese Menschen wieder einen Zugang zum wirtschaftlichen Kreislauf zu schaffen und so eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist ein Neustart nach erfolgreicher Schuldenregulierung notwendig. Hierzu müssen insbesondere negative Einträge früherer, aber inzwischen regulierter Schulden bei Auskunfteien zeitnah gelöscht werden.

Soziale Schuldnerberatung verfolgt einen ganzheitlichen Beratungsansatz und unterstützt Überschuldete bei ihrer wirtschaftlichen und psychosozialen Stabilisierung. Sie trägt so dazu bei, dass Verbraucher:innen wieder verantwortlich am Wirtschaftsleben teilhaben können. Um dies zu gewährleisten, braucht es eine flächendeckende, stabile Finanzierung von Schuldner- und Insolvenzberatung.

3. Investitionen in die Digitalisierung auf allen Ebenen

Der Zugang zu Schuldner- und Insolvenzberatung als Leistung des Sozialstaates im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge muss leicht zugänglich und unbürokratisch geregelt sein. Dafür ist unter anderem ein Ausbau der Digitalisierung auf allen Ebenen notwendig: Bürger:innen benötigen die technische Ausstattung und den Zugang zu digitalen Angeboten. Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen benötigen finanzielle und technische Unterstützung sowie Support bei Auf- und Ausbau von digitalen Formaten. Die Kommunen und Länder müssen hierfür sowohl flächendeckende Angebote als auch notwendige technische Schnittstellen zur Verfügung stellen.

Links & weiterführende Informationen

Bei (drohender) Überschuldung finden Sie auf den Seiten des DRK Beratungsstellen in Ihrer Nähe.

Wichtige Antworten auf Fragen zum Thema Überschuldung und zur Arbeit von gemeinnützigen und sozialen Schuldnerbreatungsstellen finden Sie auf dem Informationsportal www.meine-schulden.de der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung e.V. (BAG-SB e.V.)