Ja, Demenz gehört zum Alltag. Demenz betrifft uns alle. Die meisten kennen jemanden, sei es Großmutter oder Großvater, ein Elternteil, der an Demenz erkrankt ist. Oder es ist die ältere Nachbarin, die manchmal verwirrt im Hausflur steht und behauptet, sie müsse ihre Kinder abholen. Nicht zuletzt begegnen wir manchmal Menschen auf der Straße, die einen zerstreuten Eindruck machen, wie im oben beschriebenen Beispiel.
Derzeit leben ca. 1,6 Millionen Menschen mit einer demenziellen Erkrankung in Deutschland.
Es wird davon ausgegangen, dass diese Zahl infolge des demografischen Wandels steigen wird, weil das Risiko an dieser Krankheit im Alter zu erkranken höher ist. Demenz ist bislang nicht heilbar und zieht teilweise einen langen Leidensweg nach sich - für die Betroffenen aber auch für deren Angehörige.
Anfang 2019 wurde von der Bundesregierung, federführend von den Ministerien BMFSFJ, BMG sowie BMF die Nationale Demenzstrategie einberufen. Gemeinsam mit vielen anderen Akteuren, unter anderem der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V., kommunalen Spitzenverbänden und auch der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Das Deutsche Rote Kreuz, welches aktuell die Federführung inne hat, hat die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege bei der Ausarbeitung der Maßnahmen der Nationalen Demenzstrategie vertreten. Gemeinsam haben wir in Themenbereichen des Sozialraums, der Situation von pflegenden Angehörigen oder die ambulante- und stationäre Pflegesituation sowie der Wissenschaft, Maßnahmen auf Grundlage von Erfahrungen, Expertenwissen und Praxisbeispielen erarbeitet, um die Situation von an Demenz erkrankten Menschen und deren Angehörigen in Deutschland zu verbessern.
Am 01.07.2020 wurde die Nationale Demenzstrategie vom Kabinett verabschiedet.
Es liegt nun ein umfangreicher Maßnahmenkatalog vor. Maßnahmen, die es umzusetzen gilt. Hier haben wir alle einen herausfordernden Weg vor uns. Noch immer fehlen demenzfreundliche Konzepte für z.B. Notaufnahmen bzw. Krankenhäuser oder Demenzkonzepte in vielen Kommunen. Dabei geht es nicht nur um konzeptionelle Strategien, sondern auch darum die Gesellschaft zu sensibilisieren und das Thema zu enttabuisieren. Demenz hat viele Facetten und betrifft Menschen, die allein leben, Menschen mit Migrationshintergrund oder auch jüngere Menschen. Die Demenzstrategie berücksichtigt diese Vielfalt und hat die pflegenden Angehörigen ebenfalls im Fokus.
Die Pflege und Betreuung von an Demenz Erkrankten wird häufig von Angehörigen übernommen. Die Versorgung ist besonders herausfordernd und belastet den Angehörigen psychisch, finanziell und zeitlich.
Um den Alltag und die Pflege zu Hause gut bewältigen zu können, benötigen Angehörige:
Ein umfangreiches Wissen über das Krankheitsbild.
Bessere Beratung zu Unterstützungsmöglichkeiten.
Möglichkeiten zur eigenen Erholung.
Anerkennung dieser anstrengenden Aufgabe.
Durch den umfangreichen Maßnahmenkatalog sollen u.a. die Möglichkeiten der Beratung bekannter gemacht und, wo notwendig, ausgeweitet werden.
Das Deutsche Zentrum für Altersfragen hat nach Beauftragung von BMG und BMFSFJ eine Geschäftsstelle Nationale Demenzstrategie eingerichtet und hat den Prozess der Entwicklung der Nationalen Demenzstrategie inhaltlich und organisatorisch unterstützt.
Auch wurden die bis jetzt gewonnenen Erkenntnisse aus der Covid-19 Pandemie mit eingebracht. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat zum Beispiel im Zuge dessen eine Video-Beratung angeboten, um vor allem pflegenden Angehörigen als Ansprechpartner nicht wegzubrechen.
Die nationale Demenzstrategie wird voraussichtlich zwischen dem 21.09.-23.09. bei einer Kick-off Veranstaltung in Berlin ausführlich vorgestellt. Wir werden darüber berichten.